2024: Diakonie feiert 150jähriges Jubiläum

  • Pressemitteilung
28. Dezember 2023
Was sich die älteste Sozialorganisation Österreichs zum Geburtstag und fürs neue Jahr wünscht

„Kindern mit Behinderungen alle Möglichkeiten in der Schule geben, Rechtsanspruch für Hilfsmittel für Menschen mit Einschränkungen in der Lautsprache und eine neue Mindestsicherung statt der nicht funktionierenden Sozialhilfe", formuliert Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie, ihre Neujahrswünsche an die Regierenden. Die Diakonie feiert 2024 ihr 150jähriges Bestehen und ist damit die älteste Sozialorganisation Österreichs. „Eine Schule, die Kinder mit Behinderungen Chancen eröffnet, gesicherte Finanzierung für unterstützte Kommunikation und ein unteres sozialen Netz ohne Lücken, das wäre unser schönstes Geburtstagsgeschenk", so Direktorin Moser.

Schulische Inklusion für Kinder mit Behinderungen

Die Schulische Laufbahn bestimmt die Berufsbiografie. Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt ist ein zentrales Anliegen der Diakonie. „Bei der Inklusion im Erwachsenenalter anzusetzen, ist zu spät“, unterstreicht die Diakonie-Direktorin. „Gelingende Elementar- und Schulbildung ist ein Schlüssel auch für Inklusion am Arbeitsmarkt." Um Inklusion von Beginn an zu ermöglichen, fordert die Diakonie ein verpflichtendes Kindergartenjahr auch für Kinder mit Behinderungen, die verbesserte inklusive Nachmittagsbetreuung sowie die Weiterführung der schulischen Karriere von Kindern mit Behinderung nach der 9. Schulstufe.

Gesetzlich ist der Schulbesuch nach der Pflichtschule nicht vorgesehen und findet, wenn überhaupt, im Rahmen von Schulversuchen oder Einzelprojekten statt. Die Diakonie schafft auf diesem Weg seit über 10 Jahren in zwei Schulen die Möglichkeit eines inklusiven Oberstufen-Besuchs. Allerdings kann damit der Bedarf bei weitem nicht gedeckt werden, immer wieder müssen Schüler:innen mit Behinderungen abgelehnt werden, und die Fortführung dieser Projekte ist unsicher. „Als Diakonie fordern wir deshalb seit Jahren den Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf“, betont Moser. Nur so könne die Chancengleichheit erhöht werden, die notwendig ist, um die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu stärken.

Recht auf Kommunikation für jede:n: Zugang zu assistierenden Technologien

In Österreich gibt es rund 63.000 Personen mit Einschränkungen in der Lautsprache. Mithilfe von assistierenden Technologien können sie kommunizieren. Doch in Österreich gibt es bis heute weder einen Rechtsanspruch auf Unterstützte Kommunikation noch eine einheitliche Finanzierungshilfe auf assistierende Technologien. „Die Lösung liegt auf dem Tisch", so die Diakonie Direktorin, "sie umzusetzen ist eine Frage des politischen Willens." 

Vorgeschlagen wird eine Drittelfinanzierung der Hilfsmittel über einen Fonds, der von Bund, Ländern und Sozialversicherungen getragen wird. Grundlage dafür ist die Etablierung eines bundesweit einheitlichen Hilfsmittelkatalogs. Der Zugang zu Hilfsmitteln muss vereinfacht und bürokratische Hürden müssen abgebaut werden. Daher fordert die Diakonie die Errichtung von Anlaufstellen in allen Bundesländern (One-Stop-Shop), die von Beratung, Finanzierung, Abgabe der Hilfsmittel und Heilbehelfe bis hin zur Evaluation unterstützen.

Sozialhilfereform mit dem Ziel der Armutsbekämpfung

„Jetzt in der Teuerung brauchen wir eine Sozialhilfe, die gegen Armut wirkt. Doch das Sozialhilfegesetz versagt in der Krise“, kritisiert die Diakonie und ruft das Parlament zur dringenden Reform und zur Rückkehr zum Prinzip der Mindest-Sicherung auf. Die Diakonie schlägt deshalb eine Abkehr vom System der `Höchst´sätze und die Wiedereinführung von Mindest-Standards vor, die den Ländern die Gewährung von höheren Leistungen ermöglicht. „In sozialen Krisen müssen wir flexibel und bedarfsgerecht helfen können. Das ist zurzeit nicht möglich", erklärt Moser. „Denn weiterhin gibt es nur `Höchst´sätze statt Mindeststandards, weiterhin gibt es zu wenig fürs Wohnen, weiterhin existiert die Pflicht zur Unterhaltsverfolgung bei Menschen mit Behinderungen, weiterhin ist das Ziel der Armutsbekämpfung im Sozialhilfegesetz gestrichen. Das muss sich ändern."

Wie die Diakonie feiert

Im Jubiläumsjahr erzählen wir die Geschichte der Diakonie anhand vieler Geschichten von Menschen, die Diakonie gelebt, erlebt und geprägt haben: Gründer:innen, Mitarbeiter:innen und Klient:innen. Wir blicken zurück und schauen in die Zukunft – unter dem Motto „aufeinander zugehen“.

Personen kennenlernen

Der Festreigen zum 150. Jubiläum der Diakonie steht unter dem Motto „aufeinander zugehen“ und startet im Februar mit dem Geburtstagsempfang der Diakonie Direktorin, bei dem auch die Wanderausstellung "Geschichte hat viele Gesichter" ihre Prämiere feiern wird. Am 14. April wird der „Diakoniesonntag" in den Pfarrgemeinden begangen. Der Festgottesdienst aus der Pfarrkirche in Villach wird im ORF übertragen.

Auch in den Bundesländern wir gefeiert:

- Oberösterreich: Diakoniefest im Diakoniewerk Gallneukirchen am 8. und 9. Mai 2024

- Kärnten: Diakoniefest der Diakonie de La Tour am 26. Mai 2024

- Burgenland: Gustav Adolf Fest am 30. Mai 2024 in Oberwart

Als Höhepunkt der Feierlichkeiten zu 150 Jahre Diakonie gibt es am 2. Oktober ein großes Festkonzert im Wiener Konzerthaus und am 3. Oktober ein Festsymposium im Wiener Rathaus. Bei diesen Veranstaltungen werden Schüler:innen der Johann Sebastian Bach Musikschule sowie Bewohner:innen, Gäste, Unterstützte und Klient:innen der Diakonie im Zentrum stehen.

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit