Careleaver: Wenn junge Menschen plötzlich kein Zuhause mehr haben
- Story
Josef Schneider, Leiter der „Careleaver“-Anlaufstelle in Klagenfurt:
„Zu uns kommen Jugendliche und jungen Erwachsenen, die einen großen Teil ihres Lebens in Betreuungseinrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe (also in Wohngruppen, Erziehungsstellen, Pflegefamilien und anderen Betreuungsformen) verbracht haben und diese nun mit ihrer Volljährigkeit verlassen müssen. Deshalb auch das Wort „Care-Leaver“.
Die meisten von ihnen haben keine familiäre Unterstützung, keinen fixen Anker. Und sie können auch nicht ihr Leben planen, wenn sie oft nicht einmal wissen, wo sie heute Nacht schlafen können.
Ihre großen Herausforderungen sind Wohnungslosigkeit und leistbarer Wohnraum. Und sie können nicht alles – Ausbildung, Finanzen und Job – problemlos allein regeln. Viele Careleaver schlafen mal hier und mal da oder kommen kurzfristig bei irgendwelchen Freunden unter. Leider sind auch die Kapazitäten der Jugendnotschlafstellen begrenzt.
Die meisten Care-Leaver haben keine familiäre Unterstützung, keinen fixen Anker. Und sie können auch nicht ihr Leben planen. Denn sie wissen manchmal nicht einmal, wo sie heute schlafen können.
Es heißt immer: es gibt genügend Wohnraum und finanzielle Unterstützung. - Das stimmt aber nur bedingt. Denn bis du alles geklärt hast, alle Formulare ausgefüllt und alle Behördenwege erledigt hast, kann es bis zu 1,5 Jahren dauern, bis du dann in einer Wohnung fußfassen kannst.
In der Anlaufstelle wollen wir den jungen Leuten die Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen und annehmen wollen. Dabei können sie uns auch über einen längeren Zeitraum aufsuchen. Wichtig ist: Sie müssen das selbst wollen. Das funktioniert nur, wenn der Beziehungsaufbau klappt und sie Vertrauen zu uns haben. Denn wir können ihnen nicht vorschreiben, was sie tun sollen.
Egal, wie schwer sie es in ihrem Leben oft hatten und haben, unsere Careleaver stehen immer wieder auf und machen weiter. Sie haben große Willensstärke, eine irrsinnige Ausdauer und können echt viel aushalten. Sie haben in ihren jungen Jahren schon so vieles erlebt. Und trotzdem lehnen sie sich nicht einfach zurück und machen sich selbst zum Opfer. Das ist echt bewundernswert.
Die Diakonie fordert ein Recht auf Hilfe für junge Menschen bis 24. Jugendliche mit schwieriger Lebensgeschichte brauchen Begleitung und Betreuung über das 18. Lebensjahr hinaus.
Mehr erfahren