Spielerisch kommunizieren, wo die Sprache fehlt
- Story
Andrea Leonhartsberger packt zwei schwere Taschen in den Kofferraum ihres Autos, in dem schon Fördermaterial verstaut ist. Andrea ist Leiterin der Frühen Kommunikationsförderung im Diakonie Zentrum Spattstraße. Sie macht sich auf den Weg zu Familien, deren Kinder nicht sprechen können.
Heute fährt sie in die Bezirke Eferding und Grieskirchen. Die erste Station führt sie zu Sebastian, einem 3-jährigen Jungen mit Down-Syndrom. Die Mutter von Sebastian hat auf einem Zettel Wörter aufgeschrieben, die sie in Gebärdensprache braucht.
Kette, Schimpfen, Kasten/Lade zumachen. Diese Wörter stehen auf dem Zettel. "Er schimpft manchmal so vor sich hin, und ich möchte ihn fragen können, warum er schimpfen muss", erklärt die Mutter.
Andrea schlägt vor, dass sie auch fragen kann, worauf er wütend ist, oder worüber er sich ärgert, denn diese Gebärden sind beiden bereits vertraut. Andrea Leonhartsberger zeigt der Mutter die Gebärden für die Wörter, die sie braucht. Sie hat sie auch auf Bildern mitgebracht, die dann in Mappen gesammelt werden.
Mit Hilfe dieser bebilderten „Vokabelmappe“ erlernt die gesamte Familie die Sprache, die Sebastian versteht.
Neben Gebärden spielen in der Frühen Kommunikationsförderung auch Bilder, Symbole, Fotos und elektronische Hilfsmittel eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit den Bezugspersonen werden für das Kind geeignete Kommunikationsmethoden erarbeitet, die gut in den Alltag integrierbar sind.
Im Bilderbuch kann Sebastian schon gut unterscheiden wo die Henne ist und wo der Hase. So kann er Mama auch mit Hilfe der Bilder zeigen, was er gerne machen möchte.
„Kommunikation ist die Grundlage für Selbstbestimmung und für die Teilhabe am Leben. Kinder mit schwerwiegenden Beeinträchtigungen können sich sprachlich oft kaum verständigen und sind deshalb Fehlinterpretationen hilflos ausgesetzt. Dabei besteht nicht zwangsläufig eine geistige Behinderung. Manche Kinder lernen sehr schnell, sich mit Hilfsmitteln und Gebärden zu verständigen, wenn es in der Familie im Alltag trainiert wird“ erklärt Andrea Leonhartsberger.
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Leider gibt es für die "Frühe Kommunikations-Förderung" eine lange Warteliste: Aktuell werden 94 Kinder betreut, und weitere 102 sind auf der Warteliste.
In dieser Form gibt es das Angebot nur in Oberösterreich, es ist im Chancengleichheitsgesetz geregelt und trifft den wesentlichen Punkt von Kommunikation: Nämlich, dass sie im Alltag des Kindes stattfinden soll. Häufig ist die mobile Förderung ein wichtiges Verbindungsglied zwischen verschiedenen Institutionen und zu Hause. Von den Familien bekommen wir oft die Rückmeldung, dass die Förderung zu Hause eine riesige Erleichterung ist.
Kommunikation für Kinder mit Spracherwerbsstörungen
Die Frühe Kommunikations-Förderung ist ein Angebot des Diakonie Zentrum Spattstraße in Linz. Wir unterstützen Kinder mit einer erheblichen angeborenen oder erworbenen Spracherwerbsstörung wie z.B. bei Cerebralparese (ICP), Autismusspektrumsstörung, Down Syndrom, Rett Syndrom, usw. Die Frühe Kommunikationsförderung findet zu Hause statt und kann ab dem zweiten Geburtstag bis zum Schuleintritt genutzt werden.
Im Team arbeiten KollegInnen aus den Bereichen: Sonderkindergartenpädagogik, Logopädie, Linguistik und Sonderschulpädagogik. Im Lauf eines Monats werden derzeit 87 Kinder in ganz Oberösterreich betreut.