Autismus: Für Mütter ein Vollzeitjob

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30. März 2023
Die Pflegekarenz reicht nicht aus, um ein Kind mit Autismus gut zu begleiten.

„Ich möchte unbedingt wieder arbeiten gehen“ sagt Emira Hajric. Derzeit ist sie in Pflegekarenz, um ihren Sohn Jakub (6) bestmöglich zu betreuen. Bei ihm wurde mit 19 Monaten die Diagnose Autismus diagnostiziert. Seine Betreuung ist ein Vollzeitjob. 

Kinder mit Autismus brauchen Sicherheit

Kinder mit Autismus brauchen die Sicherheit zu wissen, was als nächstes kommt. Dabei hilft Jakub zum Beispiel, wenn sie ihm Kärtchen mit Bildern und Fotos zeigt.

„Ich bereite zu Hause viel vor, damit ich Jakub die Struktur und die Rituale geben kann, die er braucht. Das ist zeitintensiv. Ich habe z.B. jede Menge Bilder griffbereit. Wenn wir einen Ausflug machen, gibt es Bilder von einem See, Wald oder Berg. Wenn jemand auf Besuch kommt, gibt es ein Foto von Oma und Opa oder von der Tante. Beim Abholen vom Kindergarten hat es ihm geholfen, wenn ich ihm das Foto vom Auto gezeigt habe. Jetzt weiß er schon, wenn er mich beim Abholen mittags sieht, dass wir nach Hause fahren. Es ist sehr wichtig, früh mit der Förderung zu beginnen.“

Ich mache es zu Hause, wie Jakub das im Kindergarten gelernt hat. Seitdem geht es ihm und der ganzen Familie viel besser.

Emira Hajric, Jakubs Mutter

Der engagierten Mutter von drei Kindern tut es weh, zu sehen, dass manche Eltern ihr Kind mit Autismus sehr isolieren „nur damit ja niemandem auffällt, dass etwas nicht stimmt.“ Oder wenn sie beobachtet, dass Eltern der Schule nicht Bescheid geben, aus dem Bedürfnis heraus, dass das Kind dort eine neue Chance bekommen soll. „Die Schule muss unbedingt von der Diagnose wissen, nur so kann die nötige Unterstützung organisiert werden“, sagt Emira Hajric.

Jakubs Stärke ist, dass er sich Wege sofort merkt

Kinder mit Autismus haben manchmal sehr ausgeprägte Stärken und Fähigkeiten. Bei Jakub ist es sein räumliches Vorstellungsvermögen. „Wenn ich mich morgens nicht gleich erinnern kann, wo ich am Vortag mein Auto geparkt habe, zeigt Jakub mir den Weg. Er merkt sich überhaupt alle Wege schon nach dem ersten Mal gehen oder fahren.“

Emira Hajric ist sich aber auch sicher, dass Jakub sich nicht nur die Wege, sondern auch die vielen Details am Weg merkt. „Dementsprechend anstrengend und irritierend ist es für ihn, an Orten zu sein, wo er noch nie war“, erklärt sie.

Jakub ist eines von 10 Kindern mit Autismus, die im Kindergarten des Diakonie Zentrum Spattstraße betreut werden. „Der Kindergarten gibt uns viel Halt“, meint Frau Hajric

Der Schulstart bereitet der Mutter Sorgen

Emira Hajric blickt besorgt in die Zukunft:  Im Herbst kommt Jakub in die Schule. „Jede Veränderung ist für ihn und damit auch für uns als Familie ein großer Stressfaktor. Er braucht eine 1:1 Betreuung, eine Stützkraft. Es gibt aber überall zu wenig Personal und auch zu wenig Fachkräfte, die mit Autismus was anfangen können. Der Begriff ist schon bekannt, aber wer kann sich schon was darunter vorstellen?“, klagt sie.

Kann die Mutter zurück in ihren Job?

Ihre Pflegekarenz von 3 Monaten wurde zwar auf 6 Monate verlängert, aber im Juni ist diese ausgeschöpft. Ihr Mann kann hin und wieder die Nachmittagsbetreuung übernehmen. Sonst hat die Familie aber keine Betreuung für Jakub. Ob Emira Hajric dann wieder in ihren geliebten Job zurückkehren kann, ist fraglich.

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Ihre Ansprechperson zu dieser Story

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit