„Der Sozialbereich ist einfach meins“
- Story
Ich mache ein Freiwilliges Sozialjahr in der Wohngruppe KAYA, das ist eine Wohngruppe der Diakonie in Linz für junge Menschen mit Essstörungen. Hier zu arbeiten, hat mich von Anfang an interessiert – weil ich finde, dass Essstörungen und psychische Erkrankungen uns fast alle betreffen können, auf die eine oder andere Weise.
Mein Arbeitsalltag ist klar strukturiert, weil es fünf gemeinsame Mahlzeiten gibt. Dazwischen spielen wir Spiele, gehen raus, fahren zu Arztterminen, erledigen dies und das – und quatschen vor allem viel.
Manchmal ist die Arbeit herausfordernd. Menschen mit psychischer Erkrankung reagieren oft anders, als wir es gewohnt sind, unangemessen oder vielleicht auch falsch. Da darf man nicht böse werden oder verletzt sein. Sie meinen es nicht so, sie können in dem Moment nicht anders.
Wir sind alle Menschen. Menschen machen nicht immer alles richtig. Und das ist ok.
Am Anfang sind mir solche Situationen nicht leicht gefallen. Ich wusste oft nicht, wie ich reagieren soll und ob das, was ich gesagt und getan habe, richtig war. Dann habe ich erkannt, dass Offenheit vieles leichter macht. Wie findest du das? Passt das für dich? Wie geht es dir damit? – Nachfragen ist meist die beste Lösung.
Oft geht es einfach darum, da zu sein, ehrlich zu sein – und offen zu sein. Ich bin jetzt für dich da. Ich höre dir zu. Der Moment gehört dir.
Früher ist es mir nicht leicht gefallen, offen zu sein. Anderen Menschen gegenüber, und auch gegenüber mir selbst. Ich war schon immer eine selbstbewusste Person. Aber jetzt lerne ich, wirklich hinter dem zu stehen, was ich gut kann. Und auch hinter dem, was ich nicht gut kann.
Herausfordernd ist auch, dass man die Arbeit nicht mit nach Hause nimmt. Das kann ich mittlerweile ganz gut – und das ist wichtig, wenn man in diesem Bereich arbeiten will. Überhaupt ist das Sozialjahr für mich wichtig, um zu sehen: Will ich diesen Beruf wirklich, ist das was für mich und schaffe ich das auch?
Ich habe jetzt noch ein paar Wochen Freiwilliges Sozialjahr vor mir, aber eines weiß ich fix: Der Sozialbereich ist einfach meins.