Spitzen Schulerfolge trotz schwierigster Umstände
- Story
Brot für die Welt Projektpartner:innen aus Kenia auf Besuch im ERG Donaustadt
Die Klasse 8A des Zweiges Globale Entwicklung und Gesellschaft ist aufmerksam bei der Sache, als Projektleiter Pastor Idaki und Schulleiterin Christine Okach die Lebensbedingungen im Slum beschreiben. Es ist eine Realität, die sich ganz grundlegend von jener in Österreich unterscheidet: Viele Kinder in Korogocho, einem Slum in Nairobi mit mehr als 150.000 Einwohner:innen, verbringen ihre Tage auf der riesigen Mülldeponie Dandora. Dort suchen sie nach etwas Essbarem oder irgendwelchen verwertbaren Dingen, die zu Geld gemacht werden können, um Essen zu kaufen. Das Team von Hope for Future sucht die Kinder dort auf, um ihnen eine Alternative zum Müllsammeln zu bieten: Den Besuch einer Schule. Die Organisation betreibt nahe der Deponie zwei Schulen, in denen täglich eine warme Mahlzeit und auch eine Jause geboten wird. Kürzlich wurde zudem noch Porridge zum Frühstück eingeführt, um die Kinder noch besser zu versorgen.
Die Besten im ganzen Land
Dass die Kinder aus dem Slum viel erreichen können, wenn sie nur die Chance dazu bekommen, zeigen die herausragenden Leistungen der Schüler:innen der beiden Schulen. Wenn von der Regierung jährlich die Namen der Besten des Landes verkündet werden, sind regelmäßig Schüler:innen der beiden Schulen dabei. „Von der Regierung? Wie funktioniert das denn?“, wollen die Schüler:innen des Gymnasiums wissen. Die Antwort, dass die Namen im Fernsehen bekanntgegeben werden, löst großes Erstaunen aus. „Aber ein SMS bekommen sie auch zur Benachrichtigung“, ergänzt Pastor Idaki. Und als die Gäste dann erklären, wie die Erfolge anschließend gefeiert werden, schlägt das Erstaunen in Begeisterung um.
Wir ziehen mit einem Trommelwirbel auf die Straße – und die landesweit ausgezeichneten Schüler:innen werden von ihren Lehrer:innen auf den Schultern getragen
Schnell sind sich die Schüler:innen einig: „Das wollen wir auch!“ Als sich dann bei einigen doch etwas Mitleid für die tragenden Lehrkräfte einstellt, kann gleich beruhigt werden: „Für die Lehrer:innen ist es eine Zeremonie der Freude - und auch des Stolzes - denn schließlich gebührt die Anerkennung ja zum Teil auch ihnen selbst!“, erklären die kenianischen Gäste.
Schulbücher sind wertvoll
Die Kinder in Korogocho lernen unter widrigen Bedingungen – sie haben zuhause kein Licht, deshalb bleiben viele nach der Schule noch, oder sie kommen ganz früh am Morgen, um ihre Hausaufgaben zu machen. Christine Okach erzählt, dass sie deshalb jeden Morgen schon eine Stunde vor Beginn kommt, um die Schule aufzusperren.
Schulbücher werden nicht nach Hause mitgenommen. Der Grund ist nicht, dass sich immer drei Kinder ein Schulbuch teilen – obwohl diese Tatsache das mit nach Hause nehmen der Bücher natürlich auch erschweren würde. Die Bücher bleiben in der Schule, weil es im Slum immer wieder zu Bränden kommt, erklären die beiden. Die Unterkünfte sind oft notdürftig zusammengezimmert – aus Karton oder bestenfalls auch Wellblech. Das wäre zu unsicher. Die Hausaufgaben werden kopiert, erklärt Pastor Idaki. Als er durch die Bank in erstaunte Gesichter blickt, erklärt er den Vorgang des Kopierens genauer: „Die Aufgaben werden von der Tafel in das Heft abgeschrieben.“
Wie ist erfolgreiches Lernen möglich?
Es sind der Rahmen und das Gesamtkonzept von Hope for Future, die den Erfolg garantieren. Neben dem Essen gibt es auch Gesundheitsversorgung und Sozialarbeit - es wird viel Zeit investiert um mit den Eltern in Kontakt zu bleiben. Die Schule ist ein geschützter Raum, im Gegensatz zur Straße. Gewalt und Kriminalität haben das Viertel fest im Griff. Die Schule tritt für Gewaltfreiheit ein, zum Beispiel wird vor Wahlen für einen friedlichen Ablauf demonstriert. Politische Bildung hat einen hohen Stellenwert. „Es ist wichtig, dass die Kinder ihre Rechte kennen“, so Christine Okach.
Wir haben die Hoffnung, dass alles besser wird! Hope for Future eben! Wir setzen bei der Bildung der Kinder an, nur so kann sich das Leben im Slum langfristig verändern.