Hoch qualifiziert aber trotzdem kein Job
- Story
Im März 2022 ist Yuliya L. (53) zusammen mit ihrer Tochter (19) aus der Ukraine nach Österreich geflüchtet, sie haben Vertriebenenstatus. Seitdem leben die beiden in Wien, wo sie auch gerne bleiben möchten, denn hier haben sie bereits ein soziales Netz. Arbeit, um die Familie selbst zu erhalten, findet Yuliya allerdings keine. Obwohl sie hochqualifiziert ist und sich laufend bewirbt, hagelt es Absagen. Für Yuliya ist es schwer, finanziell immer noch nicht auf eigenen Beinen stehen zu können.
Ich verstehe es nicht. Ich möchte auch mein eigenes Geld verdienen und es nicht nur einfach so bekommen.
Sie hat Hochschul-Abschlüsse in Englisch und Wirtschaft und jahrelange Arbeitserfahrung bei multinationalen Konzernen, in Unternehmenslogistik, HR und Kinderbetreuung. Ukrainisch, Russisch und Englisch spricht sie fließend, ein Deutschkurs war anfangs nicht bekommen. Den hat sie sich schließlich auf eigene Faust organisiert und finanziert und spricht inzwischen schon recht gut Deutsch. Die anfangs fehlenden Sprachkenntnisse macht Yuliya mitverantwortlich für die schwierige Jobsuche. Ein weitaus größerer Grund dürfte die Tatsache sein, dass ihr Aufenthaltsstatus derzeit nur temporär ist.
Für Arbeitgeber:innen sind hochausgebildete Fachkräfte unattraktiv, wenn ihr Aufenthaltsstatus nicht sicher ist. Das ist ein Problem für arbeitssuchende Geflüchtete aus der Ukraine, denn ihr Status gilt derzeit immer nur für ein Jahr. Außerdem müssen Arbeitgeber:innen für Ukrainer:innen in der Grundversorgung eine Arbeitsbewilligung beantragen, ein zusätzlicher bürokratischer Aufwand.
Yuliya hat viel Erfahrung und großes Potential. Anfangs hat sie sich aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung als Lehrende in der Bildungsdirektion beworben, daraus wurde nichts. Derzeit sucht sie eine Stelle im Bereich Human Ressources. Ein passendes Jobangebot hätte sie gehabt – allerdings aus Polen. Die Lage ist deprimierend für sie: „Anscheinend bin ich gut genug, um für die NATO als Übersetzerin zu arbeiten, aber nicht gut genug, um in Österreich Kinder zu unterrichten“.