Die Diakonie Österreich ist der Dachverband diakonischer Trägerorganisationen in Österreich. 

Wer ist die Diakonie Österreich?

30 größere und kleinere Werke und Vereine, die an rund 620 Standorten 412.000 Menschen betreuen, begleiten und beraten, sind Mitglieder der Diakonie Österreich. Der Verein Diakonie Österreich erfüllt seine Aufgaben gemeinnützig und mildtätig.

Die Kirche hat den Auftrag, Gottes Liebe zur Welt in Jesus Christus allen Menschen zu bezeugen. Diakonie ist eine Gestalt dieses Zeugnisses und nimmt sich besonders der Menschen in leiblicher Not, in seelischer Bedrängnis und in sozial ungerechten Verhältnissen an. Sie sucht auch die Ursachen solcher Nöte zu beheben. Sie richtet sich in ökumenischer Weite an Einzelne und an Gruppen, an Nahe und Ferne, an Christen und Nichtchristen. Die Diakonie Österreich weiß sich diesem Auftrag Jesu Christi verpflichtet.

Präambel der Vereinsstatuten der Diakonie Österreich

Aufgaben der Diakonie Österreich

  • Vernetzung, Unterstützung und Förderung ihrer Mitglieder
  • Entfaltung und Weiterentwicklung des diakonischen Gedankens und seine Verbreitung und öffentliche Verkündigung in und außerhalb der Diakonie
  • Erarbeitung und Verbreitung der theologischen und ethischen Grundlagen der Diakonie
  • Grundlagen und Advocacy: evidenzbasierte Entwicklung sozialpolitischer und sozialethischer Positionen im Dienste der Klient:innen der Diakonie 
  • Vertretung der Diakonie und ihrer sozialpolitischen und -ethischen Positionen in der medialen Öffentlichkeit
  • Repräsentanz der Diakonie gegenüber Politik und Behörden auf Österreichebene
  • Vernetzung mit kirchlichen Stellen und Unterstützung der Gemeindediakonie
  • Vertretung der Diakonie gegenüber und Zusammenarbeit mit Schwesterverbänden
  • Internationale Vernetzung
  • Förderung der Auslandsarbeit in der Diakonie ACT Austria

Ein:e hauptamtliche:r Direktor:in vertritt die Diakonie Österreich nach außen, leitet die Geschäftsstelle und zeichnet für die Erledigung der Vereinsgeschäfte verantwortlich. Er:sie ist ordinierte:r Amtsträger:in der Evangelischen Kirche und wird auf sechs Jahre vom „Diakonischer Rat“ gewählt.

Amtierende Direktorin ist Pfarrerin Maria Katharina Moser.

Der:die ehrenamtliche Präsident:in wirkt vorrangig nach Innen und führt den Vorsitz in den Gremien. Er:sie wird aus der Mitte des „Diakonischer Rats“ gewählt.

Amtierender Präsident ist Thomas Fux.

Der „Diakonische Rat“ setzt sich aus maximal 13 Vertreter:innen der Mitgliedsorganisationen der Diakonie Österreich zusammen, seine Funktion entspricht der eines Vereinsvorstands.

Die Diakonie Österreich, in der sich alle diakonischen Werke und Vereine zusammengeschlossen haben, wurde 1968 gegründet. Zunächst trug der Dachverband den Namen Diakonisches Werk für Österreich.

Vorgängerin der Diakonie Österreich war der „Zentralverein für Innere Mission in Österreich“, der 1912 ins Leben gerufen wurde, um die vielfältigen diakonischen Werke und Einrichtungen in Österreich besser organisieren und fördern zu können. Der Zentralverein sollte ein engeres Verhältnis zu kirchlichen Stellen aufbauen und auch Beziehungen zum Ausland, insbesondere zur Inneren Mission in Deutschland, pflegen.

Erster Generalsekretär war Pfarrer Hans Jaquemar. Ihm war es ein Anliegen, die diakonische Arbeit in Wien und Umgebung voranzutreiben, und so initiierte er die Gründung von Hilfswerken, etwa die Stadtmission Wien, das „Haus in der Sonne“ in Perchtoldsdorf oder die Evangelische Soziale Frauenschule. Um Interessenskollisionen zu vermeiden – der Zentralverein sollte ja die gesamte österreichische Diakonie vertreten – wurde für diese Einrichtungen der „Verband der Werke der Inneren Mission“ geschaffen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der „Evangelische Verein für Innere Mission in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland“ die vom Zentralverein gegründeten Einrichtungen.

1936 folgte Pfarrer Ernst Gottfried Meyer, ein dezidierter Parteigänger der Deutschen Christen, Hans Jaquemar als Generalsekretär nach. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde Meyer vom „Stillhaltekommissar für Organisationen, Vereine und Verbände in der Ostmark“ zum Leiter der gesamten Inneren Mission in Österreich bestimmt. Die Innere Mission wurde der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) eingegliedert, unterstellt und neu organisiert: Der Zentralverein konstituierte sich neu als Landesverband („Evangelischer Zentralverein für Innere Mission in der Ostmark“), die in vier Gauvereinen vereinigten Werke und Anstalten wurden dem Landesverband nach dem Führerprinzip unterstellt. Die einzelnen Werke der Inneren Mission verloren ihre finanzielle und juristische Selbstständigkeit, auch Häuser, Vermögen und Arbeitsbereiche.

Nach dem Krieg begann die Wiederaufbauarbeit. Die Vereinsstrukturen der Inneren Mission mussten neu aufgestellt werden.  

Auf Österreichebene wurde 1950 der „Evangelische Zentralausschuss für Innere Mission und Diakonie in Österreich“ ins Leben gerufen – eine unverbindliche Arbeitsgemeinschaft zum Meinungsaustausch.  

Mit der Zeit stieg die Notwendigkeit, eine zentrale Geschäftsstelle mit einem hauptamtlichen Leiter einzurichten, vor allem auch um Hilfsgelder aus Deutschland zum Aufbau der Diakonie zu verwalten. So wurde der Zentralausschuss 1968 aufgelöst und das Diakonisches Werk für Österreich, die heutige Diakonie Österreich, als Verein mit verbindlichen Statuen gegründet. Mitglieder des Diakonischen Werks für Österreich wurden die verschiedenen Werke, Vereine und Arbeitszweige der Diakonie in Österreich. Um die Zusammenarbeit zu fördern, wurde der „Diakonische Rat“ mit Vertreter:innen der fünf großen und einiger kleiner Mitglieder installiert.

Bereits in seiner zweiten Sitzung beschloss der Diakonische Rat die Gründung der Diakonie Katastrophenhilfe. Damit war der Grundstein für die Auslandsarbeit gelegt, die heute in der Diakonie ACT Austria organisiert ist.

Erster Diakonie-Direktor war Pfarrer Ernst Gläser. Er hat die Entwicklung von der „Inneren Mission“ zur heutigen Diakonie maßgeblich geprägt. Insbesondere verdient gemacht hat er sich um den Aufbau der Diakonie Katastrophenhilfe, die Gründung der Johanniter-Unfall-Hilfe und die Betreuung serbisch-orthodoxer Gastarbeiter:innen. Entscheidende sozialpolitische Impulse hat er bei der Einführung des Zivildienstes und des Pflegegeldes gesetzt.

1994 folgte Pfarrer Michael Chalupka Ernst Gläser als Diakonie-Direktor nach. Während seiner 24-jährigen Amtszeit wurde insbesondere die Sozialexpertise der Diakonie Österreich ausgebaut. Chalupka machte die Diakonie zu einer wesentlichen Stimme in gesellschafts- und sozialpolitischen Debatten in Österreich. 1995 war er Mitinitiator der Armutskonferenz, 2000 bis 2018 Präsident des Österreichischen Komitees für Soziale Arbeit (ÖKSA).  

2018 übernahm mit Pfarrerin Maria Katharina Moser die erste Frau das Amt der Diakonie-Direktorin.