Integrative Beschäftigung: „Eine Anstellung wäre mein Traum“
- Story
Lara arbeitet gerne. Jeden Tag lernt sie, mehr Verantwortung zu übernehmen, sich selbst noch besser zu organisieren. Und sie schätzt es mehr und mehr, dort zu arbeiten, wo andere arbeiten, ein wertvoller Teil eines Teams zu sein und schlussendlich eigenverantwortlich und selbstständig durchs Leben zu gehen. Das Besondere an dieser Geschichte ist: Lara lebt mit einer Behinderung und möchte in der regulären Arbeitswelt Fuß fassen.
Integrative Beschäftigung als Erfolgsrezept
Weg von der Beschäftigung in klassischen Werkstätten, hin zur normalen Arbeitswelt: Das ist der Wunsch vieler Menschen mit Behinderung. Fachkräfte des Diakoniewerks unterstützten sie dabei. In der integrativen Beschäftigung Hopfgarten übernehmen Menschen mit Behinderung einerseits Aufgaben, die sie am Stützpunkt des Diakoniewerks erfüllen können. Andererseits vermitteln die Fachkräfte des Diakoniewerks die Menschen mit Behinderung auch direkt in Partnerbetriebe. Im Idealfall wird aus solchen stundenweisen Einsätzen ein reguläres Arbeitsverhältnis.
Nicht jeder Wunsch nach einem regulären Dienstverhältnis kann erfüllt werden. Mit der integrativen Beschäftigung bekommt man zumindest die Chance es zu versuchen: Die Mischung aus erworbenen fachlichen und sozialen Fähigkeiten muss schon passen, um den nächsten Schritt Richtung Arbeitsmarkt zu gehen. Lara bringt dieses Paket mit. Die 26-jährige Tirolerin arbeitet seit gut einem Jahr in der Genusswelt in Itter im Bezirk Kitzbühel. Spezialisiert hat sich das Unternehmen auf den Verkauf von Schmankerln aus der Region. Ob Speck, Käse, Honig oder Tee – hohe Qualität und Regionalität stehen im Vordergrund.
Menschen mit Behinderung eine Chance geben
Es ist ein nachhaltiges Konzept, das sich auch in der besonderen Form der Personalauswahl ausdrückt. „Wir wollen Menschen mit Behinderung bei der Berufsorientierung und ihrem Berufseinstieg in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen“, erklärt Patricia Burgschwaiger, die Geschäftsführerin der Genusswelt. Seit 2020 kooperiert die Genusswelt mit dem Diakoniewerk Tirol und ist von dieser besonderen Form des Personalrecruitings überzeugt: „Die Erfahrungen, die wir in den vergangenen Jahren gemacht haben, waren sehr positiv. Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr unkompliziert. Lara ist eine Bereicherung für das Team und lernt immer mehr dazu.“
Dieses Beispiel ist eines von vielen. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dafür, Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu geben und sie abseits klassischer Werkstätten zu beschäftigen. Es ist ein Gewinn für beide Seiten, weil beide neue Perspektiven kennenlernen und im besten Falle voneinander lernen. Menschen mit Behinderungen erkämpfen sich somit schrittweise ihren Platz im öffentlichen Raum und fordern auch eine Entlohnung, die ihnen für ihre Leistung zusteht.
Was aber denkt Lara über ihre Arbeitsstelle? „Mir gefällt es hier sehr gut! Ich habe meine fixen Aufgaben, die ich größtenteils schon selbstständig erledige, und lerne immer wieder neue Dinge, bekomme neue Aufgaben dazu. Momentan schreibe ich E-Mails, als nächstes lerne ich Excel-Tabellen zu schreiben.“ Laras Aufgaben im Laden sind vielfältig, das gefällt der Tirolerin: Sie kontrolliert den Lagerbestand, schlichtet Regale nach, hilft überall dort mit, wo Unterstützung nötig ist. Mit Unterstützung bedient Lara manchmal auch die Kassa. Scheu im Umgang mit anderen Menschen hat Lara nicht: „Ich mag es, mit Kundschaften zu arbeiten und habe nette Kolleginnen hier.“
Hopfgarten als „Übungsort“
Auf ihre Arbeit im Geschäft wurde Lara in der integrativen Beschäftigung des Diakoniewerks in Hopfgarten vorbereitet. Der Jobcoach hat die Kooperation mit der Genusswelt vermittelt. Zwei Tage pro Woche fährt Lara nicht in den Stützpunkt des Diakoniewerks, sondern gleich direkt von zuhause in die Genusswelt. Selbstständigkeit ist der Tirolerin wichtig. Lara hat eine eigene Wohnung und führt sonst auch ein ganz normales Leben einer jungen Frau.
Was, wenn Lara einen Wunsch für die Zukunft frei hätte?
Dass ich mein eigenes Leben führen kann und: Eine echte Anstellung mit einem richtigen Dienstvertrag, das wäre mein großer Traum
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