Weltkindertag: Kindern eine Stimme geben
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„Alle Kinder sollen als Personen ernst genommen, respektiert und in Entscheidungen einbezogen werden“, so lautet eines der vier Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die die Grundwerte im Umgang mit Kindern formuliert und fordert, dass Kinder als eigenständige Persönlichkeiten gesehen werden. Auch im österreichischen BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen wird dieses Recht auf Partizipation aufgegriffen und Kinder werden als ,,aktive Ko-Konstrukteure ihrer Lebensumwelt‘‘ bezeichnet.
Doch was bedeutet das in der Praxis für Kindergärten, Krabbelstuben und Horte? Wie können die Perspektiven der Kinder, ihre Wünsche und Meinungen am besten miteinbezogen werden? Dazu braucht es vor allem Methoden, die den Kindern vielfältige Möglichkeiten zum ausführlichen Erzählen, Malen oder Darstellen ihrer Erlebnisse und Erfahrungen eröffnen.
Ein wichtiges Element in der täglichen Arbeit im Kindergarten ist die Partizipation, also die Beteiligung und Mitbestimmung der Kinder an wichtigen Entscheidungen. Der Morgenkreis soll ein Ort für die Partizipationskultur sein – weg vom Vorzeigen und Beibringen, hin zur echten Teilhabe und zur Mitbestimmung – beispielsweise durch Gruppendiskussionen und Erzählrunden, einem Kinderparlament und demokratischen Abstimmungen. Das ermöglicht jedem Kind, die eigene Meinung frei zu äußern. „Ich möchte, dass jeder einen Freund hat“ oder „Nicht andere Kinder beim Spielen erschrecken oder stören“ lauten so zum Beispiel die Wünsche der Kinder.
„Die demokratische Abstimmung spielt für uns im Kindergarten eine zentrale Rolle. Kinder lernen dabei, ihre eigenen Bedürfnisse zu äußern, aber auch Ansichten anderer zu akzeptieren. Dazu gehört auch, den Kindern eine Stimme zu verleihen, die ruhig und schüchtern sind“, so Silke Reisenauer, Leitung Kindergarten Gosau. „Wenn Kinder sich beteiligen können, dann lernen sie, sich selbst zu steuern, aber auch auf andere Rücksicht zu nehmen. Sie erfahren, wenn sie selbst etwas wirklich wollen, dann können sie das in vielen Situationen erreichen. So möchte ein Kind zum Beispiel ein Buch über Dinosaurier lesen und ein anderes Kind reagiert darauf abweisend mit: ‚Dinosaurier gibts ja gar nicht mehr.‘ Gemeinsam wird dann nach einer Lösung gesucht.“
Mitgestaltung: Platz für Ideen der Kinder schaffen
Aber auch konkrete Alltagssituationen wie die Planung der Tages- oder Raumgestaltung können mit den Kindern betrachtet werden. Gemeinsam wird überlegt, welche Angebote gesetzt werden, wie die Lernwerkstätten in der offenen Freispielzeit gestaltet werden können und welche Interessen die Kinder haben. Auch Raum zum Philosophieren wird den Kindern gegeben, um neue Zusammenhänge, Begründungen und Schlussfolgerungen zu finden und ihnen die Chance zu geben, selbst etwas zu ergründen.
„Im Team gibt es einen regelmäßigen Austausch über die eigenen pädagogischen Haltungen bei offenen Diskussionsrunden und Auseinandersetzung einerseits, andererseits auch über die Methoden der Mitgestaltung für die Kinder und über unsere Beobachtungen und Erfahrungen“, so Silke Reisenauer. „Kinder zu beteiligen, erfordert Flexibilität und vielleicht auch manche Kehrtwendung. Aber gemeinsam mit Kindern den Alltag zu gestalten und entwickeln, eröffnet Denkanstöße und vor allem eine neue Qualität.“