„Heute helfe ich geflüchteten Menschen beim Neustart“

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20. Juni 2024
Es sind eine Menge Hürden, die auf geflüchtete Menschen warten und ein Ankommen erschweren: Sprache, Ämter, Arbeit... Aya Miaaris bewegende Geschichte schenkt gleichzeitig Hoffnung, denn sie erzählt darüber, wie sie ihren Weg in eine bessere Zukunft gefunden hat.

Flucht aus Syrien

Ganz von vorne beginnen zu müssen, Aya Miaari weiß, wie sich das anfühlt. Dabei hatte die zielstrebige junge Frau schon früh konkrete Pläne: „Ich wollte Pharmazeutin werden. Nach der Matura habe ich mit dem Studium begonnen, es lief gut“, erzählt die 23-Jährige. Doch Miaaris Traum zerbrach. Das Leben in ihrer Heimat Syrien wurde immer unsicherer und gefährlicher. Sie musste sich schnell in Sicherheit bringen. Dabei wurde auch ihre Familie auseinandergerissen. 

„Meine Flucht über das Meer war hochriskant. Ich hatte großes Glück, dass ich überlebt habe. Irgendwann landete ich in Kärnten in einem Flüchtlingsquartier der Diakonie de La Tour. Mein Mann – ich habe sehr jung geheiratet – kam nach. Doch die Ehe hielt nicht. Er verließ mich bald und ich war ganz allein und überfordert in einem Land, von dem ich fast nichts kannte“, berichtet sie über ihre verzweifelte Situation.

Neue Perspektiven

Seit damals sind drei Jahre vergangen. Miaaris Leben hat währenddessen ganz neue Perspektiven gewonnen. Sie erzählt: „Nach der Scheidung habe ich unterschiedliche Jobs angenommen, ich war Zimmermädchen, dann einmal für das Frühstücksservice zuständig und ich war in einer Putzerei beschäftigt. Alles ziemlich anstrengend, aber trotzdem gut für mich, weil es mir bei der Sprache sehr geholfen hat. Zusätzlich besuchte ich Deutschkurse, was ich bis heute noch tue“, sagt sie.

„Viel Unterstützung und Motivation beim Erlernen der Sprache, in Alltags- und Berufsfragen habe Miaari durch das Diakonie de La Tour-Projekt A:Life erfahren. Und nicht nur das, seit kurzem sei sie selbst Teil des Teams: „Ich mache dort ein Praktikum und bin für Menschen mit Biografien, die meiner sehr ähnlich sind, da. Ich weiß, was sie durchgemacht haben. Sie schenken mir ihr Vertrauen. Zu meinen Tätigkeiten gehören unter anderem das Dolmetschen bei Ärzten und Ämtern."

Für die meist traumatisierten Klientinnen und Klienten habe sie einen Rat, der ihr auch geholfen habe: „Denke nicht zurück, was du auf der Flucht erlebt hast, denke, dass du jetzt in Sicherheit bis und eine reelle Chance auf ein besseres Leben hast.“

Miaari sei so glücklich mit dem, was sie jetzt mache, dass sich daraus auch ein neues Berufsziel ergeben habe: „Ab Herbst starte ich mit meiner Ausbildung zur Sozialpädagogin in der SOB der Diakonie, darauf freue ich mich schon sehr.“

Das Projekt A:Life

Das Projekt A:Life wird seit 2016 auf jährlicher Basis und in Kooperation mit dem bfi Kärnten durchgeführt. Je nach Förderung werden 15-30 Menschen mit Fluchtbiographie und freiem Zugang zum Arbeitsmarkt in einer mehrmonatigen Kursmaßnahme in den Bereichen Deutsch, Mathematik und EDV auf geschult und somit auf die Berufsschule oder sonstige Ausbildungen vorbereitet. Zusätzlich werden die Teilnehmenden ein ganzes Jahr lang sozial-holistisch begleitet und (nach)-betreut. Diese Betreuung umfasst u.a. Berufsorientierung, Einzelcoaching, die Vermittlung relevanter Inhalte für den Berufseinstieg, sowie regelmäßiger sozial- und fremdenrechtlicher Beratung. Die nachhaltige Vermittlungsquote liegt durchschnittlich bei rund 70%.

2024 wird das Projekt aus Mitteln des Landes Kärnten und des AMS finanziert. Die Finanzierung nicht förderbarer Kosten erfolgt durch die Diakonie auf Spendenbasis.

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit