Kathi spricht mit den Augen
- Story
Hoffnungträgerin Irmgard begleitet Hoffnungsträgerin Kathi seit 2024
Kathi erzählt: „Ich heiße Katharina, die meisten sagen aber Kathi zu mir. Ich bin 13 Jahre alt und gehe in die dritte Klasse Neue Mittelschule in Linz.
Meine Schule ist eine spezielle Schule für Kinder mit einer körperlichen Behinderung. Ich bin die einzige in der Klasse, die mit einer Kommunikationshilfe spricht. Das ist aber kein Problem, weil ich mit meinem Sprachcomputer genauso im Unterricht mitmachen kann wie meine Mitschüler.
Kathi braucht für manche Aufgaben mehr Zeit
Nur eines ist anders: Ich brauche für manche Aufgaben mehr Zeit. Ich spreche nämlich mit meinen Augen, weil ich meine Bewegungen und Muskeln nicht so gut steuern kann. Mit den Händen könnte ich keinen Computer bedienen, aber mit den Augen klappt das super. Augensteuerung nennt sich das.
Mit der mache ich alle Schulübungen, Hausübungen, Schularbeiten und Tests. In Mathematik habe ich eine Spezial-Software, mit der ich schriftlich Rechnen und auch geometrische Zeichnungen machen kann.“
Kathis Beraterin Irmgard Steininger erzählt: „Wenn Kathi mich mit ihren offenen und aufmerksamen Augen anstrahlt, erwärmt sie mein Herz. Seit sie es geschafft hat, mittels der Augensteuerung zunächst mittels Symbolen zu kommunizieren, dann lesen und schreiben zu lernen, ist eine komplett unabhängige und oft auch überraschende Unterhaltung mit ihr möglich. Ich durfte im Rahmen eines Forschungsprojektes ein Interview mit ihr führen, was ein Vergnügen war. Ich konnte erfahren, wie zufrieden sie nun mit ihrem Leben ist. Ein Highlight unserer Bekanntschaft war ein gemeinsam abgehaltener Workshop für die Kinderuni – Kathi hat sich vorgestellt, Fragen beantwortet und mit den Kindern gemeinsam gespielt. 14 Kindern staunten nicht schlecht, als Kathi vorführte, was alles in ihr steckt – und was sie durch die elektronische Kommunikationshilfe nun zeigen kann!“
Kathis Mutter Nina erzählt: „Wir haben in der Volksschule erlebt, was eine inklusive Schule leisten kann. Kathi war in einer inklusiven Volksschule, wo gesunde und beeinträchtigte Kinder im Rahmen eines Schulversuchs gemeinsam unterrichtet werden. Dort ist der Fokus, dass alle Kinder bestmöglich gefördert werden.
Für Kathi hat das bedeutet, dass sie ganz normal in einer Klasse integriert war, aber gleichzeitig so viel individuelle Unterstützung bekam, wie sie gebraucht hat. Sie hat die Volksschule nach dem normalen Volksschullehrplan abgeschlossen. Von den Kindern ohne Behinderungen sind übrigens viele danach problemlos ins Gymnasium gewechselt.
Ich bin die Kathi und ich bin auf Plakaten der Diakonie
VERBUND-Empowerment Fund der Diakonie
Diakonie und VERUND arbeiten gemeinsam seit 15 Jahren daran, die Politik davon zu überzeugen, dass es einen bundesweit einheitlichen Rechtsanspruch auf Beratung und Versorgung mit Assistierenden Technologien und Unterstützter Kommunikation braucht. Bis diese Lücke in der Sozialpolitik geschlossen ist, hilft der „VERBUND-Empowerment Fund der Diakonie“ bei der Finanzierung von Assistierenden Technologien für Menschen, die sich diese nicht leisten können.
Kathis Alltag: nie ohne ihren Sprach-Computer
Für die Mittelstufe, wo Kathi jetzt ist, gibt es leider kein vergleichbares schulisches Angebot. Aber wir hatten wieder Glück: In Linz gibt es eine sehr gute Schule speziell für körperlich und sprachlich beeinträchtigte Kinder. Inzwischen ist Kathi schon in der dritten Klasse. Das funktioniert aber nur, weil die Rahmenbedingungen dort passen.
In zwei Jahren, also nach der Pflichtschule, müssen wir entscheiden, wie es weitergeht. Dann steht bei uns auch die klassische Frage an: Lehre oder Matura? Inklusive Oberstufenschulen, wo die Rahmenbedingungen auch für Kathi passen würden, gibt es bei uns aber nicht. Wir hoffen sehr, dass sich hier in den nächsten Jahren noch was auftut. Funktionieren würde es, das haben wir in der Volksschule gesehen.”
Was muss passieren, damit Inklusion für Kinder mit Behinderungen wie Kathi möglich wird?
Rund 63.000 Menschen in Österreich sind, wie Kathi, in ihrer Lautsprache eingeschränkt. Sie brauchen assistierende Hilfsmittel. Aber der Weg zum passenden Hilfsmittel ist kompliziert. Viele unterschiedliche Ämter und Stellen auf Landes- und Bundesebene sind involviert. Trotzdem werden die Kosten für das Hilfsmittel oft nur teilweise übernommen.
Als Diakonie setzen wir uns ein für einen Rechtsanspruch auf Hilfsmittel, damit Menschen mit Einschränkungen in der Lautsprache ihr Recht auf Kommunikation ausüben können. Wichtig sind auch Anlaufstellen in allen Bundesländern, die von Beratung über Abgabe der Hilfsmittel bis hin zur Anwendung unterstützen.
Alle Kinder verdienen gute Bildung. Aber für Kinder mit Behinderungen wie Kathi gibt es viele Hürden. Zum Beispiel warten viele Kinder mit Behinderungen vergeblich auf einen Kindergartenplatz. Ab der Schulpflicht wird es nicht überall besser. Zum Beispiel fehlt es in den Schulen und Horten an inklusiven Nachmittagsbetreuungsangeboten. Und für viele Jugendliche mit Behinderungen endet die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, nach der 10. Schulstufe.
Als Diakonie setzen für uns dafür ein, dass alle Kinder – ob mit oder ohne Behinderung – einen gemeinsamen Kindergarten besuchen und von der Volksschule bis zur Matura gemeinsam unterrichtet werden. Ausreichende finanzielle Mittel müssen in inklusive Bildung fließen – und nicht in Sonderschulen. Inklusion in der Schule ist Voraussetzung für Inklusion am Arbeitsmarkt.
Hoffnung braucht dein Ja
Gerade in Zeiten von Krisen möchte die Diakonie das weitergeben, was ermutigt und trägt: Hoffnung. Hoffnung ist wie ein Lächeln – sie steckt andere an.
Lassen auch Sie sich anstecken und lernen Sie unsere Hoffnungsträger:innen kennen!