Gute Bildung von Anfang an lohnt sich

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01. September 2019
17 Jahre Forschung zeigen: Elementarbildung in Kindergarten und Krippe ist DER Schlüssel zu späteren Bildungserfolgen. Und das betrifft alle: Kinder mit und ohne Behinderung, mit chronischer Krankheit oder Kinder, die in Armut aufwachsen.

Ein Beitrag von Sara Scheiflinger.

Mahlzeiten gemeinsam anrichten, Spiel, Spaß, Sprachförderung oder auch Vorbereitung auf die Schule – all das fällt unter „Elementarbildung“.

Im Zentrum steht das Lernen des „Sozialen Miteinanders“.

Damit ist die Betreuung und Bildung aller Kinder im Alter von 0 bis 6 gemeint. Das geschieht in sogenannten Krippen oder Krabbelstuben sowie in Kindergärten – so heißen die Einrichtungen der Elementarbildung oder Elementarpädagogik.

Jede Aktivität im Kindergarten ist auch Bildung.

Wenn der erste Schnee fällt und die Kinder nicht mehr aus dem Staunen herauskommen, ist genau der richtige Zeitpunkt für geplante und spontane Bildungsimpulse. Fein- und grobmotorische Fähigkeiten werden beim Spielen und Bauen im Schnee geschult. Im Morgenkreis geht es dann um die Entstehung von Schnee, verknüpft mit Wissen rund um die Jahreszeit Winter. Kreative und gestalterische Fähigkeiten werden mit Liedern oder beim Bemalen der Fenster mit Schneeflocken geschult.

Dieses Beispiel zeigt, dass die Anforderungen an Elementarbildung vielfältig sind. Es wird immer spürbarer, dass es sich bei Krippe, Krabbelstube und Kindergarten nicht „nur“ um Betreuungseinrichtungen handelt. Vielmehr ist das Alter zwischen 0-6 auch eine wichtige Bildungszeit, die das künftige Leben der Kinder maßgeblich mitbestimmt.

Kindergarten wichtig für spätere Bildungserfolge

Das University College London, allen voran Professorin Brenda Taggart, forscht seit Jahren zu diesem Thema. Im Rahmen der bisher größten und längsten Langzeitstudie Europas wurden über 3000 Kinder in England über 17 Jahre hinweg untersucht:  im Zentrum stand die Frage nach den Wirkungen, die vorschulische Bildung hat (*)

Das primäre Interesse der ForscherInnen galt der Bedeutung von Elementarbildung für die späteren Bildungserfolge und die weiteren Chancen von Kindern und Jugendlichen. Dabei wurden unter anderem die positiven Wirkungen auf Leseleistung, Sprache, Mathematik-Kenntnisse und sozialem Miteinander („soziale Kompetenz“) festgestellt.

Zwei zentrale Ergebnisse der Forschung sind, dass die Effekte umso nachhaltiger sind, je qualitativ hochwertiger die Elementarbildung ist und, dass die positiven Effekte dann besonders stark sind, wenn eine elementare Bildungseinrichtung länger als 2 Jahre besucht wurde (egal ob halbtags oder ganztägig).

Man könnte die Studie auch so zusammenfassen: qualitätsvolle Elementarbildung hat eindeutig langfristige, positive Auswirkungen auf spätere schulische Leistungen – egal, ob Mädchen oder Bub, egal welche Erstsprache ein Kind spricht oder welche soziale Herkunft es hat. Entscheidend ist in erster Linie die Qualität der vorschulischen Bildung!

Qualität in der Elementarbildung – wie wird sie erreicht?

Die EPPSE-Studie kam zu dem Ergebnis, dass dann von Qualität in der Elementarbildung gesprochen werden kann, wenn

  • PädagogInnen gerne mit Kindern arbeiten, gut ausgebildet arbeiten und wissen, wie Kinder lernen
  • intellektuelle und soziale Bildung im Kindergarten gleich wichtig sind
  • es eine respektvolle Kinder-Erwachsenenbeziehung gibt, und die Bildungsinhalte durch offene Fragen gemeinsam erarbeitet werden
  • freies Spiel und pädagogische Impulse sich die Waage halten
  • Kinder bei der Lösung von Konflikten unterstützt werden
  • Eltern bei der Bildung miteinbezogen werden.

Diese Ergebnisse könnten das Leben vieler Kinder – und später Erwachsener – gravierend  verändern.

Österreich muss dringend in vorschulische Bildung investieren

Es ist längst an der Zeit, österreichweit einheitliche und verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen und gezielt in den Bereich der Elementarbildung zu investieren. - Dafür müssen sich EntscheidungsträgerInnen die Ergebnisse und Zusammenhänge aber noch zu Herzen nehmen und zum Leben erwecken. Auszahlen würde es sich – mehrfach!

 

 

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(*) 2800 Kinder aus 141 verschiedenen öffentlichen und privaten Vorschuleinrichtungen, sowie weitere 380 Kinder ohne oder mit kaum Vorschulbildung. Die dazugehörigen Daten und Statistik sprengen den Rahmen dieses Textes, sind aber allen Zahlen- und Methodik-Interessierten sehr ans Herz zu legen.

Details zur Studie "The Effective Pre-School, Primary and Secondary Education project (EPPSE)" finden Sie hier

Über die Autorin

Sara Scheiflinger hat Volkswirtschaft und Sozioökonomie studiert und war bis Ende 2020 Sozialexpertin der Diakonie Österreich für die Themen Menschen mit Behinderung und Bildung. Zuvor beschäftigte sie sich im Zuge von Forschungsarbeiten u.a. mit Arbeitsmarktpolitik sowie im Zuge von Projekten mit Bildung und Beschäftigung von Geflüchteten.