Hospiz: Verabschiedungskultur in Häusern für Senioren
- Story
Bewohner:innen in Häusern für Senioren leben oft einige Jahre in der Einrichtung. Es entstehen Beziehungen und Freundschaften: zwischen den Bewohner:innen, aber auch zu den Mitarbeiter:innen. Neben den glücklichen Anlässen wie Geburtstagen oder Feiern im Jahreskreis, wird auch ein würdevoller Abschied der Sterbenden gefeiert. An Gedenkfeiern oder Ritualen nehmen Angehörige sowie auch die Mitarbeiter:innen teil.
Blumen, Osterkerze und Aussegnungsfeier
Im Haus für Senior:innen in Wels nimmt die Verabschiedungskultur nach dem Tod einer Bewohnerin oder eines Bewohners die Tradition der Diakonissen auf. Es wird im Haus eine Aussegnungsfeier abgehalten. Dabei verweilen die Angehörigen im ehemaligen Zimmer des:der Verstorbenen, die anderen Bewohner:innen der Wohngemeinschaft sowie die Mitarbeiter:innen am Gang und jene Person, die die Feier abhält, steht im Türrahmen. Es werden (christliche) Lieder gesungen, besinnliche Texte vorgelesen, es wird gebetet und es wird auch eine kurze Biografie über die Verstorbene vorgetragen und ein Segen für alle gesprochen. „Diese Feier ist bei uns seit vielen Jahren Tradition und sie ist der erste unmittelbare Abschied und wird auch von den Angehörigen sehr gut angenommen. Es ist eine Feier für die Angehörigen, die Bewohner:innen und die Mitarbeiter:innen“, sagt Manfred Schmidhuber, Leitung Wohnen für Senioren Wels.
Das Bild der/des Verstorbenen wird auch im hausinternen Andachtsraum aufgestellt und die Osterkerze dazu entzündet. So können all jene, die sich alleine nochmals verabschieden möchten, diese Möglichkeit wahrnehmen. Das Zimmer der/des Verstorbenen wird zudem mit frischen Blumen dekoriert und eine besondere Bettwäsche mit Spitzen am Saum wird angelegt. Dies bleibt so lange bis die Angehörigen das Zimmer räumen. „Uns ist auch wichtig - und das möchten wir auch den Mitarbeiter:innen ermöglichen, dass beim Begräbnis mindestens ein:e Mitarbeiter:in anwesend ist. Das zeugt von Wertschätzung und Gemeinschaft“, sagt der Leiter des Hauses.
Es ist für alle sehr wichtig, nicht am nächsten Tag einfach weiterzumachen, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, sich zu verabschieden und auch zu trauern.
Uns ist auch wichtig - und das möchten wir auch den Mitarbeiter:innen ermöglichen, dass beim Begräbnis mindestens ein:e Mitarbeiter:in anwesend ist. Das zeugt von Wertschätzung und Gemeinschaft.
Buch der Erinnerungen
Im Haus für Senioren der Diakonie ind Bad Zell leben circa 50 Menschen im Alter, viele davon mit Demenz. Verstirbt ein:e Bewohner:in, ist es den Angehörigen und auch den Mitarbeiter:innen möglich, sich zu verabschieden und dies ohne zeitlichen Druck. „Es ist für alle sehr wichtig, nicht am nächsten Tag einfach weiterzumachen, sondern sich auch die Zeit zu nehmen, sich zu verabschieden und auch zu trauern“, sagt Deborah Neumüller, Leitung Haus für Senioren Bad Zell und ergänzt: „Auch die Angehörigen brauchen Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten und auch unsere Bewohner:innen.“
Wenn die Angehörigen nach dem Tod des oder der Bewohner:in den Wunsch äußern, ist es auch möglich, dass der gesamte Mitarbeiter:innenkreis gemeinsam mit der Familie eine Waschung durchgeführt. Danach wird der verstorbene Mensch angekleidet und aufgebahrt.
Der oder die Verstorbene wird auch von der gesamten Hausgemeinschaft würdevoll verabschiedet und einmal jährlich wird eine größere Feier für all jene abgehalten, die in einem Jahr verschieden sind. Diese Feier wird vom Palliativ-Team des Hauses organisiert und auch viele Angehörigen finden sich dazu immer wieder ein. Zur Erinnerung an verstorbene Hausbewohner:innen wird von allen ein Bild in ein Album geklebt und dazu auch von den Mitarbeiter:innen ein Spruch oder ein Zitat hinzugefügt. Dieses Buch der Erinnerungen liegt für jede und jeden offen auf und kann zum Gedenken auch immer wieder durchgeblättert werden.
Blumen, Kerze, feine Bettwäsche
Im Haus Abendfrieden Gallneukirchen leben rund 20 Bewohner:innen, manche mit Demenz, alle sehr betagt. Die Mitarbeiter:innen haben eigene palliativ Schulungen absolviert und bilden sich laufend durch interne Schulungen weiter. Aufgrund der beinahe intimen Wohnsituation bestehen enge Bande zwischen den Bewohner:innen und auch den Mitarbeitenden. Ist vorauszusehen, dass jemand versterben wird, dann wird das Gespräch mit der:dem Bewohner:in gesucht, der:die sterben wird, mit den Angehörigen aber auch den anderen Mitbewohner:innen. Es wird beredet, ob eine Krankensalbung gewünscht wird, nach welcher Religion Rituale oder Gebete veranstaltet werden sollen, ob die Familie beim Sterben oder der Waschung dabei sein möchte, welche Kleidung dem:der Verstorbenen angezogen wird und ob und in welchem Rahmen es eine Aussegnungsfeier geben wird.
Das Haus ist stark geprägt durch die Tradition der Diakonissen, da das Haus Abendfrieden auch das Zuhause der letzten Diakonissen wie Oberin Schwester Helga ist. Nach dem Tod wird das Zimmer des:der Verstorbenen gereinigt, Bettwäsche mit Spitzen bezogen, Blumen, ein Kreuz und eine Kerze auf den Nachttisch gestellt. Im Zimmer werden Stühle aufgestellt und es wird eine kleine Andacht abgehalten. Auch wenn Bewohner:innen im Krankenhaus versterben, was die Mitarbeiter:innen des Hauses Abendfrieden soweit als möglich verhindern möchten, wird eine Feier abgehalten.
Der Besuch des Begräbnisses wird für Mitarbeitende aber auch Bewohner:innen möglich gemacht. Auch danach wird den Angehörigen angeboten vorbeizukommen. Diese Nachbetreuung ist für alle Beteiligten ein wichtiger Austausch und Familienmitglieder von Verstorbenen im Haus Abendfrieden melden sich auch oftmals als ehrenamtliche Mitglieder.
Autorin: Verena Schwarzinger