Ein Platz zum Wohnen ist das Erste und Wichtigste
- Story
Coskun war von Anfang an dabei, als die ersten geflüchteten Menschen aus der Ukraine in Wien ankamen und eine Welle der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung zu spüren war. Er arbeitet seit März im Beratungszentrum Ukraine der Diakonie und ist direkte Ansprechperson für Geflüchtete auf der Suche nach einer Unterkunft. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen konnte er bereits über 2.000 Menschen in Unterkünfte in Wien vermitteln (Stand Ende Mai). Das gibt Energie und fordert auch viel, denn der Kontakt zu den Geflüchteten bleibt aufrecht, auch nach der erfolgreichen Vermittlung einer Wohnung oder eines WG – Zimmers. „Das gehört zum Job“, meint Coskun, „die Menschen müssen sich ja bei Problemen an jemanden wenden können.“
Ankommen können – das ist nicht einfach.
„Die Menschen brauchen erstmal Ruhe, um das Erlebte verarbeiten und einordnen zu können“ sagt Coskun. Eine geregelte Wohnsituation ist elementar für die Stabilisierung nach der Flucht.
In den ersten beiden Monaten des Krieges in der Ukraine konnten viele Wohnraumspenden in die Datenbank eingetragen werden. Oft wurden ganze Wohnungen einfach und unkompliziert zur Verfügung gestellt. „Für Familien mit mehreren Kindern ist das die beste Lösung“, so Coskun.
Seit Mitte April wird die Vermittlung von Wohnraum zunehmend herausfordernder, denn seit diesem Zeitpunkt werden vermehrt Zimmer in Wohngemeinschaften oder Zimmer in Wohnungen von alleinstehenden Personen angeboten. Manchmal wird von den Geflüchteten eine Gegenleistung für den Wohnraum erwartet, da blocken aber die Berater:innen sofort ab. „Die angekommenen Menschen sind traumatisiert und brauchen Ruhe, sie sollen sich keinen weiteren Belastungen aussetzen müssen. Daher vermitteln wir solche Angebote nicht weiter“, so Coskun.
Und doch gelingt die Vermittlung auch oft sehr rasch
Und doch gelingt es immer wieder, eine Familie in 30 Minuten an den passenden Wohnraum zu vermitteln – wie zum Beispiel die junge Mutter mit dem 2-jährigen Buben, die von Coskun nach dem Erstgespräch direkt in eine Unterkunft bei einer Familie mit Kindern einziehen konnte. Die Erleichterung war der jungen Frau ins Gesicht geschrieben, denn bei einer Familie mit Kindern ist das Verständnis füreinander groß und das erleichtert das Zusammenleben.
In der Wohnraumdatenbank im Beratungszentrum gibt es nach wie vor einige Wohnraum-Angebote. Auch ganze leerstehende Wohnungen werden manchmal angeboten. Da ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis man einen Besichtigungstermin mit den Spender:innen vereinbaren kann.
„Ich gebe allen Personen, die ich vermitteln konnte meine Handynummer, auch den Vermieter:innen. Sie können sich bei Problemen jederzeit bei mir melden“, betont Coskun.
Herausforderungen gibt es in der Wohnraumvermittlung jeden Tag, aber meist können sie auch gemeinsam bewältigt werden. „Es fühlt sich gut an, geflüchteten Menschen Raum zum Ankommen vermitteln zu können“, sagt Coskun. Daraus und aus den vielen freundlichen Kontakten mit Wohnraumspender:innen schöpfen er und seine Kolleg:innen Kraft für diese wichtige Aufgabe des Beratungszentrums der Diakonie.
Flucht und Integration
Es hat in Österreich Tradition, Menschen auf der Flucht Schutz und Hilfe zu gewähren. Die Diakonie steht in dieser Tradition. Sie unterstützt Menschen auf der Flucht und hilft bei der Integration.