Eröffnung des Johann-Wilhelm-Klein-Hauses für blinde und hochgradig sehbeeinträchtigte Senior:innen

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23. April 2025
In Wien eröffnete die erste Wohn- und Pflegeeinrichtung für blinde und hochgradig sehbeeinträchtigte Senior:innen nach dem Modell der Hausgemeinschaften. Diakoniewerk und Österreichische Blindenwohlfahrt bündeln ihre Kompetenzen und setzen ein innovatives Wohnmodell für Menschen im Alter um. Nun wurde das Johann-Wilhelm-Klein-Haus im Beisein zahlreicher Ehrengäste feierlich eröffnet.

Das neue Zuhause wurde bezogen und feierlich eröffnet.

Das Diakoniewerk und die Österreichische Blindenwohlfahrt (ÖBW) arbeiten in der Begleitung von blinden und hochgradig sehbeeinträchtigten Menschen im Alter seit 2014 zusammen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Begleitung von blinden oder hochgradig sehbeeinträchtigen Menschen mit Demenz.

In Penzing, dem 14. Wiener Gemeindebezirk, wurde in zwei Bauetappen das neue Johann-Wilhelm-Klein-Haus errichtet. Das vor 40 Jahren als Wohnheim gebaute alte Gebäude musste an die neuen Anforderungen einer Pflegeeinrichtung angepasst werden. Eine Renovierung war technisch und wirtschaftlich nicht möglich, weshalb abgerissen und neu gebaut werden musste. „Die Gebäude- und Raumplanung sowie das Farb- und Lichtkonzept wurden so konzipiert und umgesetzt, dass blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen im fortschreitenden Alter und mit Demenz in ihrer Selbständigkeit bestmöglich unterstützt werden“, unterstreicht Brigitte Fila MBA, Geschäftsführerin der ÖBW gemGmbH. „Wir führen das neue Haus nach dem Modell der Hausgemeinschaften, welches Individualität und Wohnqualität in familiärer Atmosphäre in den Vordergrund stellt“, ergänzt Mag.(FH) Stefan Marchewa, Geschäftsführer der ÖBW gemGmbH, „Pflege und Betreuung orientieren sich dabei an den persönlichen Bedürfnissen der Bewohner:innen.“
 

Im neuen Johann-Wilhelm-Klein-Haus werden die Kompetenzen in der Begleitung von blinden und hochgradig sehbeeinträchtigten Menschen, die innovativen Wohn- und Betreuungskonzepte für Menschen im Alter sowie die Kompetenzen in der Begleitung von Menschen mit Demenz unter einem Dach gebündelt – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Brigitte Fila & Stefan Marchewa, Geschäftsführung ÖBW gemGmbH

Modell der Hausgemeinschaften

Menschen im Alter mit hohem Unterstützungs- und Pflegebedarf kommt dieses Wohn- und Betreuungskonzept genauso entgegen wie den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz. Für blinde und hochgradig sehbeeinträchtigte Menschen mit Pflegebedarf wird im neuen Haus ein Angebot geschaffen, welches in Österreich einzigartig ist.

Pflege, Wohnen und Alltagsgestaltung stehen gleichberechtigt nebeneinander. 

In jeder Hausgemeinschaft leben 14 Menschen. Der Großteil der Bewohner:innen verfügt über ein Einzelzimmer mit Vorraum, Bad und WC. Großzügige Gemeinschaftsflächen wie Wohnküche und Wohndiele werden von allen Bewohner:innen gemeinsam genützt. Mitarbeiter:innen gestalten gemeinsam mit Bewohner:innen den Alltag und begleiten durch den Tag. Fachlich entsprechend ausgebildete Mitarbeiter:innen unterstützen bei der Pflege und bei gesundheitlichen Erfordernissen.

Stellvertretend für alle Bewohner:innen im Haus ergriff Helga Zach bei der Eröffnung das Wort:

Ich bin damals in einem verzweifelten Zustand ins Johann-Wilhelm-Klein-Haus gekommen. Ich hatte keine Freude mehr am Leben, war bettlägerig und hatte nur noch ein kleines Restsehvermögen. Nach einer schwierigen ersten Zeit habe ich die engagierten Mitarbeiter:innen und die anderen Bewohner:innen als Teil einer neuen Familie angenommen und bin nun eine zufriedene, aktive Bewohnerin im neuen Haus. Die vielfältigen Freizeitangebote helfen, unsere Zeit sinnvoll und in Gesellschaft zu verbringen. ‚Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche bleibt dem Auge verborgen.‘ Nirgends trifft der Satz mehr zu als hier. Da wir nicht sehen können, fühlen wir das Verständnis und die Hilfsbereitschaft in diesem Haus doppelt. Wenn ich an das Johann-Wilhelm-Klein-Haus und an mein Zimmer in der Hausgemeinschaft denke, weiß ich: Hier bin ich zuhause.

Bewohnerin Helga Zach

Das Bauprojekt

Besonders an diesem Bauprojekt war, dass sich Architektur und Raumplanung an den Bedürfnissen von Menschen mit Blindheit oder hochgradiger Sehbeeinträchtigung und mit Demenz orientierten. Gemeinsam mit den Architekturbüros nonconform, rrp und dem Team der Innenarchitekt:innen von Luger & Maul wurden erstmals Hausgemeinschaften für diese Bedürfnisse umgesetzt.

Ende 2020 wurde mit dem Bau begonnen, im Herbst 2022 konnte Bauteil 1 mit 90 Plätzen bezogen werden. Unmittelbar im Anschluss erfolgte die Errichtung von Bauteil 2 mit einer ebenso zweijährigen Bauzeit. Im Jänner 2025 zogen die ersten Bewohner:innen in Bauteil 2 ein. Im nun fertiggestellten Johann-Wilhelm-Klein-Haus können 148 Menschen mit Blindheit oder hochgradiger Sehbeeinträchtigung ihr neues Zuhause finden.

Das neue Haus trägt weiterhin den Namen Johann-Wilhelm-Klein-Haus und ist damit nach dem ‚Vater der Blinden‘ benannt. Johann Wilhelm Klein war ein Pionier der Blindenbildung. Seine Lebensaufgabe Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien galt der Sorge um blinde Kinder, ihrer Erziehung und ihrer Berufsbildung, sowie der Schaffung einer sicheren und auf die Bedürfnisse blinder und hochgradig sehbeeinträchtigter Menschen angepassten Wohnumgebung.

Das Johann-Wilhelm-Klein-Haus ist eine anerkannte Einrichtung des Fonds Soziales Wien, welcher diese einmalige Leistung in der Form und Kapazität als einziges Bundesland anbieten kann und den Aufenthalt der Bewohner:innen finanziell unterstützt.
 

Ihre Ansprechperson zu dieser News

Mag.a Isabella Raml
Kommunikation & PR OÖ, Wien und LIFEtool