Majed pflegt Karoline mit Kompetenz und „Schmäh“

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12. November 2024
Menschen im hohen Alter brauchen Pflege – und Pflegekräfte, die für sie da sind.

Hoffnungsträger Majed begleitet Hoffnungsträgerin Karoline seit 2020

Karoline erzählt: „Ich wohne seit 2020 im Diakoniezentrum Oberwart. Seit damals schon begleitet mich auch der Majed. Wenn er nicht da ist, ist der Tag nicht so schön. Wir sind schon ein Team. Nerven tut er mich eigentlich nie – außer, wenn er den ganzen Tag das Lied ‚Fliege mit mir in die Heimat‘ pfeift. Dann schnappe ich mir die Fernbedienung und schaue ORF 2. Und ich spiele auch gerne Schnapsen im Erdgeschoss. Ein bisserl Schummeln gehört dabei dazu.

Wenn Majed nicht da ist, ist der Tag nicht so schön!

Hoffnung bedeutet für mich: gesund bleiben und dass die Kinder gesund bleiben. Die Hoffnung geben wir nie auf, [singend]: ‚Gib die Hoffnung niemals auf, was auch kommt in deinem Leben…‘.“  

Majed erzählt: „Mit der Frau Koller habe ich schon Schmähs, die nur wir beide verstehen. Aber das Schnapsen hat sie mir immer noch nicht beigebracht. Sie ist dabei eine Profischummlerin.

Beim Kartenspielen ist Frau Koller eine Profischummlerin 😉

Wenn ich im Dienst bin, gehe ich in der Früh als zweites Zimmer zur Frau Koller, weil ich weiß, dass sie immer zeitig aufsteht. Manchmal ist sie so schnell, dass ich fast keine Arbeit mehr habe. Aber ich weiß auch um die Einschränkungen, mit denen Frau Koller lebt. Als Pflegeassistent unterstütze ich sie über den Tag auf vielfältige Weise: beim Anziehen, beim Essen und mit den Medikamenten.

Mein Weg in das Pflegeheim der Diakonie im Südburgenland begann 2015 mit meiner Flucht aus Syrien und hat mich über Traiskirchen ins Burgenland geführt. Da habe die Pfarrerin in Oberwart kennengelernt. Weil ich damals noch nicht wusste, was ich beruflich machen will, fragte sie mich, ob ich nicht in einem Altenheim schnuppern möchte. Ich wusste gar nicht, was mich erwartet. Aber aus einem ersten Tag sind schließlich Jahre geworden.

Ich habe die Ausbildung als Pflegeassistent gemacht, wenn auch mit einigen Hürden. Bei der Bewerbung wurde ich ständig gefragt, warum ich nicht einfach den Stapler-Schein mache. Naja. Aber jetzt arbeite ich im Altenheim der Diakonie und mache die Aufschulung zum Diplom-Krankenpfleger.

Wir müssen den alten Menschen Respekt entgegenbringen

Mir ist eines wichtig: Die Menschen können nichts für ihre Erkrankungen, wir müssen ihnen Respekt entgegenbringen. Wir dürfen sie nie abwerten, nur weil sie vergesslich sind oder körperlich schwach. Sie haben viel geleistet und Österreich aufgebaut. Jetzt brauchen sie Unterstützung, und ich bin gern für sie da.

Wenn man die Leute sieht, dass sie lachen, und wenn man die Leute zum Lachen bringt, das ist wirklich etwas Wertvolles. Gleich als ich angefangen habe, habe ich gesehen, dass die Menschen diesen Kontakt und den Schmäh brauchen.

Die Bewohner:innen sind nicht meine Patienten, die sind meine Lehrer:innen

Die Bewohner:innen sind nicht meine Patienten, die sind meine Lehrer:innen, ich hab so viele Wörter von denen gelernt. Tachinieren, z.B. Oder hinter mir die Sintflut. Oder Schaß mit Quasteln. Es war gegenseitig, das Lernen und das Helfen.

Eine Bewohnerin hat zu mir gesagt: „Sie sind ja kein Pfleger, Sie sind ein Kasperl. Und Lachen ist ja gesund, meiner Meinung nach, die reine Medizin.“

Majed begleitet Karoline seit 2020.

Was muss passieren, damit Menschen im Alter wie Karoline gute Pflege bekommen und Fachkräfte wie Majed gut pflegen können?

Wie Karoline brauchen 470.000 Menschen in Österreich Pflege und Betreuung. Sie können meistens nur zwischen mobiler Hauskrankenpflege und Pflegeheim wählen. Andere Formen der Unterstützung gibt es nicht in ganz Österreich. Das System bestimmt das Angebot, nicht der Mensch mit seinen Bedürfnissen. Die entscheidende Frage für eine Reform lautet: Wie willst du mit Pflegebedarf leben?

Als Diakonie setzen wir dafür ein, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Pflegebedarf im Mittelpunkt stehen. Jede Person soll bekommen, was sie braucht: von Kurzzeitpflege oder mobiler Hauskrankenpflege über stundenweise Betreuung zu Hause oder Tageszentren bis zur professionellen Pflege im Pflegeheim.

Pflege und Betreuung ist eine erfüllende Arbeit, das zeigt auch die Geschichte von Majed. Doch Pflegekräfte stehen stark unter Druck. Daher richtet sich die zweite wichtige Frage für eine Reform an Pflegefachkräfte: Wie willst du pflegen? Die Antwort von Pflegekräften aus der Diakonie lautet fast immer: „Wir brauchen mehr Zeit, um uns den Menschen zu widmen.“ Und: „Es geht nicht nur um warm, satt, sauber. Das Soziale ist mindestens genauso viel wert.“

Als Diakonie setzen wir uns dafür ein, dass es mehr Personal gibt und die Personalschlüssel angehoben werden. Auch ein stabiler Dienstplan und Entlastung durch Entbürokratisierung und Digitalisierung sind wichtig.

Eine Kindergärtnerin und ein Kind lachen miteinander.
Hoffnung ist wie ein Lächeln. Sie ist ansteckend. Matteo, begleitet von Claudia seit 2019. / © Severin Wurnig / Identum

Hoffnung braucht dein Ja

Gerade in Zeiten von Krisen möchte die Diakonie das weitergeben, was ermutigt und trägt: Hoffnung. Hoffnung ist wie ein Lächeln – sie steckt andere an.

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