Wie der Einstieg in die Pflege gelingen kann: ein anderer Weg!
- Story
Atefeh Mohammadi (33) ist seit September 2021 in Ausbildung in der Schule für Sozialbetreuungsberufe der Diakonie in Wels. Die gebürtige Afghanin kam 2015 nach Österreich. Über die Diakonie Implacement-Stiftung hat sie ihren Weg in den Pflege- und Betreuungsberuf gefunden. „Ich bin eigentlich Friseurin. Ich bekam vom Arbeitsmarktservice (AMS) die Empfehlung, in diesem Beruf weiterhin tätig zu sein, denn mein Diplom wäre in Österreich anerkannt gewesen. Doch ich wollte nicht. Schon als Kind wollte ich mit älteren Menschen zusammen sein“, schildert Atefeh Mohammadi ihre Motivation in die Altenarbeit zu gehen.
Ihre Schwester lebt in Kanada, auch sie arbeitet in der Betreuung alter Menschen. Sie hat Atefeh motiviert, den ersten Schritt für ein einwöchiges Schnupperpraktikum zu setzen. „Hier erkannte ich, dass ich das schaffen kann und auch will.“
„Es ist nicht leicht, aber ich werde die Ausbildung durchziehen. Ich liebe meine Arbeit. Ich mag es mit alten Menschen zusammen zu sein.“
Die erste Unterstützung bekam Atefeh von der Bildungsberatung von migrare. Dann war sie in Kontakt mit dem AMS, wo man ihr riet andere, einfachere Jobs in Angriff zu nehmen. Doch Atefeh setzte sich durch: „Ich wollte unbedingt diesen Weg einschlagen. Auch mein Mann hat mich bestärkt, er sagte: mach jetzt eine Ausbildung, dann kannst du noch 30 Jahre in diesem Beruf arbeiten.“
Für Menschen, die Interesse am Sozialberuf haben, aber nicht alle Aufnahmekriterien erfüllen, bieten die Schulen für Sozialbetreuungsberufe in Gallneukirchen und Wels einen speziellen Vorbereitungslehrgang für Sozialbetreuungsberufe an.
Der nächste Schritt war die gelungene Aufnahmeprüfung in der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) in Wels. „Es wurde mir dennoch empfohlen, den Vorbereitungslehrgang zu besuchen, da ich die deutsche Sprache nicht so gut beherrsche und viele hier Dialekt sprechen.“
Vom Vorbereitungslehrgang über die Implacementstiftung der Diakonie in die Ausbildung
Im September 2022 begann dann für Atefeh die reguläre Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin Altenarbeit. Die Diakonie Implacementstiftung bot Atefeh das Sprungbrett, davon ist sie überzeugt. Denn die Stiftung hat sie bei den Förderungen unterstützt und alles mit dem AMS abgewickelt, damit die Ausbildung für sie leistbar wird. So wird sie nach zwei Jahren Ausbildungszeit im Juni 2024 ihre Ausbildung abschließen können.
Ihr Weg nach Österreich und in die Pflege
Atefeh und ihr Mann sind im Iran geboren, sie haben afghanische Wurzeln. Der Schulbesuch wurde ihr so gut wie verwehrt, und als Frau durfte Atefeh nicht wirklich arbeiten. Sie wurde dafür von der Sittenpolizei beschimpft. „Ich wollte nicht, dass meine Kinder in so einem Land aufwachsen müssen. Deshalb sind wir geflohen – zuerst in die Türkei für 2 Jahre, dann am 23. Mai 2015 kamen wir nach Österreich.“ Heute lebt die Familie in Wels. Atefeh`s Mann ist Metalltechniker in einer Firma in Wels. Sie haben drei Kinder, einen 13-jähriger Sohn, eine 9-jährige Tochter und einen 5-jähriger Sohn.
Fragt man Atefeh nach den anfänglichen Hürden, dann erzählt sie: „Wir waren 15 Monate in Niederösterreich, in Neunkirchen. Es gab keine Arbeit, keinen Deutschkurs, wir lebten sieben Monate im Flüchtlingscamp. Dann bekamen wir den positiven Asyl-Bescheid, wechselten in eine kleine Wohnung und suchten nach Arbeit, leider wieder erfolglos. Wir siedelten um nach Wien. Dort konnte ich endlich einen Deutschkurs absolvieren und in 9 Monaten mit A1, A2, B1 Level abschließen.“ Nach Oberösterreich übersiedelten sie, weil ihr Mann keinen fixen Job in Wien bekam.
Die Ausbildung besteht aus Theorie und Praxis.
Atefeh ist nun beinahe am Ende des ersten Ausbildungsjahres und nicht weniger begeistert. Montag und Dienstag ist Schulbetrieb und von Mittwoch bis Sonntag kann sie sich ihre Arbeits- sprich Praktikumstage mit dem Praktikumsgeber einteilen. Innerhalb eines Ausbildungsjahres sind es drei Praktika. Atefeh hat bereits zwei in den Hausgemeinschaften des „Haus für Senioren Wels“ der Diakonie absolviert. Sie nimmt teil an den Morgenritualen, geht dann Blutdruck messen und Verband wechseln. Im Wohnbereich muss sie das Frühstück vorbereiten und kommt dabei mit den Bewohner:innen ins Gespräch.
„Die Menschen leben hier und befinden sich in der letzten Lebensphase, sie haben eigentlich kein Ziel mehr. Wenn ich tanze, mit ihnen rede und singe, gefällt ihnen das. Ich mache Spaß, bin oft laut und versprühe Energie. Mein Herz geht auf. Ich liebe meine Arbeit.“
Ende April startete Atefeh ihr drittes Praktikum. Diesmal in der „Mobilen Betreuung“. Das ist in Kombination mit Familie und Haushalt im Alltag kein leichtes Unterfangen. Aber sie will durchhalten, denn, sie sagt: „Ich bin gerne in Österreich. Ich will hier arbeiten, leben, Steuern zahlen. Ich will nicht nur zuhause bleiben, kochen, putzen und waschen. Ich erwarte mir etwas vom Leben und will meine Aufgabe haben.“
Ausbildung für Sozialbetreuungsberufe
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