Andrea S. ist eine Anpackerin
- Story
Andrea Schrempf ist 25 Jahre alt und seit 2020 Hoffnungsträgerin der Diakonie. Sie ist eine Anpackerin. Aufgrund ihrer Gehbehinderung und von chronischen Schmerzen ist sie körperlich nicht sehr belastbar. Aber was sie tut, tut sie mit ganzem Einsatz. Andrea ist tätig in der integrativen Beschäftigung in Schladming. Die Einrichtung ist aus einer Behinderten-Werkstätte der Diakonie heraus entstanden. Heute geht es aber um größtmögliche Inklusion der beschäftigen Menschen in den Betrieben in der Gemeinde. Dabei sind Andrea und ihre Kolleg:innen gut begleitet.
Andrea hat viel zu tun
Frau Schrempf ist für mehrere Aufgaben verantwortlich. Sobald sie in der Früh in den sogenannten „Stützpunkt“ kommt, schnappt sie sich mehrere Ordner aus dem Regal und beginnt zu telefonieren.
Sie macht die Bestellung für die „gesunde Jause“ in der NMS-Schladming. An manchen Tagen ist ihre zweite Aufgabe dann auch die Zubereitung von Sandwiches für die Schüler:innen, die sie dann auch vor Ort in der Kantine an die Schulkinder verkauft.
Frühstücksservice im Hotel
Heute ist Donnerstag. Der Tag, an dem Frau Schrempf in einem renommierten Hotel des Ortes im Frühstücksservice mithilft. Wenn sie dort ankommt, wird sie allseits freundlich begrüßt. Dann geht sie ins Restaurant, wo schon Lehrling Alissa damit beschäftigt ist, die Tische für das Abendessen der Hotelgäste zu decken. „Das Tischdecken ist eine komplizierte Sache. Das Abendessen ist mehrgängig. Das heißt, es braucht jede Menge Besteck für jeden Gast, und Gläser und Serviettenfalten und die Menükarte dekorativ anbringen. Das alles machen wir hier gemeinsam“, erzählt Andrea.
Sie wird dabei von ihrer Betreuerin Manuela Stangl begleitet, die jederzeit für Andrea da ist, wenn sie ein Bedürfnis hat. Andrea muss regelmäßig Wasser trinken, und Manuela begleitet sie auch bei Bedarf auf die Toilette. Wenn es heiß ist, hilft Manuela ihr beim zwischendurch Abduschen. Wenn Andrea Schmerzen hat, hilft das.
"Wir würden Andrea auch als Lehrling beschäftigen"
„Ich wollte immer schon im Service arbeiten“, sagt Frau Schrempf. Deshalb ist es besonders schön, dass sie in dem angesehenen Hotel einen Platz finden konnte. Die Personalchefin sagt dazu: „Wir hätten für Andrea gern auch einen Lehrplatz geöffnet. Leider ist das für sie noch zu früh. Aber wir finden es toll, wie Frau Schrempf sich einbringt. Wir wären jederzeit bereit, wenn sie eine Lehre beginnen könnte“.
Für Andrea ist eine Lehre oder eine Anstellung leider im aktuellen System der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen nicht möglich. Sie würde ihre dringend benötigten Sozial-Leistungen verlieren, und hätte auch nur schwer die Möglichkeit zur Rückkehr auf ihren Arbeitsplatz in der integrativen Beschäftigung, sollte ihr der Lehrberuf doch zu anstrengend sein.
Andrea kann und möchte auf diesen geschützten Platz nicht verzichten: denn sie fühlt sich sehr wohl mit ihren vielen verschiedenen Aufgaben. Und es ist ihr auch wichtig, dass der Umfang der Arbeit auf ihre körperlichen Grenzen angepasst ist.
Arbeit & Behinderung: Inklusiver Arbeitsmarkt
Jeder Mensch – mit Behinderungen oder ohne – hat das Recht auf Arbeit. Für Menschen mit Behinderungen ist das Recht auf Arbeit in der Behindertenrechtskonvention festgeschrieben (Artikel 27). Arbeiten zu können, sollte für Menschen mit Behinderungen selbstverständlich sein. Leider ist der Arbeitsmarkt in Österreich aber noch nicht inklusiv.
Autor:innen
Dr.in Roberta Rastl-Kircher
KommunikationPressesprecherin & Medienarbeit