Schulen ohne Schranken
- Story
Ein Beitrag von Martina Mathe
„Ich will lernen, lernen, lernen“, sagt Milton Chibanda begeistert. Seit zwei Jahren hat er auch die Möglichkeit dazu, denn in der Nyamuwanga Schule wird auf seine besonderen Bedürfnisse Rücksicht genommen. Heute kann er lesen, schreiben und sich in Gebärdensprache unterhalten.
Die Kommunikation hat für ihn das Tor zur Welt eröffnet – er ist aufgeblüht, geht sehr gerne zur Schule, hat dort und auch in seiner Nachbarschaft Freunde gefunden. Für seine Mutter grenzen die Veränderungen an ein Wunder.
In Simbabwe gilt die Nyamuwanga Schule, betrieben von der Brot für die Welt Partnerorganisation Jairos Jiri Association, als Vorreiter-Schule im Bereich Inklusion. Hier lernen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam. - Um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen war viel Mühe und Anstrengung nötig. Denn Kinder mit Behinderungen werden in Simbabwe noch heute häufig zu Hause versteckt. Obwohl in der Gesetzgebung ihre Förderung bereits verankert ist, besuchen zwei Drittel der Kinder mit Behinderungen keine Schule.
Es ist eine tolle Anerkennung, dass die inklusiven Schulen in Simbabwe beim Wheelday Jugendwettbewerb 2018 als Sieger in der Kategorie International gekürt wurden.
Bewusstseinsbildung war nicht nur bei den Eltern von Nöten, auch Lehrkräfte mussten ein Verständnis für Inklusion erst aufbauen und vor allem auch Know How in der Umsetzung durch Fortbildungen sammeln. Auch bauliche Veränderungen der Schulen waren nötig. Die Eltern beteiligten sich maßgeblich am (Aus-)Bau der Schulen – vom Ziegelbrennen bis zur Fertigstellung. Barrierefreie Toiletten wurden gebaut, Klassentüren verbreitert, Wege zwischen den Klassen betoniert und überdacht, Rampen errichtet.
In einer ähnlichen von Brot für die Welt unterstützten Schule, der Mukombwe-Grundschule, wird zusätzliches Einkommen erwirtschaftet, um Schulstipendien für Kinder mit Behinderungen zu ermöglichen. Dafür werden unter anderem Hühner gezüchtet.
Die 14-jährige Schülerin Monalisa Mudanyu hat große Freude daran, sich um die Hühnerschar zu kümmern und sie zu füttern. Sie besucht die Mukombwe Schule erst seit einem Jahr, ist bekannt für ihren unbändigen Wissensdurst und hat noch keine einzige Schulstunde versäumt.
„Früher war es schlimm“, erzählt die gehörlose Monalisa. „Als Kind wollte ich so viel sagen, fand aber keine Worte. Niemanden habe ich verstanden... 13 Jahre lang war ich immer allein.“ - Heute ist sie selbstbewusst (siehe auch ihr Bild oben!) und weiß genau, was sie will: „Ich werde Krankenschwester!“, sagte sie mit Überzeugung, als im Unterricht Berufe besprochen werden.