Ich fühle mich erwachsen und kann mein eigenes Leben führen

  • Story
26. Juli 2022
Nora Steinacher hat den Weg von der Mitarbeit in einer Werkstätte auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft. Heute lebt sie selbstbestimmter und freut sich darüber, am normalen Arbeitsleben teilnehmen zu können.

Ein Traum geht in Erfüllung

Damit auch Menschen mit Behinderung dort arbeiten können, wo alle anderen arbeiten, bietet die Diakonie verschiedene Formen der individuellen Unterstützung. So ist es für sie möglich, wertvolle Erfahrungen im Arbeitsleben und einem anderen sozialen Umfeld zu sammeln. Für Nora Steinacher ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Schon vor längerer Zeit hat die 22-jährige den Wunsch geäußert, möglichst selbstständig leben zu wollen. Sie war zuvor in der Werkstätte Kirchbichl tätig. Nach Gesprächen mit Nora Steinacher wurde die Organisation ARBAS in Tirol kontaktiert, die für sie den Übergangsprozess gestaltete und Assistenz für den Berufswunsch von Menschen mit Unterstützungsbedarf bietet. Das Team des Diakoniewerk begleitete sie bei all ihren Entscheidungen.

Nun hat Nora Steinacher ihr Ziel erreicht. Seit Anfang März arbeitet sie in der Kufstein Bibliothek für Wissenschaft & Freizeit, kurz „kubi“, und kümmert sich darum, Bücher, Hörbücher, Romane und Filme zu verleihen. Eine wichtige Arbeit, die sie mit Stolz erfüllt: „Die zurückgebrachten Bücher räume ich wieder ins Regal und organisiere, dass die Besucher:innen in die Liste eingetragen werden. Das macht mir große Freude!“ erklärt Frau Steinacher.

„kubi“ als ideales Arbeitsumfeld

Ihr neuer Arbeitsplatz bietet als Begegnungsort und Treffpunkt unterschiedlicher Menschen sehr viele Möglichkeiten hinsichtlich eines integrativen Arbeitsfelds. Offenheit und Diversität sind im Leitbild der Hochschule eine wichtige Grundlage. Ein Schwerpunkt liegt auf der Integration von Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen.

Nora und das kubi-Team leben ein glückliches und gutes Beispiel, das dazu beitragen wird, Hürden und Vorurteile weiter abzubauen und Schule zu machen.

Christine Haage, Behindertenbeauftragte der FH Kufstein

Eigene Ziele verfolgen können

Nora hat sich in ihrer neuen Umgebung mittlerweile gut eingelebt. Sie ist ein lebensfroher Mensch, immer positiv und gerne unter Leuten. In ihrem neuen beruflichen Umfeld fühlt sie sich wohl. Heute fühlt sich Nora viel freier, blüht in ihrem Alltag regelrecht auf. Das hat wesentlich damit zu tun, dass sie nun über ihr Leben bestimmen kann und dafür auch entlohnt wird. Wie jeder andere Mensch auch.

Ein eigener Arbeitsvertrag stärkt enorm

Gefragt nach dem schönsten Moment in ihrem Leben antwortet Nora, ohne zu zögern: „Den ersten eigenen Arbeitsvertrag in Händen zu halten.“ Am Ziel ihrer Träume ist Nora aber noch nicht angekommen. Die junge Tirolerin möchte irgendwann von der Wohngemeinschaft in eine eigene Wohnung in Kufstein ziehen, weil sie gerne in der Stadt lebt. Die Konsequenz und die Begeisterung, dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen, hat sie allemal.

Es ist immer etwas los. Ich habe mit vielen herzlichen Menschen zu tun. Und vor allem habe ich das schöne Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun! Ich fühle mich erwachsen und habe das Gefühl mein eigenes Leben zu führen. Eine eigene Bezahlung für meine Arbeit zu bekommen, ist mir wichtig.

Nora Steinacher über ihr selbstbestimmtes Leben