Autismus - eine besondere Form der Wahrnehmung
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Autismus-Spektrum verstehen
Autistische Menschen unterscheiden sich oft stark voneinander. Manche Betroffene können arbeiten gehen, sind verheiratet, andere wiederum müssen ein Leben lang begleitet werden. Auch wenn sich die autistischen Symptome bei jedem Menschen anders und in unterschiedlichen Ausprägungen ausdrücken, gibt es eine Gemeinsamkeit: Menschen im Autismus-Spektrum nehmen ihre Umwelt anders wahr.
Ein Aufeinanderprallen unterschiedlicher Reize
Man muss es sich vorstellen wie ein anhaltendes Aufeinanderprallen unterschiedlicher Reize. Damit unser Gehirn nicht von den vielen verschiedenen Reizen überlastet wird, werden unwichtige Reize normalerweise unbewusst herausgefiltert, bevor sie überhaupt unser Bewusstsein erreichen. Menschen im Autismus-Spektrum haben mit dieser unbewussten Reizfilterung meist große Schwierigkeiten. Daher ist ihr Alltag oft anstrengend, ermüdend und belastend. Ironie, Witze und Sarkasmus, Anspielungen, Redewendungen werden nicht erfasst, Ausdrücke wortwörtlich gemeint. Menschen im Autismus-Spektrum finden es schwierig, die Gedanken, Gefühle oder Handlungen anderer einzuschätzen und zu interpretieren. Viele Informationen werden aber bei einer alltäglichen Kommunikation gerade durch Mimik, Körpersprache oder Tonfall vermittelt.
Wenn man sich stark auf das Ticken der Uhr konzentriert, nimmt man es ganz intensiv wahr, wenn man währenddessen etwas anderes tut, schaltet das Gehirn dieses Geräusch mit der Zeit ab. Anders ist es bei Menschen im Autismus-Spektrum. Sie nehmen alle Reize gleichzeitig wahr.
Strukturen schaffen
Was hilft nun Menschen im Autismus-Spektrum dabei, gut durch den Alltag zu kommen? Sprache allein reicht nicht aus, es hilft hier, visuell zu unterstützen, also mit Bildern zu arbeiten. „Struktur schaffen ist wichtig“, ergänzt Lisa Erda und erklärt: „So kann Kinder im Autismus-Spektrum die Pausenzeit beispielsweise überfordern, weil sie nicht strukturiert abläuft.“
Auch Entspannungsmomente, Musik oder ein Spaziergang in der Natur sind Möglichkeiten des Rückzugs bei einer Reizüberflutung. Denn, so Erda: „Das Leben mit Autismus wird eine Herausforderung bleiben, aber wenn man in diese besondere Form der Wahrnehmung eintaucht, wird vieles verständlich. Oft fallen den Kindern Details an Gegenständen auf oder sie studieren minutenlang einen Käfer, der über die Straße krabbelt.“ Ein Ausflug in eine andere Welt der Wahrnehmung, der auch faszinierend sein kann.
„TEACCH“, ein pädagogischer Ansatz, der Aufgaben im Alltag visualisiert und nachvollziehbar macht, kann eine mögliche Abhilfe sein. Bilder oder Gegenstände werden verwendet, um in Form eines Tagesplans Aktivitäten oder Aufgaben in der Reihenfolge abzubilden, in der sie gemacht werden sollen. Durch einen Blick auf den Plan weiß das Kind, wann es wo sein soll und was von ihm erwartet wird.
Ich finde es faszinierend, was den Kindern alles auffällt. Den Blick fürs Detail haben wir leider oft schon verloren.
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