„Moria brennt noch“ - NGOs fordern dringende Evakuierung vor dem nächsten Winter

  • Pressemitteilung
09. September 2021
Ein Jahr nach dem Brand im Lager Moria auf Lesbos gehen die Grundrechtsverletzungen weiter

Auch ein Jahr nach dem Brand von Moria auf der Insel Lesbos in der Nacht von 8. auf 9. September 2020 sitzen tausende Menschen in den Elendslagern auf den griechischen Inseln fest. Trotz unzähliger Evakuierungsappelle sowie Ankündigungen, die Lage durch „Hilfe vor Ort" zu entschärfen, wurde die Versorgung der betroffenen Kinder, Frauen und Männer nicht wesentlich verbessert. In einem gemeinsamen Offenen Brief wenden sich Ärzte ohne Grenzen Österreich, Caritas, Diakonie und die Initiative Courage-Mut zur Menschlichkeit einmal mehr an die österreichische Bundesregierung, Verantwortung zu übernehmen und die  bisherige Position zur Aufnahme Schutzsuchender aus Griechenland zu überdenken.

Die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern sind weiterhin menschenunwürdig

„Die Flammen in Moria mögen erloschen sein – doch das Leid in den griechischen Elendslagern lodert weiter", warnt Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich. „Die Notlage auf den griechischen Inseln hält bereits seit fünf Jahren an. Die Lebensumstände sind akut gesundheitsgefährdend: Unsere Teams berichten von gravierenden medizinischen und psychologische Folgen für die Patient:innen. Leider sprechen die Behandlungszahlen unserer Psycholog:innen für sich: Von den 1.369 Menschen, die wir 2019 und 2020 in unseren Kliniken auf Chios, Lesbos und Samos psychologisch betreuen mussten, hatten 180 Selbstverletzungen oder Suizidversuche hinter sich. Zwei Drittel waren Kinder – das jüngste war erst sechs Jahre alt. Als Hauptgrund nannten die Betroffenen ihre Lebensumstände und die ständige Angst, in der sie lebten."

Mit einem symbolischen Feuer wurde daran erinnert dass trotz aller Versprechungen, die Lage zu verbessern oder „Hilfe vor Ort" zu leisten, die Grundrechtsverletzungen täglich weitergehen.

In Griechenland wird täglich EU-Recht gebrochen

„Es gibt keinen Grund, warum schutzsuchende Menschen in Griechenland anders untergebracht werden sollten, als in Österreich oder Deutschland. - Es ist das gleiche Recht, das in der gesamten europäischen Union gilt. Dieses Recht wird in Griechenland täglich gebrochen", so Christoph Riedl – Diakonie-Experte für Asyl und Menschenrechte.

„Es muss um Beides gehen: Um wirksame Hilfe vor Ort und die Evakuierung von Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind. Das ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Und auf europäischer Ebene ist jetzt dringend eine nachhaltige und menschenrechtskonforme Ausgestaltung der Asyl- und Migrationspolitik gefordert. In Zeiten wie diesen brauchen wir Solidarität im Weltmaßstab, nicht nur für den Hausgebrauch", betont Daniela Pamminger, Leiterin Katastrophenhilfe der Caritas Österreich.

Lassen Sie uns helfen!

„In Österreich gibt es eine überwältigende Solidarität mit Geflüchteten und eine große Hilfsbereitschaft. Wir wollen wirklich helfen! Wir lassen die Menschenwürde nicht in den Flammen von Moria verbrennen. Auch ein Jahr danach nicht. Lassen Sie uns helfen", ruft Cornelius Obonya, Schauspieler und Vertreter der Initiative Courage-Mut zur Menschlichkeit in Richtung der Regierenden.

Die Organisationen und Initiativen erneuern in einem offenen Brief ihren dringenden Appell an die österreichische Bundesregierung, die Evakuierung aus den Lagern zu unterstützen und Geflüchtete von den griechischen Inseln aufzunehmen.

Offener Brief an die Regierung

Lesen Sie hier den offenen Brief an Kanzler, Vizekanzler, Außenminister und Innenminister
 

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit