Welt-Unsicherheiten lasten ganz schön auf den Kinderseelen
- Pressemitteilung
„Die Welt-Unsicherheiten drücken ganz schön auf die Seele: Krieg, Teuerung, Armut, Klima, Pandemie. - Angstsymptome, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen sind auf dem Höchststand“, zählt Diakonie Sozialexperte Martin Schenk, selbst Psychologe, auf. „Die meisten jungen Leute können das gut bewältigen, haben Ressourcen und Kraft, das zu schaffen. Andere aber sind verletzlicher, sind chronischem Druck und Enge ausgesetzt, haben weniger Reserven“, berichtet der Experte. „Beengtes Wohnen und geringes Einkommen zu Hause verschärfen die Situation.“ Ein Teil der Kinder und Jugendlichen ist massiv unter Druck. „Wir merken das am Krisentelefon, in den mobilen Therapien, Jugendnotschlafstellen oder Wohngemeinschaften“.
Therapielücke schließen
Kinder brauchen Hilfe, wenn sie mit ihrem Alltag und sich selbst nicht mehr zu Recht kommen. „Dazu muss Umfang und Zugang zu kassenfinanzierter Therapie verbessert, Therapieangebote und psychosoziale Notdienste außerhalb der Ballungszentren ausgebaut werden“, fordert die Diakonie „die Therapielücke zu schließen“. „Die aktuell laufenden Projekte des Bundes haben ein Ablaufdatum“, so Diakonie Sozialexperte Martin Schenk. Im Gesundheitssystem und in der Prävention gibt es große Herausforderungen und Lücken - gerade für Kinder, die krank und sozial benachteiligt sind.
Versorgungslücke: Regionale Therapiezentren, mobile Teams, kassenfinanzierte Plätze
Psychotherapie und psychologische Behandlung sind jetzt als Leistung der Gesundheitskassa anerkannt. Leistbare kassenfinanzierte Plätze sind aber Mangelware. Der Selbstbehalt ist zu hoch. Diejenigen, die das Angebot am meisten bräuchten, sind diejenigen, die es sich am wenigsten leisten können. „Beispielsweise ein Gesetz für psychologische Behandlung zu beschließen, ohne es auch den ärmsten Patient:innen leistbar zu machen, ist wie eine Wohnung anzubieten, aber den Schlüssel dafür nicht auszuhändigen“, bringt es Schenk auf den Punkt. „Der Schlüssel wäre eine ordentliche Finanzierung, die den Zugang für jeden sichert – egal ob arm oder reich. Und egal wo: im niedergelassenen Bereich, der Primärversorgung, in regionalen integrierten Therapiezentren oder mobilen Teams“.
Therapie und Behandlung: Budgetmittel dafür freigeben
Der Finanzminister sollte die versprochenen Budgetmittel dafür frei geben. „Angesichts der psychosozialen Probleme sind das ja nicht nur Kosten, sondern vielmehr wirksame Investitionen in die Gesundheit“, so die Diakonie. Die Versorgungslücke liegt bei der Leistbarkeit, aber auch bei den langen Wartezeiten und der Mangelversorgung in ländlichen Regionen. Es geht also um kassenfinanzierte Behandlung, um bessere regionale Versorgung und um diversere Formen der Angebote wie regionale Therapiezentren oder mobile Teams. Da besteht die Herausforderung darin, „Drei in Eins“ zu setzen:
- 1. Gesundheit und Soziales zusammenzudenken mit Krankenhaus, Sozialberatung, Kindergarten, Wohnsituation etc.
- 2. Multiprofessionell und fächerübergreifend zu handeln mit Ärzt:innen, Psycholog:innen, TherapeutInnen und Sozialarbeit.
- 3. Sozialraumorientiert im Grätzel, im Straßenzug, in der Gemeinde zu agieren.
Eben „Drei in Eins“ zu integrieren. Das wäre der Schlüssel. “Sonst stehen wir vor der eigenen Wohnung, haben aber nichts in der Hand um hineinzukommen“.
Kinder sind unsere Zukunft?
Kinder sind unsere Zukunft, heißt es allerorts und gerne. „Ich glaube das aber erst, wenn es genug Ressourcen gibt, die Kinderarmut zu bekämpfen, die Therapielücke zu schließen und gute Schulen für alle zu ermöglichen“, so Schenk abschließend.