Mobiles Demenzcoaching hilft Angehörigen, mit Demenz umzugehen

  • Story
20. September 2022
Katharina Zobernig-Sadovnik leitet das mobile Demenzcoaching der Diakonie in Kärnten. Hier erzählt sie von ihrer Arbeit, und von den Herausforderungen im Umgang mit Menschen mit Demenz.

„Mit der Demenz eines Angehörigen umzugehen ist oft sehr belastend. In der mobilen Beratung können wir Wege aufzeigen, die diesen Umgang im Alltag erleichtern“, erzählt Katharina Zobernig-Sadovnik. Sie leitet seit Mai 2022 das Mobile Demenzcoaching der Diakonie in Kärnten. Die klinische Psychologin berät mit ihrem Team in ganz Kärnten Angehörige von Menschen mit Demenz.

Hilfe zuhause

Die Beraterinnen helfen den Menschen dort, wo sie leben. Ganz individuell schauen sich die Psycholog:innen die Situation zuhause bei den Betroffenen an. Daraufhin regen sie Schritte an, welche das Verständnis für die Situation erleichtern und verbessern. Das Angebot ist dank des Kärntner Gesundheitsfonds kostenlos und somit einzigartig in Österreich.

Diagnose Demenz: Mit der Angst umgehen lernen

„Die Diagnose Demenz ist in unserer Gesellschaft sehr angstbesetzt“ erklärt Zobernig-Sadovnik. „Kontrollverlust, die Aufgabe von Lebensträumen, Persönlichkeitsveränderung und Aggression – jede Situation ist auch für Angehörige einzigartig. Die Angst vor Stigmatisierung führt dazu, dass Betroffene ihre Symptome nicht thematisieren und eine Abklärung oft lange hinauszögern“, beschreibt Zobernig-Sadovnik Situationen, die sie oft erlebt.

Genau hier kommt das mobile Demenzcoaching ins Spiel: Die klinische Psychologin zeigt auf, dass es sehr wohl Strategien gibt, um mit der jeweiligen Situation besser umzugehen. Ein großes Thema ist die Selbstfürsorge der Angehörigen: „Wir klären sie über die Erkrankung auf und geben viele Informationen. Und wir vermitteln der Partnerin oder dem Partner, und den Kindern von Menschen mit Demenz, dass sie z.B. keine Schuldgefühle haben müssen, wenn sie sich einmal eine halbe Stunde für sich nehmen.“

Selbstfürsorge heißt: Auf sich selbst schauen

Es geht darum, dass Angehörige die nötige emotionale Abgrenzung schaffen können, und die richtige Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen, und denen der erkrankten Person zu finden.

In einem Coaching werden die Angehörigen dazu ermutigt, sich diese freie Zeit einzuräumen. Mit viel Verständnis für die Thematik werden Unterstützungsangebote wie das Demenzcafé, die Kurzzeitpflege oder verschiedene Wohnformen für die Betroffenen aufgezeigt.

Weiters werden gemeinsam Strategien entwickelt, um mit Persönlichkeitsveränderungen der Partnerin/des Partners oder der Eltern besser umzugehen. Auch der Umgang mit Konflikten wird geschult.

Wichtig ist nämlich: „Wenn man die Angehörigen stützt, können Familienmitglieder mit Demenz länger zuhause leben“, so Katharina Zobernig-Sadovnik.

Wie komme ich zu einer mobilen Demenz-Beratung?

Sobald sich jemand telefonisch meldet, ermitteln wir den tatsächlichen Bedarf der jeweiligen Familie. Etwa eine Woche später gibt es dann das erste Coaching bei den Betroffenen zuhause. „Die Nachfrage ist groß, aber wir nehmen alle Anfragen immer gerne an“, betont Zobernig.

„Unsere Mitarbeiter:innen zeichnen sich durch ihre Flexibilität und ihre Offenheit aus. Oftmals begegnen sie schwierigen Situationen, daher müssen sie belastbar und sehr empathisch sein. Die Menschen fühlen sich oft alleine gelassen und das sollte nicht so sein“, so Zobernig. Und wir sind überzeugt: Wenn es den Angehörigen gut geht, geht es auch den Betroffenen gut.

Zwei Männer mit Gitarren.
Für ein gutes Leben mit Demenz. / © IDENTUM

Demenz: Online-Ratgeber

Für ein gutes Leben mit Demenz. Online-Ratgeber der Diakonie.

Jetzt informieren

Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit