Einkaufen mit der Hilfe eines Sprachcomputers

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01. Dezember 2022
„3, 2, 1 – Wunderkerzen los“

Mexx Gischler ist 7 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern, einem Hund und einer Katze in Graz. Seit September besucht er die erste Klasse Volkschule. Mexx mag alles, was Kinder in diesem Alter fasziniert: Seifenblasen, Schokolade, Pokemon und Apfelchips. Er fährt Autorennen am iPad und liebt seine Tonie-Box mit Hörgeschichten.

Aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung ist Mexx auf den Elektro-Rollstuhl angewiesen. Seine Lautsprache ist stark eingeschränkt, weshalb Mexx zur Kommunikation eine Augensteuerung verwendet. Dazu ist ein Bildschirm am Rollstuhl in Augenhöhe montiert. Fixiert Mexx ein Symbol auf dem Bildschirm länger, übernimmt eine Sprachausgabe das Sprechen.

Mit Hilfe der Augensteuerung kann Mexx selbständig etwas erzählen, Entscheidungen treffen oder Gefühle äußern.

Seit einem Jahr verwendet Mexx dieses Hilfsmittel, das über die Stadt Graz, das Sozialministerium und dem VERBUND finanziert wurde. Den Umgang mit der Augensteuerung muss er viel trainieren, damit die Kommunikation im Alltag gut klappt.

Wunderkerzen einkaufen

Vergangene Woche war Mexx Wunderkerzen einkaufen. Er wurde dabei von einer Kamera begleitet. Mexx selbst und seine Augensteuerung spielen die Hauptrolle im Film. Zum Schluss wird Mexx die Wunderkerzen im dunklen Garten ausprobieren.

Hoch motiviert beginnt der Dreh im Drogeriemarkt. Mexx´ Aufgabe besteht darin, die Verkäuferin über seine Sprachausgabe nach den Wunderkerzen zu fragen und das Bezahlen an der Kassa zu übernehmen:

Dazu fixiert er das entsprechende Symbol am Display mit den Augen, das Hilfsmittel übernimmt das Sprechen: „Wo sind die Spritzkerzen?“, fragt er und die Verkäuferin führt Mexx zum Regal.

Auffallend sind die Reaktionen der Menschen im Geschäft, die von Neugier über Lächeln, Erstaunen und Respekt reichen. Manche flüstern sogar, „wow, was der kann“. Eine Verkäuferin sucht direkt mit Mexx das Gespräch. Mexx zeigt die Symbole am Display und aktiviert die Sprachausgabe. „Ich bin Mexx, ich bin 7 Jahre alt und wohne in Graz“.

Der Einkauf mit Mexx ist für alle, die dabei sind, ein besonderer Nachmittag: Mexx arbeitet zwei Stunden konzentriert mit und die bewältigt die Kommunikations-Aufgaben bis zur letzten Szene. „Ich bin sehr stolz auf ihn. Mexx hat gezeigt, wie selbständig er sich mit seinem Hilfsmittel im Alltag verständlich machen kann“, so Carina Bloder, seine Kommunikations-Trainerin.

„Wunderkerzen“, erinnert Mexx seine Gesprächspartnerinnen nach dem Einkaufen. „3, 2, 1 – Wunderkerzen los“ ruft er, und im Schein der Wunderkerzen funkeln seine Augen.

Mexx

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Eine junge Frau mit Sprachcomputer und eine Mitarbeiterin der Diakonie unterhalten sich.
© Lukas Plank

Recht auf Kommunikation

In Österreich gibt es rund 63.000 Personen mit Einschränkungen in der Lautsprache. Mithilfe von assistierenden Technologien können sie kommunizieren. Doch in Österreich gibt es bis heute weder einen Rechtsanspruch auf assistierende Technologien noch eine einheitliche Finanzierungshilfe auf unterstützte Kommunikation und assistierende Technologien.

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit