Diakonisse Schwester Helga Sikora feiert 85. Geburtstag
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Ein erfülltes Leben im Diakoniewerk
Dieser Tage feierte Helga Sikora ihren 85. Geburtstag. Sr. Helga Sikora ist Oberin der Diakonissen und Mitglied des obersten Aufsichtsgremiums des Diakoniewerks, des Kuratoriums. Sie macht bis heute in ganz besonderer Weise den Schatz unserer diakonischen Identität und Diakonissentradition spürbar, die unser Diakoniewerk nun seit fast 150 Jahren prägt: die besondere Verbindung von beruflicher Sorge und Spiritualität, in der Kraft der christlichen Nächstenliebe. Sr. Helga Sikora blickt auf ein arbeitsreiches aber erfülltes Leben, wie sie sagt, innerhalb des Diakoniewerkes zurück.
Einsegnung als Diakonisse
Gleich nach der Pflichtschule kam sie als Haustochter ins Mutterhaus Bethanien in Gallneukirchen, absolvierte mehrere Ausbildungslehrgänge (Haushaltungsschule und Schwesternvorschule in Gallneukirchen, Krankenpflegeschule in Graz) um im November 1958 als Probeschwester ins Mutterhaus einzutreten.
1963 gehörte sie zu den letzten fünf Schwestern, die zum Amt der Diakonisse feierlich eingesegnet wurden. Bis 1967 arbeitete sie in verschiedenen Häusern des Diakoniewerkes (Weikersdorf, Martinstift, Zoar, Abendfrieden), daran schloss sich die Ausbildung zur diplomierten Säuglingsschwester in Waiblingen bei Stuttgart an, die sie zur langjährigen Hausleitung des Säuglingsheimes Mühle befähigte. Berufsbegleitend besuchte sie 1985/86 einen Universitätslehrgang für Sozial-Management an der JKU Linz.
1988 fiel die Wahl zur Oberin der Diakonissen auf sie, was auch die Mitgliedschaft im Vorstand und somit in mehrfacher Hinsicht ein hohes Maß an Verantwortung mit sich brachte. Schwester Helga Sikora steht als letzte und auch längst-dienende in einer Reihe von insgesamt sieben Oberinnen seit der Gründung der Schwesternschaft vor fast 150 Jahren.
Mehr weltliche Mitarbeiter:innen
Schon bevor Schwester Helga ihr Amt als Oberin antrat, gab es keine Neueintritte in die Schwesternschaft mehr und die Schwestern zogen sich aus Altersgründen immer mehr aus den Arbeitsbereichen zurück. Diese Entwicklung ließ sich nicht aufhalten: Lebten Ende 1988 noch 67 Diakonissen im Mutterhaus, 21 davon in aktivem Dienst, so sind es heute nur noch zwei Schwestern. Um die Weiterführung der Arbeitsbereiche sicherzustellen, wurden immer mehr weltliche Mitarbeitende im Angestelltenverhältnis aufgenommen. 1988 waren es 872, heute sind es rund 3.700 Mitarbeitende.
Auch wenn das Loslassen nicht einfach für uns war, sind wir doch dankbar, dass wir unsere Arbeit in die Hände so viel motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen konnten.
Goldenes Kronenkreuz der Diakonie Österreich verliehen
Mit 1. Oktober 2008 ging Schwester Helga als Vorstandsmitglied in den Ruhestand und erhielt vom Land Oberösterreich die Humanitätsmedaille für Verdienste im Sozialwesen und das Goldene Kronenkreuz der Diakonie Österreich. In ihrer Verantwortung als Oberin begleitete sie „ihre“ Schwestern 2010 beim Abschied vom langjährigen Mutterhaus Bethanien und Umzug in das umgebaute Haus Abendfrieden, wo sie bis heute ihren Lebensabend verbringt. Als Mitglied des Kuratoriums ist sie dem Diakoniewerk immer noch stark verbunden.
Das Wirken der Diakonissen ist bis heute spürbar ...
Schon bald nach der Gründung des Diakoniewerks im Jahr 1874 wurden Diakonissen für die Pflege und Betreuung der Hilfesuchenden angeworben und ausgebildet. Diakonissen in der traditionellen Form der Mutterhausdiakonie sind unverheiratete Frauen, die ihr Leben einer evangelischen Glaubens- und Arbeitsgemeinschaft widmen und so in einzigartiger Weise berufliche Sorgearbeit und Spiritualität verbinden. Sie tragen eine einheitliche Tracht, ihr Stammsitz sind die sogenannten Mutterhäuser. Statt eines eigenen Einkommens werden sie vom Mutterhaus in allen Lebenslagen bis zum Tod versorgt und bekommen ein kleines Taschengeld für persönliche Bedürfnisse. Erste Diakonissen wurden ab den späten 1830er Jahren in Deutschland aktiv. Die ersten beiden österreichischen Diakonissen begannen ihre soziale Arbeit in Gallneukirchen 1877 nach einer dreijährigen Ausbildung in Stuttgart. Vielen Frauen im 19. und 20. Jahrhundert wurde – jenseits von Ehe und Familie – mit diesem Modell innovativ und emanzipatorisch eine Berufsausbildung und Berufsausübung ermöglicht. Diese Gelegenheit gab es sonst kaum. Bis in die 1980er- und 1990er-Jahre waren Diakonissen in allen Arbeitsfeldern des Diakoniewerks sowohl in leitender Verantwortung als auch an der Basis tätig.
Das Engagement der Diakonissen und ihr professionelles Wirken hat maßgeblich zur Entwicklung des Diakoniewerks beigetragen: vom diakonischen „Verein für Innere Mission“ hin zu einem anerkannten und innovativen Unternehmen mit verschiedenen Arbeitsfeldern im Sozial- und Gesundheitsbereich in Österreich und im internationalen Umfeld. Ihr Wirken ist daher bis heute in vielfältiger Weise lebendig und spürbar.
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