Ethik-Café mit Direktorin Maria Katharina Moser
- Story
Die Ethik fragt immer wieder nach und reflektiert: Wie sollen wir handeln? Ist das, was wir tun, gut und richtig?
Beim Ethikcafe im Oktober war Raum und Zeit, um mit Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser ethische Fragestellungen intensiv zu diskutieren.
Bestimmte Grundrechte müssen immer gelten. Dazu gibt es mit der Erklärung der Menschenrechte von 1948 eine gesellschaftliche Einigung. Dennoch sind diese Grundrechte längst nicht allen garantiert und werden unterschiedlich ausgelegt.
Auch die Werte der Spatti: Würde, Freiheit, Gerechtigkeit, Nächstenliebe und Nachhaltigkeit verändern sich nicht, ihre Auslegung aber ist dem gesellschaftlichen Wandel und den jeweiligen Gegebenheiten unterworfen. Was ist Freiheit? Anlassbezogen werden heute andere Antworten auf diese Frage gefunden als noch vor Jahren.
Ethik bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Regeln. Wir wollen Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu mündigen Menschen begleiten und Selbstbestimmung fördern. Dem gegenüber steht das Nicht-Schadens-Prinzip: Sie dürfen sich selbst und anderen damit nicht schaden. Eine Gratwanderung.
Wenn wir das „Dasein für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen, ergeben sich daraus auch ethische Fragestellungen. Maria Katharina Moser bezeichnet dieses Dasein als „einen täglichen Akt der Achtung der Menschenwürde“, eine sehr schöne Bezeichnung.
Die ethischen Grundfragen:
- Warum tun wir das? Was leitet uns dabei?
- Wie tun wir das? Mit welcher Fachkompetenz und welchen verantworteten Entscheidungen leisten wir diese von Beziehungsgestaltung geleitete Arbeit?
- Was tun wir? Was sind unsere Angebote und Dienstleistungen?
Mitarbeiterin Julia Sonnleitner hat ein Beispiel eingebracht, das viele kennen: Wir sind an einer von Fußgängern stark frequentierten Straße unterwegs und jemand braucht offensichtlich Hilfe. Sie ist mutig auf die Frau zugegangen und hat sie angesprochen und die Rettung alarmiert. Im Ethik-Café hat Julia gefragt: „Warum schauen so viele Menschen nur zu und wer ist eigentlich dafür verantwortlich, Zivilcourage zu vermitteln?
Moser dazu: „In modernen Gesellschaften ist ethisches Handeln in die Autonomie des Einzelnen delegiert. Jeder gibt sich selber das Gesetz. Gewissen ist, laut Kant, der ‚innere Gerichtshof‘. Gewissen entsteht aber in einem Dialog mit anderen.“ Gemeinsam wurden viele Instanzen gefunden, die auf die Gewissensbildung und Vermittlung von Zivilcourage Einfluss nehmen: Eltern, Schule, Erste-Hilfe-Kurse und Sanitätsausbildungen, Führungspersönlichkeiten, Medien, Politik, Zivilgesellschaft. Im Moment ist der „Selber-Schuld-Diskurs“ sehr lautstark. Damit wird auch vermittelt: Jede:r muss sich um sich selber kümmern und ist selber schuld. Jede:r ist seines Glückes Schmied. Gepaart mit einer sehr angstbesetzten Gesellschaft wird damit das Wegschauen in oben beschriebenen Situationen gefördert.
Dieses Ethik-Cafe war ein lebendiger und offener Begegnungsort. Die Begegnung hat ermutigt, sich ethischen Fragen zu stellen und sich im Dialog zu stärken. Vielen Dank an Maria Katharina Moser für den anregenden Input und den Teilnehmer:innen für die intensive Diskussion.