Warum gibt es noch immer Hunger auf der Welt?

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24. Juli 2023
Die Agenda 2030 der UN hat sich zum Ziel gesetzt, Armut und Hunger weltweit zu beenden. Eigentlich würden bereits jetzt genug Nahrungsmittel produziert, um alle Menschen gesund ernähren zu können. Doch warum leidet dann jeder elfte Mensch auf der Welt Hunger?

Bis zu 783 Millionen Menschen weltweit sind nach neuesten Daten (FAO 07/2023) von Hunger betroffen, davon mehr als 60 % Frauen und Mädchen. Als Begründung für Hunger wird in reichen Ländern oft die Überbevölkerung in den Ländern des globalen Südens genannt. Doch in Wirklichkeit hat Hunger vielfältige Gründe – und oftmals sind diese sogar in den Ländern des globalen Nordens zu finden, zum Beispiel durch den hohen Fleischkonsum.

Fehlender Zugang zu Land, Wasser und Saatgut

In Ländern des globalen Südens fehlt Kleinbauernfamilien oft der ausreichende Zugang zu Land, Wasser und Saatgut, um genug Lebensmittel für den Eigenbedarf anbauen zu können. Traditionelle, nachhaltige und kleinbäuerliche Landwirtschaft wird immer mehr durch industrialisierte Formen der Landwirtschaft verdrängt. Die wasserintensiven, großflächigen Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden verstärken häufig das Problem, statt zur Lösung beizutragen.

Klimakrise verstärkt Hunger

Als Folge des Klimawandels und den dadurch aufretenden Extremwetterereignissen wie Dürren und Starkregen, sowie verschobenen Anbausaisonen und kürzeren Erntezeiten, kann in vielen Gebieten nur noch weniger Nahrung angebaut werden als früher. In Dürrezeiten gibt es nicht genug Nahrung und Wasser für die Viehherden, die Tiere sterben. Viele Menschen verlieren die gesamte Lebensgrundlage und müssen ihre Heimat verlassen, um nicht zu verhungern. Sie werden häufig zu Binnenvertriebenen und finden Zuflucht in Lagern, um zu überleben.

Hoher Fleischkonsum verschwendet Nahrungskalorien

Viele der weltweit produzierten Lebensmittel werden nicht für Nahrung, sondern für andere Zwecke verwendet, etwa als Agrartreibstoffe oder Tierfutter. Zum Beispiel werden fast 90 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen für die Produktion von Fleisch benötigt. Denn für die Herstellung von nur einem Kilogramm Fleisch sind etwa 10 Kilo Soja bzw. 7 Kilo Getreide notwendig. Nur 10 Prozent des Sojas werden für die Erzeugung von Lebensmitteln (z.B. Tofu) verwendet.

Lebensmittelverschwendung

Auch die Lebensmittelverschwendung, vor allem in Ländern des globalen Nordens, spielt eine große Rolle. Ein Drittel der weltweit produzierten und noch genießbaren Lebensmittel wird weggeworfen. Allein in Österreich entspricht das pro Jahr 157.000 Tonnen bzw. pro Haushalt 300 Euro, denn pro Kopf landen jährlich 19 Kilogramm Lebensmittel im Müll.

Handelsbeziehungen schaffen Abhängigkeiten

Zudem werden durch unfaire Handelsbedingungen, subventionierte Billigimporte aus den Industrieländern und die aktuelle Agrarpolitik lokale Märkte im globalen Süden zerstört. Der Einfluss der Agrarkonzerne auf das Saatgut nimmt zu. Ohne Zugang zu Ressourcen, wie Kapital, Land und Wasser, ist es Menschen nicht möglich, sich aus eigener Kraft aus der Armut zu befreien. Den Menschen fehlt ganz einfach das notwendige Einkommen, um sich Nahrung leisten zu können. Sie sind besonders betroffen, wenn aufgrund von Krisen, Kriegen und Konflikten wie zuletzt etwa die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, die Lebensmittelpreise steigen.

Was können wir tun?

Auch wir können einen Beitrag für eine nachhaltige und klimaschonende Ernährung leisten, indem wir durch bewusstes Einkaufen weniger wegwerfen und zu regionalen und saisonalen Lebensmitteln - am besten unverarbeitet und biologisch - greifen. Wenn wir gleichzeitig den Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel in unserem Speiseplan auf etwa 50% erhöhen und unseren Fleischkonsum um 75%, also auf jährlich 16 kg pro Person, reduzieren, tun wir nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch dem Klima etwas Gutes. 

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