Selbständig leben: LeNa - Die "Lebendige Nachbarschaft"
- Story
Ein Beitrag von Irene Friedl, Besucherin des LeNa-Treffs.
Ich wohne seit zwei Jahren selbständig in einer kleinen Wohnung in einem Mehrgenerationen-Wohnhaus in Engerwitzdorf.*
Selbständig zu leben macht mich glücklich. Und bei kleinen Schwierigkeiten im Alltag bekomme ich die Unterstützung, die ich brauche. Ich hab eine Assistentin*, die mir hilft mit Banksachen, mit Arztsachen, und beim Gewand einkaufen und so. Und da wo ich wohne, helfen mir die Nachbarn, wenn ich nicht ganz zurechtkomme. Zum Beispiel, wenn ich Glühbirnen wechseln muss oder wenn der Brandmelder wieder spinnt.
Wo ich früher gewohnt habe?
Ich bin in einer Pflegefamilie aufgewachsen und vor mehr als 10 Jahren in eine Frauen-WG ins Diakoniewerk gezogen. Mein großer Traum war aber immer, selbständig zu sein – auch wenn mir klar war, dass das manchmal ganz schön anstrengend sein kann.
Ich stehe ganz früh auf, um in die Arbeit zu gehen. Bis vor kurzem musste ich immer mit dem Bus nach Linz in die Arbeit fahren. Jetzt gehe ich 20 min zu Fuß in das "Kulinarium". Dort machen wir Catering. Am liebsten mache ich Brötchen für Veranstaltungen. Während der Woche kann ich auch in der Arbeit essen. Am Wochenende muss ich für mich selber sorgen. Das ist anstrengend aber gut so. So wollte ich es.
Manchmal werde ich gefragt: Wie ist das möglich, dass ich als Mensch mit Behinderung so vieles schaffen kann?
Das ist einfach so, weil ich es möchte und lernfähiger bin, als viele glauben. Wichtig ist nur, dass wir Hilfe kriegen, damit wir unsere Ziele und Wünsche erreichen können. Das stärkt auch mein Selbstbewusstsein und meine Selbständigkeit. Mara Lenzer begleitet mich schon seit vielen Jahren im Kulinarium. Sie sagt immer: "Wenn wir dich nur ein bisschen unterstützen, dann wachsen dir Flügel und das ist auch für mich schön zu erleben."
Was es für mich bedeutet, in einem Quartier wie "LeNa" zu leben?
Wenn ich Hilfe brauche, dann ist wer da. Jetzt als die Corona-Krise war, war es für mich wichtig zu wissen, dass es in diesem großen Haus Menschen gibt, die ich jederzeit anrufen kann und die mich unterstützen oder mir sagen, wen ich anrufen kann.
Was mir während der Corona Krise gefehlt hat?
Die Gemeinschaft! Im LeNa-Treff da haben wir vor Corona oft kleine Feiern gemacht oder uns zum Tratschen getroffen. Aber das ging jetzt alles nicht. Das hat mich traurig gemacht. Barbara (die Wohnkoordinatorin) oder die Arbeitskollegen haben mich aber ab und zu angerufen und gefragt, wie es mir geht. Auch Nachbarn haben geklingelt und wir haben über den Balkon gesprochen. Das hat gut getan.
Barbara Aigner-Reitbauer, die Wohnkoordinatorin in LeNa (Lebendige Nachbarschaft) findet, dass ich viele Ideen habe, und dass ich mich gut in die Gemeinschaft einbringe. Ich nehme mich auch zurück, wenn es gerade nicht passt. So ist das bei LeNa. Jeder trägt so viel bei, wie er oder sie kann oder möchte. Ich gebe was ich kann, und bekomme viel von der Gemeinschaft zurück.
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