Häferl: Essen und Respekt für Menschen in Not
- Story
120. Elisabeth Guttmann lässt den kleinen blauen Knopfmagneten auf die nächste Zahl klacken: 140. „Hier markieren wir, wie viele Portionen aus der Küche rausgehen. Heute werden es nicht ganz so viele Gäste sein, aber auf 200 werden wir schon kommen“, sagt die Wirtin des Häferl. Die Zahlen auf dem Zettelchen am Ofen gehen bis 280.
Das Häferl ist ein Ort zum Aufwärmen. Hier gibt es für jede:n Besucher:in eine warme Mahlzeit. Bezahlen muss man nicht. Suppenküche, Hunger, Obdachlosigkeit – das sind Wörter, die im Häferl nicht fremd sind. Aber Elisabeth spricht lieber vom „Gasthaus für alle“. Im Häferl wird nicht ausgeschenkt, hier wird serviert. Hier gibt es keine Klient:innen, hier ist jeder Gast.
Bei uns im Häferl ist jeder und jede willkommen. Und, das ist mir ganz wichtig: Hier bist du Gast, hier bekommst du eine gute Mahlzeit an deinen Tisch serviert, wie in einem Gasthaus.
Im Häferl wird Respekt serviert
Elisabeth richtet drei Teller mit Linsen und Semmelknödeln an, schlüpft zwischen zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen vorbei, macht dabei Augenkontakt mit dem Zivildiener in der Tür (Ich bin gleich bei dir!), betritt die große, weihnachtlich geschmückte Gaststube und stellt die Teller vor drei Gästen ab, die an der großen Tafel sitzen. „Servus Alex, wie geht’s dir?“ Auch, wenn viel zu tun ist: Für ein kurzes Gespräch ist immer Zeit.
Alex geht es nicht jeden Tag gut. Aber wenn sie hier im Häferl ist, eigentlich immer, sagt sie. „Ich komm auch wegen dem guten Essen ins Häferl. Aber vor allem, weil es mit Liebe und Würde serviert wird. Wenn du hier fertig gegessen hast, willst du fast nach der Rechnung fragen!“
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Mehr erfahrenIch komm auch wegen dem guten Essen ins Häferl. Aber vor allem, weil es mit Liebe und Würde serviert wird. Wenn du hier fertig gegessen hast, willst du fast nach der Rechnung fragen!
„Des Häferl, des hält zam“
Beim Weg zurück in die kleine Küche sieht Elisabeth aus dem Augenwinkel, dass einer der Gäste ein Buch liest. Im weichen Licht der Wandbeleuchtung muss er sich anstrengen. Kurzerhand klatscht Elisabeth die helle Deckenbeleuchtung an. Ein Raunen geht durch die Gaststube. „So hell?!“, sagt ein Gast. „Meine Leute, der Herr liest, er braucht Licht!“ Der aufgebrachte Gast nickt verständnisvoll. Elisabeth ist längst wieder in der Küche verschwunden. Klack: 160
Im Häferl wirst du nicht zur Rede gestellt oder schief angeschaut. Hier wirst du wahrgenommen „Du kannst immer reden“, sagt Manfred. Er sitzt heute lieber im Gastgarten. „Auch über deine Probleme. Du bist hier nie alleine. Weißt, des Häferl, des hält zam. Des is wie eine Familie.“
Du kannst immer reden. Auch über deine Probleme. Du bist hier nie alleine. Weißt, des Häferl, des hält zam. Des is wie eine Familie.
Gemeinsam Gutes tun
Das Häferl hat von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, von 12 bis 15 Uhr. Auch über Weihnachten. Möglich ist das nur durch die vielen ehrenamtlichen Unterstützer:innen, die Elisabeth beim Kochen, Servieren, bei Lieferfahrten usw. unterstützen. Manche von ihnen sind schon seit vielen Jahren fixes Mitglied im „Team Häferl“, andere kommen nur ab und zu. „Ich helfe hier mit, weil es mir wichtig ist“, sagt Mary. „Ich weiß von früher, wie das ist, wenn du unter der Brücke schläfst. Bei uns im Häferl wird viel gelacht. Das tut allen gut – unseren Gästen und auch mir. Ich tue hier etwas Gutes – und es tut auch mir gut.“
Elisabeth ist mir ihrer Schätzung richtig gelegen: Als der letzte Gast das Häferl verlassen hat, steht der Portionen-Counter bei 200. Aber im Häferl geht es um viel mehr als Essensportionen.
Ich helfe hier mit, weil es mir wichtig ist. Ich weiß von früher, wie das ist, wenn du unter der Brücke schläfst. Bei uns im Häferl wird viel gelacht. Das tut allen gut – unseren Gästen und auch mir. Ich tue hier etwas Gutes – und es tut auch mir gut.
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