Der Weg zur Pflegedienstleiterin mit Migrationshintergrund
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Ihr Weg dorthin war nicht immer einfach. Sie kam mit 14 Jahren zu ihrer Mutter als Asyl-werbende vom Kosovo nach Österreich, in den Bezirk Braunau, wo sie in Mauerkirchen die Landwirtschaftliche Fachschule besuchte. Neben der Schule erlernte sie auf eigene Faust die deutsche Sprache – mit deutschen Untertiteln bei englischen Filmen und mit dem Wörterbuch. Wir haben mit ihr über ihren Weg gesprochen.
Meine Mutter hat sowohl im Kosovo als auch hier in Österreich immer in Senior:innen-Einrichtungen in der Pflege gearbeitet. Ich selbst wollte schon immer in der Langzeitpflege arbeiten, nur so kann ich eine Beziehung zu den Menschen, die ich begleite, aufbauen. Hier, in einem Haus für Senioren, kann ich Menschen im Alter gut begleiten. Ich möchte älteren Menschen, die so viel für uns getan haben, durch meine Motivation in der Arbeit etwas zurückgeben. Da ich sehr viel Wert auf Weiterbildung lege, war mir bald klar, dass ich nach dem Diplom weiterstudieren will. Das mache ich derzeit an der Uni Krems, wo ich den Master für Pflegemanagement absolviere.
Nicht einfach! Ich habe mich auf viele ausgeschriebene Stellen als Pflegedienstleitung in Oberösterreich beworben. Obwohl ich die fachlichen Voraussetzungen erfülle, bekam ich nur Absagen. Einmal sogar mit der Begründung, dass die Stelle bereits besetzt sei, diese war dann aber unmittelbar danach wieder ausgeschrieben. Damals war ich sehr enttäuscht. Umso glücklicher bin ich, jetzt im Diakoniewerk arbeiten zu können.
Fachlich partnerschaftlich. Wir treffen Entscheidungen immer als Team und führen jeden Tag am Vormittag Bewohner:innenbesprechungen durch. Ich frage bei Mitarbeiter:innen nach, wie sie eine Situation lösen würden. Mitentscheiden lassen bedeutet Wertschätzung.
Ich habe zwei Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren und bin alleinerziehend. Seit sieben Jahren bin ich Obfrau im Elternverein der Europaschule, außerdem Obfrau des Albanischen Dachverbands in Oberösterreich sowie der Albanischen Frauen in Österreich. Es ist mir ein Anliegen, dass albanische oder kosovarische Frauen in Österreich ein selbst bestimmtes Leben führen können. Das wurde anfangs in meiner Community nicht gerne gesehen, da sie die Integration als Gefahr der Assimilation gesehen haben. Inzwischen haben wir ein eigenes Beratungsbüro aufgebaut. Wir begleiten Frauen Schritt für Schritt, zum Beispiel, um ihre Ausbildungen hier in Österreich zu nostrifizieren. Aber das Wichtigste ist, die deutsche Sprache zu erlernen.
Ich bekomme immer wieder Angebote von der Regierung, wieder im Kosovo zu arbeiten. Aber das habe ich nicht vor. Ich habe hier so viele Möglichkeiten, mich weiterzubilden und mich weiterzuentwickeln. Und das mache ich jeden Tag. Oberösterreich ist ein Bundesland der Möglichkeiten. Aber man muss auf jeden Fall selbst etwas beitragen, um weiterzukommen.
Ich habe den Vergleich, weil ich durch meine Tätigkeiten schon bei einigen sozialen Trägern reinschnuppern konnte. Hier im Diakoniewerk ist der Umgang sehr wertschätzend. Der Zusammenhalt im Team ist deutlich zu spüren und wird stark unterstützt. Wenn man motiviert ist, hat man hier viele Gestaltungsmöglichkeiten.