Not wendende Begegnungen im Of(f)’n-Stüberl
- Story
Sozialberatung und Sozialarbeit richtet sich nach den Bedürfnissen der Menschen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Hier sehen Sie anhand der Unterstützungsangebote der Stadt-DIAKONIE Linz, wie Betreuung und Begleitung in Krisensituationen ablaufen kann:
Markus, ein junger Mann, schlief jahrelang auf der Parkbank. Doch er kannte das Of(f)‘n-Stüberl und wandte sich dort an die Sozialarbeiter:innen. Diese betreuten ihn: Es wurden Papiere besorgt, die Kommunikation mit dem AMS (bei eigentlich bestehender Arbeitsunfähigkeit aufgrund chronischer und psychischer Krankheit) gehalten, für Krankenversicherung gesorgt. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt droht Markus wieder auf der Straße zu landen. In einem ungewöhnlichen Schritt gelingt es über die Wohnplattform für ihn eine Wohnung zu finden und anzumieten. Die Betreuung macht zunächst die Sozialarbeit des Of(f)‘n-Stüberls, aber rasch gelingt es, eine Erwachsenenvertretung zu installieren. Mit ihrer Hilfe gelingt es, die in der Stüberl - Sozialarbeit begonnenen Ansuchen an die Pensionsversicherungsanstalt (aufgrund von Arbeitsunfähigkeit) abzuschließen. Endlich ein gesicherter Unterhalt ohne den Druck des Arbeiten-Sollens bei gleichzeitigem gesundheitlichem Nicht-Können! Seine Wohnung ist nun mit eigenem Einkommen gesichert. Viel ist noch zu tun, aber der sichere Hafen, die eigene Wohnung ist erreicht. Die von der Stadt-DIAKONIE getragenen Kosten für die Wohnungsanmietung konnten später über die Erwachsenenvertretung rückabgewickelt werden, damit die Mittel wieder für andere zur Verfügung stehen, die kaum genug Geld haben, um eine Wohnung zu finanzieren.
Claudia, Mitte 40, geschieden, kann aufgrund gesundheitlicher Folgen der Gewaltausübung ihres alkoholkranken Mannes ihren Beruf als Krankenpflegerin nicht mehr ausüben. Einige Jahre von Armut betroffen, zahlt sie dennoch die Überführungskosten für ihren an Covid verstorbenen Ex-Mann. Von der Sozialberatungsstelle „Kompass“ der Stadt Linz wegen der daraus entstandenen Schulden zu uns vermittelt, bekommt sie von uns finanzielle Unterstützung, aber auch ein offenes Ohr für ihre Lebensgeschichte, ihre Nöte und Respekt für ihre Stärke und Kraft, die sie sich erhalten hat, obwohl es ihr so schlecht ergangen ist. „Manchmal fragen wir uns, ob das an unserer Stelle liegt, dass sich Menschen hier so stark öffnen. Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, wie sehr auch dieses Reden-dürfen hilft,“ erzählt Helene Stockinger, Sozialarbeiterin der Sozialberatungsstelle.
Die Kombination macht den Unterschied: Wenn alle Maßnahmen der Einkommenssicherung (Pension, Anträge,...) ausgeschöpft sind und dann immer noch Lücken bleiben, wie hier wegen der außergewöhnlichen Situation, dann ist es entscheidend, dass wir auch mit finanzieller Unterstützung helfen können.
Alma, 77 Jahre alt, ist uns aus den vergangenen Jahren bekannt. Sie meldet sich in großer Not: Es sei ihr die gesamte Sozialhilfe eingestellt worden. „Zunächst vermutete ich eine Neuberechnung, eine Verzögerung.“ Aber nein, es stellte sich in der Vernetzungsarbeit mit unseren Kooperationspartnern und dem Praxisforum Sozialhilfe heraus, dass seit Anfang 2021 der Magistrat Linz, mit einer Abteilungsleiterneubesetzung, das Gesetz anders interpretiert. Ob eine Beschwerde der Bescheide standhält, ist nicht absehbar. Alma ist auf jeden Fall mit dem Besitz der Rot-Weiss-Rot-Karte betroffen. Mit der Einstellung der Sozialhilfe ist auch der Verlust der Versicherungsleistungen, also der Krankenversicherung verbunden, was für eine chronisch Erkrankte mit bevorstehender Operation einer Katastrophe gleichkommt. Man bedenke ihr Alter und Schicksal. Als Kriegsflüchtling mit ihren Töchtern gekommen, ihr Mann ist im Krieg gestorben, schaffte sie den Einstieg in die Arbeitswelt in Österreich nicht mehr. „Wir trafen die Entscheidung, ihre ohnehin sehr geringe Wohnungsmiete (der Lebensstil war über all die Jahre sehr bescheiden gewesen) bis auf Weiteres monatlich zu übernehmen. Wir wussten gleichzeitig, dass weitere Anfragen dieser Art kommen würden, die unsere Möglichkeiten übersteigen würden“, berichtet Georg Wagner, Leiter der Stadt-DIAKONIE Linz.
Erfahren Sie mehr darüber, wie sich die Diakonie im Bereich Armut, Obdachlosigkeit und Wohnungshilfe einsetzt!
Gegen Armut und soziale Krisen