Katja Schöffmann ist Journalistin und Nachhilfelehrerin – und Autistin
- Story
Ein Beitrag von Karin Huber
Katja Schöffmann bemerkte schon als Kind, dass etwas anders war. "Ich war bereits im Kindergarten lieber für mich alleine. In der Schule war es daher schwierig für mich. Im Unterricht ging es, aber die Pausen waren der Horror. Am Schulhof stand ich in einer Ecke, und in der Klasse war extremer Wirbel. Der Lärm hat mich massiv gestresst."
Trotz guter Ausbildung keine Fixanstellung
Katja Schöffmann studierte Spanisch und Publizistik in Klagenfurt. Nebenher gab sie schon damals Nachhilfe – und tut es bis heute. "In Deutsch, Englisch, Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch. Diese Sprachen werden immer gebraucht." Während des Studiums machte sie auch eine Ausbildung zur akademischen Europaassistentin für EU und Brüssel an der Dialogica-Akademie. "Als Studienalternative."
Danach folgten einige Praktika, unter anderem auch in Brüssel bei der EU. "Die Zeit in Brüssel war aber sehr stressig für mich. Ich wollte immer schon einmal zur EU, aber durch meinen Perfektionismus hat mich die Arbeit dort sehr belastet." Zurück in Österreich gab sie wieder Nachhilfe, mit einer zusätzlichen, fixen Anstellung klappe es jedoch nicht. "Ich bin für mein Anderssein oft bestraft worden, die Kollegen waren teilweise richtig gemein."
Jobeinstieg nach Diagnose
Auf Verständnis gestoßen ist sie dann bei der Diözese Gurk, ihrem jetzigen Arbeitgeber. Zunächst war sie dort Praktikantin in der Redaktion der katholischen Kirchenzeitung "Sonntag". "Schreiben und Recherchieren liegt mir sehr, ich bin da sehr genau." Es folgte ein freier Dienstvertrag, und seit Anfang 2019 hat sie dort eine Fixanstellung. "Nach der Diagnose Asperger Autismus war es leichter für mich, beruflich Fuß zu fassen."
Katja Schöffmann ist als Journalistin zuständig für das Kulturressort. "Ich schreibe über Kultur, Musik, Theater, Museen und Literatur. Das passt gut zu mir, ich spiele auch selbst leidenschaftlich gerne Violine und spiele Klavier."
"Sie nehmen mich einfach so, wie ich bin."
Ein Teil ihrer Arbeit sind Interviews. "Da treffe ich natürlich viele Menschen, weil wir in der Öffentlichkeit stehen. Neue Menschen kennen zu lernen ängstigt mich, aber ich mache es trotzdem. Ich habe auch Angst vorm Telefonieren, aber ich greife dann gleich zum Hörer. Ich mache generell alles, wovor ich Angst habe, gleich. Ich brauche das Mutigsein."
"Ob eine Diagnose für alle Menschen im Autismus-Spektrum wichtig ist, kann man so nicht sagen. Für manche ist es ganz schlimm, für andere extrem erleichternd. Sie gibt aber viele Antworten, warum man vielleicht immer schon anders war. Beruflich kann es eine Hürde sein, oder ein Öffner. Für mich war es Öffner."
Selbstverständlich ist das aber nicht. "Man muss schon Glück haben, dass jemand Verständnis hat. Meine KollegInnen und meine Vorgesetzten wissen von der Diagnose Asperger. Sie sind sehr tolerant, aber ich denke, sie kennen sich mit Autismus nicht wirklich aus. Vielleicht ist es ihnen letztlich auch egal. Sie nehmen mich einfach so, wie ich bin."
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