Diakonie zum neuen Jahr: investieren in Hilfe, die Selbständigkeit stärkt
- Pressemitteilung
„Investitionen in jene Leistungen, die die Selbsterhaltungsfähigkeit von Menschen in schwierigen Lebenslagen fördern" - diesen Neujahrswunsch an die Politik formuliert Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. Angesichts des Spardrucks appelliert Maria Katharina Moser an die Regierungsverhandler:innen, „in sozialen Fragen klug zu rechnen. Viele soziale Hilfen tragen dazu bei, dass Menschen ihre Selbständigkeit erhalten oder wieder erlangen. Wenn an der falschen Stelle gespart wird, verursacht das mittelfristig höhere Kosten."
Mit vier konkreten Beispielen zeigt die Diakonie auf, wo kurzfristiges Sparen dazu führen kann, dass in der Folge die Ausgaben steigen. „Gerade Hilfestellungen, von denen Menschen langfristig profitieren, entlasten auch den Staatshaushalt", so Moser. „Das gilt für Menschen, die auf ihrer Flucht nach Österreich gekommen sind, sowie für Kinder und Menschen im hohen Alter. Was Hilfestellungen bewirken können, wissen wir aus der Praxis. Dass sie sich volkswirtschaftlich lohnen, lässt sich wissenschaftlich belegen."
Drei Beispiele, wo Investitionen zukünftige Kosten sparen
Community Nurses:
Die großen Herausforderungen der Pflege lassen sich im Großen wie im Kleinen am besten durch Prävention angehen. Prävention im Alter oder bei Demenz heißt auch, die richtigen Lösungen zu finden, um Verschlechterungen zu vermeiden. Und Gesundheitsvorsorge gelingt, wenn sie ganz nah an den Menschen und Familien ist, wie sich im so genannten Community Nursing gezeigt hat. Community Nurses führen präventive Hausbesuche durch und beraten Menschen mit Pflegebedarf sowie deren Angehörige zu allen Fragen rund um Gesundheit, Pflege und Betreuung, damit sie möglichst lange selbstbestimmt im gewohnten Umfeld leben können. Im Pilotprojekt des Diakoniewerks konnte bei 35% der Klient:innen der Einzug in ein Pflegheim hinausgezögert werden. Dass nach Auslaufen des EU-geförderten Pilotprojekts bei den Community Nurses gespart wird, ist sowohl für die Pflegelandschaft als auch für die Menschen mit Pflegebedarf ein Rückschritt.
Frühe Hilfen für Familien:
Die ersten Jahre sind besonders wichtig für die Entwicklung des Kindes, betont die Diakonie und weist auf die Bedeutung „Früher Hilfen" für die Kindergesundheit hin. Ziel dabei ist es, Eltern so früh wie möglich umfassend bei der Aufgabe zu unterstützen, ihre Kinder gut und verlässlich zu versorgen und eine sichere wie liebevolle Bindung zu ihnen aufzubauen. Eine sichere Bindung zwischen Eltern und Kind legt den Grundstein für ein gutes Aufwachsen. Studien zeigen ein positives Kosten‐Nutzen‐Verhältnis von Frühen Hilfen. Der Ökonom James Heckmann hat nachgewiesen, dass der ökonomische Nutzen bei Maßnahmen in der frühen Kindheit am größten ist und einen so genannten Return on Investments von etwa 1:8 errechnet, Das heißt: pro in Frühe Hilfen investierten Euro kommen etwa 8 Euro zurück. Der positive Effekt ist besonders bei sozial benachteiligten Familien groß. Die Unterstützungen rund um die Geburt und die ersten Jahre müssen weiter ausgebaut werden.
Frühe Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete:
Ähnliches gilt bei der Integration Geflüchteter: Investitionen in frühe Integrationsmaßnahmen sind die kostengünstigsten. Seit langem schlägt die Diakonie Integration von Anfang an vor und einen gezielten Integrationspfad. Also einen Maßnahmenplan, um Geflüchtete rasch und gezielt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Nur so kann das vorhandene Arbeitskräftepotenzial ausgeschöpft werden. Der erste Schritt auf dem Integrationspfad müssen Deutschkurse ab Zulassung zum Asylverfahren sein, der zweite ein Kompetenz-Check und ein vereinfachter und rascher Zugang zum Arbeitsmarkt schon während des Asylverfahrens sowie ein individueller Plan mit einer Integrationsvereinbarung.
Außerdem muss dringend ein österreichweites Startwohnungsprogramm für Integrationswohnraum wiederaufgelegt werden, das von Bund und Ländern getragen wird. Ein Rechtsanspruch auf diese Integrationshilfen würde nicht nur den Geflüchteten, sondern auch dem österreichischen Arbeitsmarkt guttun.
Inklusion für Menschen mit Behinderungen:
Die Diakonie fordert einen Inklusionsfonds, der es ermöglicht, dass Menschen mit Behinderungen nicht als „arbeitsunfähig“ eingestuft werden, sondern ihren Beitrag am Arbeitsmarkt leisten und trotzdem dringend benötigte Sozialleistungen beziehen können. Denn jeder und jede möchte arbeiten dürfen und dafür ein Gehalt und Anerkennung bekommen. Österreich hat 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet, es ist hoch an der Zeit, 2025 die Forderung „Lohn statt Taschengeld“ umzusetzen.