Was es auf der Welt braucht, um unseren Teller zu füllen
- Story
Letzter Freitag vor dem Jahres-Zeugnis. Ein heißer Morgen. Die 6. Klasse des evangelischen Gymnasiums aus der Donaustadt ist heute in die Lobau, ein Augebiet am Rande Wiens, gefahren. Sie besuchen das WeltTellerFeld. Es ist neun Uhr. Die Jugendlichen sitzen im Schatten und hören zu. Carina Scheibreithner von Brot für die Welt erarbeitet mit der 6A heute die Fragen: Wie viel Fläche verschlingt unsere Ernährung? Wieviel davon liegt in Österreich, und wieviel davon fließt in die Nutztierhaltung? Wieviel Land braucht eine Person (in Österreich) in anderen, meist wärmeren Ländern, damit sie all das zu essen bekommt, was unseren Teller bunt macht?
Am WeltTellerFeld gibt es die Möglichkeit, sehr praxisnah die Ausmaße und Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion und unseres (globalen) Ernährungssystems zu erfahren. In Gruppen schwärmen die jungen Leute aus, um das Feld zu erkunden, die Pflanzungen zu erforschen, und einige Fragen zu beantworten, die ihnen Carina gestellt hat:
Ich begleite Johanna, Sophia und Jan (16) auf ihrem Weg über das Feld. Als wir zu der Stelle kommen, wo klar wird, wie viel Fläche für die Erzeugung von Tierfutter pro Person gebaucht wird, sagt Jan, den die anderen scherzhaft „das Landkind“ nennen: „Eigentlich müsste es ja noch mehr Fläche sein, wenn es glückliche Hühner wären. Die EU erlaubt 20 Hühner pro Quadratmeter, dabei weiß ich aus eigener Erfahrung, dass schon EIN Quadratmeter wenig Platz für ein Huhn ist!“.
Riesiges Schwein und eine kleine Kuh
Ein paar Schritte weiter am WeltTellerFeld neues Erstaunen: „Unglaublich, wie groß das Schwein im Vergleich zu Kuh und Huhn hier dargestellt wird. Es ist wohl so, dass in Österreich viel mehr Schweinefleisch gegessen wird, als man glaubt. Und für die Schweine muss wohl das ganze Soja importiert werden. Eigentlich verrückt. – Da hat man* gleich noch mehr Grund, kein Fleisch zu essen!“, sagt Johanna. Und Sophia erzählt: „Ich hab schon als Kind aufgehört, Fleisch zu essen. Ich wollte nicht, dass Tiere sterben. Und mein Vater isst sehr viel Fleisch. Ich verstehe auch nicht, dass die Menschen Unterschiede machen zwischen Katzen und Schweinen. Ich finde, beide sind Lebewesen und wollen leben. Ich hab dann einfach aufgehört, Fleisch zu essen. Ich kann gut kochen, und koche dann einfach selbst was mit Gemüse. Der Familie schmeckts, sogar meinem Bruder, obwohl der sehr pingelig ist, beim Essen“, lacht die junge Frau.
So viel Weizen
Weizen ist eine der größten Flächen weltweit, und so natürlich auch am WeltTellerFeld. Weizen ist also um eines der Nahrungsmittel, von denen wir für unsere Ernährung am meisten brauchen. „Warum ist das eigentlich so?“ fragen sich die Jugendlichen. „Wenn man sich die Zutaten anschaut, steht fast auf allen Fertigprodukten Weizen drauf“, sagt Johanna. „Weizen zu vermeiden ist wirklich schwierig“.
Und gefragt, wie die drei das mit der Klimaerhitzung sehen, sind sie sich einig: „Eigentlich ist das Thema demotivierend, wenn man sieht, wie wenig Fortschritte wir machen. Aber wenn jeder bei sich selber schaut, was er oder sie machen kann, hilft das“.
Autor:innen
Dr.in Roberta Rastl-Kircher
KommunikationPressesprecherin & Medienarbeit