Wenn junge Erwachsene zu früh allein gelassen werden
- Kommentar
„Careleaver“ ist ein mittlerweile im Sozialbereich gängiger Begriff für junge Menschen, die einen Teil ihres Lebens in öffentlicher Erziehung (z.B. in Wohngruppen, betreutem Wohnen oder Pflegefamilien) verbracht haben und sich am Übergang in ein eigenständiges Leben befinden. Da sie mit 18 bzw. spätestens 21 Jahren aus der Betreuung der Kinder- und Jugendhilfe („care“) entlassen werden („to leave“), nennt man diese Jugendlichen „Care Leaver“.
Plötzlich erwachsen
Laut Statistik liegt in Österreich das durchschnittliche Alter der jungen Erwachsenen zum Zeitpunkt des Auszugs aus dem Elternhaus derzeit bei 25,2 Jahren. Das heißt, dass junge Erwachsene, die kein einfaches Aufwachsen hatten, oftmals ohne „Fangnetz“, vier bis sieben Jahre früher in ein eigenständiges Leben entlassen werden (müssen), als junge Erwachsene, die eine Familie und tägliche Unterstützung im Hintergrund haben.
Deshalb haben diese jungen Menschen eine Sonderstellung in der Gesellschaft und damit ein hohes Risiko für Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, psychische Erkrankungen und frühe Elternschaft. Dazu haben sie schlechtere Bildungschancen.
Wenn diese jungen Menschen in ihre Selbstständigkeit entlassen werden, stehen sie meist vor Fragen und Problemen, die im Vorhinein nicht ausreichend besprochen werden konnten. Fehlt dann eine zuverlässige Bezugsperson oder eine Anlaufstelle, die diesen jungen Menschen bei der Klärung solcher Alltagsprobleme und Themen unterstützt, so können diese rasch zu existenziellen Fragen werden. Dazu kommen oft große psychische Belastungen durch die Lebensgeschichte.
Helfen beim Start in die Selbständigkeit
Um diesen Problemen für die jungen Menschen zu begegnen, hat die Diakonie in Kärnten Anlaufstellen ins Leben gerufen. Dorthin können sich die jungen Erwachsenen bei Fragen zu allen Lebensbereichen wenden. Sie bekommen Beratung und Einzelfallhilfe, ohne, dass auf ihr Alter geschaut wird. Neben Reflexions- und Entlastungsgesprächen können ganz konkrete Schritte – im Bedarf auch gemeinsam – gemacht werden. Ob es um den Weg zum Sozialamt geht, oder aufs Arbeitsamt, zur Wohnbeihilfe oder ob sie Hilfe brauchen bei der Kontaktaufnahme mit der Familie.
Wichtig ist uns, mit den Anlaufstellen auch einen Begegnungsraum unter Careleavern zu schaffen.
Die Unterstützung durch die eigene Familie kann niemand ersetzen, aber ein entsprechendes tragfähiges Kooperationsnetz und eine Anlaufstelle speziell für diese Zielgruppe kann Sicherheit geben und im Bedarfsfall stellvertretend, helfend zur Seite stehen.