"Arbeiten in Hausgemeinschaften ist wie Heimkommen"
- News
Die Aussicht auf kleine Wohneinheiten und gute Teamarbeit haben Pflegeassistentin Frau A.* bewogen, nach 12 Jahren im Krankenhaus in das Diakoniewerk zu wechseln. In einem Team aus Pflegeassistent:innen, diplomierten Pflegekräften und Alltagsmanager:innen ist sie für zwölf Bewohner:innen in einer Hausgemeinschaft im Haus am Ruckerlberg zuständig.
Warum sie in der Pflege arbeite, sei aus der Liebe zum Menschen heraus und nicht wegen des Geldes, sagt sie zu Beginn des Gesprächs schmunzelnd. Frau A. hat sich erst spät für den Pflegeberuf entschieden und war zuvor im Handel und im Büro tätig. Familiär war ihr die Pflege über den Beruf der Mutter, die mit Jugendlichen mit Behinderung gearbeitet hat, immer schon nahe.
Eindeutig das Zusammenarbeiten im Team. Es ist ein Miteinander, ein familiärer Umgang und ein aufeinander Rücksicht nehmen. Jeder trägt dazu bei, dass das Rad läuft, auch wenn die Arbeit manchmal schwer ist. Das Spezielle am Arbeiten in Hausgemeinschaften ist das Ineinandergreifen aller Berufsgruppen. Besonders gefreut hat mich vor kurzem die Hilfsbereitschaft eines Kollegen aus einer anderen Hausgemeinschaft, der ganz selbstverständlich herübergekommen ist und gesagt hat: „So, ich helfe dir jetzt“.
Es ist die Bezugspflege! Anders als im Krankenhaus kann ich Beziehungen zu den Bewohner:innen aufbauen und ganz individuell auf sie eingehen. Ein Kollege hat beim Einschulen zu mir gesagt: „Arbeiten in Hausgemeinschaften ist oft wie Heimkommen, dorthin, wo man alle kennt.“
Ich muss am Zeit-Management arbeiten. Im Krankenhaus war ich für über 30 Patient:innen zuständig, aber die waren alle meinen Rhythmus eingestellt. In der Hausgemeinschaft leben zwölf Bewohner:innen nach ihrem eigenen Rhythmus, auf den ich mich einstellen muss, zum Beispiel wann möchte jemand geduscht werden, wann möchte jemand essen. Das Team unterstützt mich beim Einstieg sehr. Und ich habe ein Bücherl, wo ich diese vielen Informationen eintrage. Und täglich kommen noch viele Eintragungen dazu!
Die Arbeit erfordert die Liebe zum Menschen. Aber auch eine zeitliche Flexibilität, was die Dienstzeiten betrifft. Wenn man diesen Beruf wählt, weiß man aber von vornherein: Es gibt Weihnachten, Ostern, Nächte und es gibt auch Zeiten, wo man einspringen muss.
Wichtig ist auch eine psychische Stabilität. Ich begleite zum Beispiel häufig Sterbeprozesse, die ich im Dienst ganz anders als zuhause und schön gestalten kann. Im privaten Bereich lässt man alles sehr nah an sich heran.
In unserem Beruf ist Abgrenzung gut und wichtig, aber ich bin mit diesem Begriff vorsichtig, weil es von der Abgrenzung zur Abstumpfung nicht weit ist.
Ein großes Herz, das mich vor dem Abstumpfen bewahrt. Und natürlich Wertschätzung und Respekt vor den Menschen – sowohl vor den Bewohner:innen als auch vor den Kolleg:innen. Das Schöne hier ist: Die Wertschätzung wird auch mir von allen Ebenen entgegengebracht.
Ich spüre viel Dankbarkeit. Wenn einem zum Beispiel ein Mensch mit Demenz zwischendurch über die Hand streicht, da geht mir das Herz auf.
*) Frau A. möchte auf eigenen Wunsch anonym bleiben.