Teil 3: Was heißt säkular?

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22. März 2017
Säkularisierung bedeutet allgemein „Verweltlichung“. Wir sprechen vom „säkularen Staat“ und meinen damit: Der Staat gründet nicht auf bestimmten religiösen Überzeugungen.

Säkular bedeutet zunächst ganz allgemein: weltlich (im Unterschied zu geistlich), profan (im Unterschied zu sakral). Das Adjektiv zeigt Distanz zu Religion(en) und zu religiösen Deutungen und Begründungen an. Das Adjektiv „säkular“ wird in Kombination mit verschiedenen Substantiven verwendet:

Wir sprechen vom „säkularen Zeitalter“ und meinen damit: Wir leben in einer Zeit, in der es leicht und für viele sogar selbstverständlich ist, nicht zu glauben und keiner Religionsgemeinschaft anzugehören.

Wir sprechen vom „säkularen Staat“ und meinen damit: Der Staat gründet nicht auf bestimmten religiösen Überzeugungen.

Um 1500 war das anders. Es war so gut wie unmöglich, nicht in der einen oder anderen Form an Gott zu glauben. Wir sprechen vom „säkularen Staat“ und meinen damit: Der Staat gründet nicht auf bestimmten religiösen Überzeugungen. Er darf weder christlich, noch jüdisch, noch muslimisch, noch buddhistisch sein. Kirchen/Religionsgemeinschaften und Staat sind getrennt. Wir sprechen von „säkularen Juden“ und meinen damit: Diese Person ist ein Jude oder eine Jüdin, der/die seine Religion nicht ausübt.

Wir sprechen von einer „säkularen Ethik“ und meine damit: In der Frage, was gut und was böse, was falsch und was richtig ist, spielen religiöse Argumente keine Rolle. Wir sprechen von „säkularem Denken“ und meinen damit: Wenn jemand über die Wirklichkeit, die Welt und den Menschen nachdenkt, verzichtet er auf metaphysische oder transzendente Ideen oder Bezüge.

Zur Wortfamilie des Adjektivs „säkular“ gehört das Substantiv Säkularisierung. Säkularisierung bedeutet allgemein „Verweltlichung“. Im Konkreten kann Säkularisierung verschiedenes bedeuten: Als rechtlicher Begriff steht Säkularisierung für die Übernahme von kirchlichem Vermögen durch die weltliche Obrigkeit und von geistlichen Fürstentümer durch weltliche Herrscher (v.a. Anfang des 19. Jh. in Deutschland). Mit dem Herrschaftswechsel ging eine Trennung von weltlichen und religiösen Funktionen (Fürst und Diözesanbischof) einher.

Mit dem Begriff Säkularisierung werden auch geistes- und kulturgeschichtliche Entwicklungen gedeutet, vor allem die Emanzipation des Menschen aus religiösen Zwängen. Als soziologischer Begriff meint Säkularisierung sowohl die abnehmende Bedeutung von Religion als auch den Rückzug der Religion ins Private und die Freisetzung gesellschaftlicher Bereiche von direkter religiöser Kontrolle.

 

Der Text entstand aufgrund einer Initiative von www.unsereverfassung.at in Zusammenarbeit mit dem Institut für öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie.

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