Diakonie zur „Kindergartenmilliarde“: Personaloffensive und Kinder mit Behinderungen nicht vergessen!
- Pressemitteilung
Vor dem Wochenende wurde eine als „Kindergartenmilliarde“ betitelte neue 15a-Vereinbarung über die Elementarpädagogik für die Kindergartenjahre 2022/23-2026/27 veröffentlicht. Die Diakonie hat sich die Eckpunkte jetzt genauer angesehen. Zentraler Kritikpunkt: Es gibt keine Lösung für das Langzeitproblem, dass Kinder mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten eine geringere Chance auf einen geeigneten Betreuungsplatz haben. „Der Anspruch auf einen kostenfreien und qualitativ hochwertigen Kindergartenplatz muss für alle gleich gelten. Alle Kinder müssen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Egal ob sie mit Behinderungen leben oder nicht“, betont Diakonie Direktorin Maria Moser. Mit den veranschlagten Mitteln in der neuen Vereinbarung werden die Barcelona-Ziele einer Betreuungsquote von 33% nun hoffentlich wirklich erreicht. Allerdings muss garantiert sein, dass diese Quote tatsächlich für alle Kinder zutrifft.
Inflation wird Gutteil der Erhöhung von 57,5 Millionen Euro pro Jahr schlucken
„Auch wenn eine Aufstockung dringend notwendig und jede Erhöhung zu begrüßen ist: Mit einer Kindergartenmilliarde hat das angekündigte Paket nur mit einer ordentlichen Portion Rechenkunst zu tun“, kritisiert Moser. „Für eine grundlegende Verbesserung der Rahmenbedingungen in der elementaren Bildung bräuchte es die Milliarde jedes Jahr. Die bleibt man den Kindern schuldig.“
Von der Milliarde auf 5 Jahre gerechnet bleiben pro Jahr 200 Millionen. Dies ist eine faktische Erhöhung von nur 57,5 Millionen Euro pro Jahr - verteilt auf alle 9 Bundesländer. Bei einer Inflation von über 7 Prozent wird in der Praxis keine grundlegenden Verbesserungen möglich sein.
Es fehlen bundesweit einheitliche - hohe - Qualitätsstandards und Personaloffensive
Eine genaue Beurteilung der getroffenen Vereinbarung wird erst nach der Veröffentlichung des 15a-Vertrags möglich sein. Doch dass es keine bundesweit einheitlichen evidenzbasierten Mindeststandards für die Qualität geben wird, die über die Vereinbarkeitsfrage hinausgehen, und die Personaloffensive ausbleibt, steht schon fest. Hier lässt man wertvolle Zeit verstreichen: Die Personaldecke ist zum Zerreißen gespannt - und in vielen Regionen bereits überspannt.
„Mit kleineren Gruppen zusätzlich zu einer Verbesserung des Personalschlüssels könnte das Personal in den Kindergärten endlich wieder mehr Zeit für jedes Kind aufbringen. Das ist nicht nur eine Maßnahme zur Förderung der Kinder, das entlastet auch das Personal und attraktiviert den Beruf“, so Moser abschließend.
Autor:innen
Dr.in Roberta Rastl-Kircher
KommunikationPressesprecherin & Medienarbeit