Mehrstufenklassen der Evangelischen Volksschule Währing

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01. März 2021
Das fand ich am Anfang auch schwer, aber das schaffst du!

Wir haben die drängendsten Fragen von Eltern zum Thema „Mehrstufenklassen“ gesammelt. Im Interview erzählt Nina Dlouhy, Direktorin der Volksschule Währing, wie Kinder von einem altersdurchmischten Lernumfeld profitieren, für welche Kinder Mehrstufenklassen geeignet sind und wie eine typische Woche in dieser Klasse abläuft.

Frau Dlouhy, welche Vorteile bringt der Unterricht in Mehrstufenklassen den Kindern?

Der größte Vorteil ist, dass Kinder in ihrem eigenen Tempo gefördert werden können. Wenn ein Kind mehr Zeit braucht, ist dies genauso möglich, wie wenn ein Kind einen Inhalt schnell erfasst und „vorarbeiten“ möchte. Der Unterricht findet fast ausschließlich in Kleingruppen statt. Wenn es in einer Mehrstufenklasse etwa sieben SchülerInnen gibt, die Mathematik-Stoff aus der 4. Klasse lernen, stehen der Lehrperson ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung als in einer Gruppe von 25 Gleichaltrigen, die auch alle ihr eigenes Lerntempo haben.

Profitieren die Kinder auch sozial vom altersheterogenen Unterricht?

Die Lehrperson erklärt oft anders als die eigenen MitschülerInnen. Manchmal höre ich die Kinder zueinander sagen „Oh, diesen Fehler habe ich früher auch immer gemacht!" oder „Das fand ich am Anfang auch schwer, aber das schaffst du!". Nicht nur erhalten die Kinder Hilfe von ihren MitschülerInnen, es kommt auch jedes Kind einmal in die Lage, den anderen weiterhelfen zu können. Und das ist ein tolles Gefühl!

Wie wird sichergestellt, dass das Kind alles lernt, was es später braucht?

Der Lehrplan ist der gleiche wie in allen anderen Volksschulen. Da die Mehrstufen-Kinder aber recht schnell an die Arbeit mit einem Wochenplan herangeführt werden, sind sie schnell sehr eigenständig. Die Kinder müssen selten auf andere warten oder Dinge wiederholen, die sie bereits können. Ob der Lernstoff bei den Kindern schon „sitzt“, wird durch die Lehrpersonen festgestellt.

Die Kinder müssen selten auf andere warten oder Dinge wiederholen, die sie bereits können.

Nina Dlouhy über die Mehrstufenklasse

Wie sieht eine typische Woche in einer Mehrstufenklasse aus?

Am Montag wird der Wochenplan ausgeteilt und gemeinsam durchgesprochen. Auf der einen Seite gibt es fix zugeteilte Stunden wie Religion, Werken und Turnen, auf der anderen Seite gibt es sogenannte Freiarbeitsstunden, die selbständig „gefüllt" werden. Während dieser können sich die Kinder aussuchen, ob sie mit Deutsch oder Mathematik starten, ob sie eine längere Aufgabe bearbeiten oder lieber 2-3 kürzere, ob sie sich einem Sachunterrichtsprojekt widmen oder ein Referat ausarbeiten. Bis zum Ende der Woche sollen alle Aufgaben des Wochenplans erledigt sein. Gemeinsam wird reflektiert, welche Stolpersteine es gab, wie das Zeitmanagement oder die Arbeit in der Gruppe funktionierte.

Für welche Kinder sind die Mehrstufenklassen geeignet und welche Kinder tun sich womöglich schwer?

Eine gewisse Selbständigkeit macht das Lernen in einer Mehrstufenklasse bestimmt leichter. Die Lehrperson steht nicht ständig vor der Klasse, deshalb ist es gut, wenn die Kinder auch mit einer kurzen Anleitung ihre Arbeit aufnehmen können.

Auch für Kinder, die in einem Bereich schon etwas weiter oder langsamer sind, ist die Mehrstufenklasse gut geeignet. Sie können recht einfach bei den älteren oder jüngeren mitarbeiten. Auch ein Überspringen oder Wiederholen der Schulstufe ist nicht mit einem Verlassen der Klassengemeinschaft verbunden.Kinder, die sich leicht ablenken lassen, tun sich in der Mehrstufenklasse eher schwer. Denn sie müssen damit zurechtkommen, dass viele MitschülerInnen gleichzeitig an unterschiedlichen Aufgaben und in unterschiedlichen Lernsettings arbeiten. Es kann etwa sein, dass Benjamin ins Heft schreibt, während Esra am Computer arbeitet, David am Boden ein Lernspiel macht und Sara bereits fertig ist und zeichnet.

Nina Dlouhy leitet die Evangelische Volksschule Währing. / © Nadja Meister
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