Schulbeginn: Für einen guten Start, ein gutes Jahr für jedes Kind - egal ob arm oder reich!
- Pressemitteilung
Aktualisiert am 9. September 2024
„60.000 Volksschulkinder und 91.000 Kinder in der Unterstufe leben in einkommensarmen Haushalten[1]", warnt der Sozialexperte der Diakonie Österreich, Martin Schenk, vor schlechten Startbedingungen für viele Kinder am Schulanfang. „Schultasche, Sportbeutel, Hefte, Stifte, Malfarben und Handarbeitskoffer... - schon ein einfaches Startparket für die Schule kann 100 bis 300 Euro kosten. Hinzu kommen noch zusätzliche Kosten. Je nach Schultyp und Schulstufe müssen zum Beispiel Kopierkosten, Milchgeld oder auch Projekt- und Wandertage sowie Elternvereinsbeiträge finanziert werden. All das macht laut letzter Schulkostenstudie im Schnitt 2.223 Euro pro Kind. An Schulen der Sekundarstufe 2 fielen dabei Ausgaben von durchschnittlich 2.592 Euro an. An den Volksschulen waren es 2.254 Euro, in der AHS-Unterstufe und Mittelschule 2.097 Euro [2]. „Wir alle wünschen uns einen guten Start, ein gutes Jahr für jedes Kind - egal ob arm oder reich.“
Nachhilfe benachteiligt einkommensschwache Familien
„Wenn an der Schule ein guter Förderunterricht organisiert ist, dann kann der Druck auf privat finanzierte Nachhilfe deutlich gesenkt werden. Wenn es eine gute verschränkte Ganztagsschule gibt, dann reduziert sich die bezahlte Nachhilfequote weiters - zu Gunsten der Chancen armutsbetroffener Kinder“, analysiert Martin Schenk.
25 Prozent aller Schüler:innen konnten keine bezahlte Nachhilfe erhalten, hätten sich eine solche gewünscht. Gegenüber dem Vorjahr 2023 ist dieser Anteil leicht angestiegen. Für Nachhilfe gaben Eltern 2022 im Mittel 630 Euro pro Schulkind aus, 2023 stiegen die Ausgaben auf 720 Euro an, 2024 sogar auf rund 750 Euro pro Schulkind.
Mehrheitlich ist es für diese Familien eine Kostenfrage (62 Prozent) und die Nachhilfe schlichtweg zu teuer. Die Nachhilfekosten belasten das Haushaltseinkommen deutlich. Bereits 60 Prozent der befragten Eltern geben an, durch die Ausgaben für Nachhilfe sehr oder spürbar finanziell belastet zu sein (2023: 52 Prozent). Fast jede zweite Familie muss aufgrund der Zusatzausgaben für die Schule sogar auf andere Ausgaben verzichten (45 Prozent der Eltern).
„Die Teuerung hat hier kein neues Problem aufgezeigt, sondern ein altes verschärft“, sagt Sozialexperte Schenk. Schon in den vergangenen Jahren hatten Eltern den Wunsch, bezahlte Nachhilfe für ihre Kinder zu bekommen, eine solche aber nicht erhalten. „Auch berichten vier von zehn Eltern, dass sie fachlich nicht mehr helfen können oder von der Materie überfordert sind.“[3]
Die hohen Nachhilfekosten und auch der große Aufwand außerschulischer Lernbetreuung zeigen, dass in der Schule zu wenig gelernt wird - also geübt, verfestigt, trainiert, vertieft. Das gehört eigentlich zu den pädagogischen Kernkompetenzen der Schule.
Gemeinsam Einkaufen und Schulausgleichsfonds umsetzen
Schulen könnten gemeinsam Schulmaterialien für ihre Schüler:innen einkaufen und damit günstigere Preise für die Schulsachen aushandeln. Diese Möglichkeit sollte vom Ministerium und den Bildungsdirektionen genützt werden, um die Kosten zu senken.
Im Rahmen der Corona-Hilfen wurde ein Geldtopf in der Höhe von 6,8 Millionen Euro für die Unterstützung von Schulveranstaltungen geschaffen. Daraus könnte die Regierung einen Schulausgleichsfonds gestalten, der zukünftig bei einkommensschwachen Schülern:innen die hohen Kosten bei Schulreisen und Schulveranstaltungen mitträgt.
Flächendeckend Chancenindex für benachteiligte Schulstandorte: Jetzt!
Für einige Schulen beginnt das dritte Schuljahr mit dem sogenannten Chancenindex. Dieser sorgt dafür, dass Schulen an benachteiligten Standorten zusätzlich unterstützt werden. Dass ein gut umgesetzter Chancenindex funktioniert, und die Bildungschancen unserer Kinder erhöht, zeigen viele internationale Beispiele - man braucht nur nach Hamburg, in die Niederlande oder auch nach Kanada zu schauen.
Aber: So, wie er jetzt in Österreich umgesetzt werden soll, muss man leider von einem Chancenindex light sprechen. Das Projekt ist nämlich auf bloß 100 Schulen beschränkt und befristet. Diakonie Sozialexperte Martin Schenk: „Hier verschwendet die Regierung wertvolle Zeit. Es braucht eine flächendeckende Einführung des Chancenindex in ganz Österreich.“ Wichtig ist außerdem: Ein richtiger Chancenindex bedeutet, dass benachteiligte Schulstandorte zusätzlich Mittel erhalten, um Schüler:innen zu fördern.
Sozialstaatliche Unterstützung
Im September kommt wie jedes Jahr 116 Euro Schulstartgeld auf die Konten der Familien schulpflichtiger Kinder. Sie ist das Überbleibsel der vor über 10 Jahren gestrichenen 13.Familienbeihilfe. Für Kinder in einkommensschwachen Haushalten sind fürs gesamte Schuljahr zweimal 150 Euro vorgesehen. In manchen Bundesländern gibt es die Möglichkeit einer eigenen Schulstarthilfe.
Diakonie-Aktion Schulanfang
Zur Akuthilfe für Kinder hat die Diakonie ein Spendenkonto eingerichtet. „Alle Schülerinnen und Schüler sollen gleiche Möglichkeiten haben, prinzipiell und gerade jetzt in Teuerungszeiten“, so die Diakonie abschließend.
Hilfe für Kinder und Jugendliche
Erste Bank
IBAN: AT07 2011 1800 8048 8500
BIC: GIBAATWWXXX
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[1] Statistik Austria (2024): EU SILC 2023
[2] FORESIGHT Research Hofinger GmbH (2024): Schulkostenstudie 2022/23
[3] IFES (2022, 2023 und 2024): Nachhilfebarometer