Pflegekräfte mit österreichischer Ausbildung im Land halten

  • Pressemitteilung
11. Mai 2022
Diakonie fordert Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte für Pflegekräfte

"Österreich sucht händeringend nach Pflegekräften und verunmöglicht gleichzeitig Interessierten, den Pflegeberuf zu ergreifen", kritisiert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai. Die Diakonie verweist einmal mehr auf die Hürden, die Menschen mit Interesse an einer Ausbildung im Bereich Pflege und Betreuung davon abhalten, auch wirklich eine Ausbildung zu beginnen. Zudem sei die Pflege mit einem spezifischen Problem konfrontiert, so Moser weiter: "Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird derzeit in einigen Bereichen reformiert. Die Hürden für den Mangelberuf, die Pflege, werden aber nicht abgebaut."

Die Rot-Weiß-Rot Karte ist ein befristeter Aufenthaltstitel für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten. Antragsteller:innen müssen Kriterien wie Berufsausbildung, Erfahrung, Alter, Deutsch- und Englischkenntnisse, die über ein Punktesystem bewertet werden, erfüllen. "Das System ist nicht treffsicher, weshalb es den Fachkräftemangel in der Pflege noch verschärft, anstatt ihn zu verbessern", konstatiert die Diakonie-Direktorin.

Antragsteller:innen müssen Kriterien wie Berufsausbildung, Erfahrung, Alter, Deutsch- und Englischkenntnisse, die über ein Punktesystem bewertet werden, erfüllen. Das System ist nicht treffsicher, weshalb es den Fachkräftemangel in der Pflege noch verschärft, anstatt ihn zu verbessern.

Maria Katharina Moser, Diakonie Direktorin

Mit 40 Jahren ausgemustert

Aktuell liegt der Diakonie der Fall einer georgisch-russischen Frau vor, die in Österreich eine Pflegeausbildung macht, und gleichzeitig Teilzeit in einem Pflegeheim arbeitet. Ihr Deutsch ist gut, die Schule ist zufrieden und auch der Arbeitgeber. Nach dem Abschluss möchte Frau K. Vollzeit im Pflegeheim arbeiten.

In wenigen Monaten wird Frau K. ihre Ausbildung zur Fachsozialbetreuer:in abschließen, dann droht ihr die verpflichtende Rückkehr in ihr Land, anstatt dass sie in Österreich in ihrem Dienstverhältnis bleiben kann. Eine "absurde Situation und völlig kontraproduktiv", meint Moser: „Pflege ist ein Mangelberuf, und Frau K genau die Pflegekraft, die wir brauchen. Sie ist ein klassischer Fall für eine Rot-Weiß-Rot-Karte.“ Was steht Frau K. im Weg? Laut Kriterienkatalog der R-W-R Karte: ihr Alter und ihre fehlenden Englischkenntnisse. 

Die vollen Punkte fürs Alter gibt es nur bis 30 Jahre, ab 40 Jahren steigt man mit 0 Punkten aus. Frau K. ist 42. „Eine Frau mit 42 Jahren, die eine Pflegeausbildung begonnen hat und erfolgreich auf ihre Berufstätigkeit zugeht, ist nicht zu alt für den Beruf. Ganz im Gegenteil, für die Pflege und Betreuung braucht es soziale Reife und Lebenserfahrung“, meint Moser. Außerdem zeigen Studien, dass junge Pflege- und Betreuungskräfte eher aus dem Beruf aussteigen wollen. Ältere Arbeitskräfte hingegen bleiben der Pflege und Betreuung eher erhalten. "Im Zuge der Pflegereform möchte die Politik gezielt Berufsumsteiger:innen für die Pflege und Betreuung gewinnen. Warum hier ein Unterschied bei der Staatsbürgerschaft gemacht wird, ist uns nicht verständlich", kritisiert Diakonie-Direktorin Moser und fordert das Aufheben der Altersgrenzen für alle Mangelberufe - insbesondere aber für den Pflege- und Betreuungsbereich.

Anpassung der Altersgrenzen und Sprachkenntnisse - kostenlos und wirkungsvoll

Auch die Sprachkenntnisse müssen für die verschiedenen Berufe jeweils spezifisch bewertet werden. "Die fehlenden Englischkenntnisse machen vielleicht in anderen Berufen einen wichtigen Unterschied. In einem oberösterreichischen Pflegeheim sind Englischkenntnisse aber sicher nicht ausschlaggebend. Wichtig ist das flüssige Deutsch der Frau, das muss stärker gewichtet werden“, so Moser.

Bis 2030 brauchen wir 100.000 zusätzliche Pflege- und Betreuungskräfte. Um den Bedarf zu decken, brauche es eine Vielzahl an ambitionierten und kostenintensiven Maßnahmen .  "Eine Anpassung der Altersgrenzen und der Sprachkenntnisse bei der Rot-Weiß-Rot Karte ist hingegen kostenlos und kann sofort umgesetzt werden", so die Diakonie-Direktorin abschließend. 

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit