20 Jahre AmberMed - 20 Jahre Einsatz für Menschen ohne Versicherung

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25. September 2024
Bei einem Festakt in der Wiener Urania gratulierten zahlreiche Gäste dem Team AmberMed zu ihrem langjährigen Engagement.

AmberMed steht kurz für ambulant medizinische Versorgungseinrichtung, die sich gemeinsam mit dem Österreichischen Roten Kreuz für die gesundheitliche Versorgung von Nicht-Versicherten Menschen in Wien einsetzt. Was genau hinter AmberMed steckt, erfahren wir im Rahmen eines Festaktes am 18. September in der Wiener Urania. An diesem Tag wurden Unterstützer:innen, Wegbereiter:innen und Mitarbeiter:innen von AmberMed geehrt und bedankt.

Zu AmberMed kommen Menschen, die nicht krankenversichert sind. Aus welchem Grund auch immer. „In so eine Situation kann jeder von uns einmal kommen. Das sind Leute, die in prekären Arbeitsverhältnissen leben und ihre Versicherungsbeiträge nicht mehr zahlen können, Student:innen, die keine eigene Versicherung organisiert haben, Geschäftsleute, die gerade aus dem Ausland retour kommen und deren Vertrag frühzeitig gekündigt wurde, psychisch kranke Menschen, die ihren Alltag nicht mehr bewältigen können oder auch geschiedene Ehefrauen, die vor ihrer Heirat noch nicht erwerbstätig oder nur mitversichert waren. Und natürlich viele geflüchtete Menschen, die hier in Österreich noch keine Arbeit und keine Versicherung haben. All das sind Beispiele, wie man plötzlich durch das Versicherungsnetz fällt und keinen Anspruch mehr auf kostenlose medizinische Versorgung hat“, erzählt die Einrichtungsleiterin Mariella Jordanova-Hudetz, auch bekannt als „die gute Seele von AmberMed“.

Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Menschen, die wir behandeln, ihre Lebensgeschichten und ihre Bedürfnisse. Ihnen allen begegnen wir mit Respekt, Wertschätzung und Achtung vor Vielfalt - und das seit 20 Jahren.

Mariella Jordanova-Hudetz, Einrichtungsleiterin AmberMed

Nach einer kurzen Anmoderation durch die Journalistin Nina Horaczek, die AmberMed seit Jahren sehr gewogen ist („Ich erinnere mich noch genau, als ich vor ca. 20 Jahren beim Falter meine erste Reportage über AmberMed geschrieben habe“), übernimmt die Geschäftsführerin des Diakonie Flüchtlingsdienstes, Alexandra Gröller, das Mikro mit den Worten: „Wir lassen niemanden zurück!“ und erzählt den Gästen und Gratulanten von der Dringlichkeit dieser Einrichtung aus sozialpolitischer Perspektive. Diese Verantwortung, niemanden zurück zu lassen, übernimmt auch Stadtrat Peter Hacker in seiner Rede, in der er auch auf die Lebensqualität Wiens hinweist, die sich nicht nur durch wirtschaftliche oder technologische Faktoren definieren sollte, sondern vor allem auch durch Angebote wie AmberMed.

Genaue Einblicke in die Arbeit von AmberMed gewährt dann der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Michael Opriesnig. Das Rote Kreuz liefert als Partnerorganisation von AmberMed die Medikamente, die für die Behandlungen notwendig sind. Und das sind viele.

Auch Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, gratuliert AmberMed zu ihrem Engagement und betont in diesem Zusammenhang den hohen Wert von Teilhabe und sozialer Verantwortung. Danach erläutert Daniele Gamba, CEO von TAG GmbH, warum es ihm wichtig ist zu helfen und weshalb er mit seinem Unternehmen AmberMed seit Jahren finanziell unterstützt. Denn von Freiwilligkeit alleine kann AmberMed nicht aufrecht erhalten werden. „Wir brauchen auch finanzielle Mittel: für das Kernteam, für medizinische Gerätschaften, für das Büro, die Energiekosten, … Wir müssen jedes Jahr wieder bangen, ob wir gewisse Förderungen zugesagt bekommen oder nicht. Das ist sehr nervenzehrend“, berichtet die Einrichtungsleiterin Mariella, die das Team mit viel Herz und Engagement führt.

„Wir haben so viele tolle Helfer:innen, die freiwillig für uns arbeiten. Pensionierte Fachärzte:innen, Allgemeinmediziner:innen, Zivildiener, junge Menschen, die ihr freiwilliges Soziales Jahr bei uns absolvieren. Alle wollen mithelfen und wir haben eine super Atmosphäre im Team. Das spüren auch unsere Patient:innen.“ Für manche Ärzte:innen mitunter wohl auch ein Grund, sich bei AmberMed ehrenamtlich zu engagieren.

Wie genau die medizinische Versorgung bei AmberMed aussieht, erzählt uns dann Frau Dr. in Monika Matal, die seit der ersten Stunde für AmberMed tätig ist und die ärztliche Leitung übernommen hat. „Wir haben es geschafft, mittlerweile eine schöne, moderne Ambulanz aufzubauen, in der man sich wohlfühlt, mit Warteräumen und Fachpersonal.“ Frau Dr. in Matal ist Gynäkologin und macht die Arbeit zusätzlich zu ihrer Praxistätigkeit. Bei AmberMed ist sie unter anderem für Schwangerschaften und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen zuständig. „Gerade diese herausfordernde, unsichere Zeit im Leben einer werdenden Mutter, sollte nicht auch noch zusätzlich mit der Frage überschattet werden: Kann ich mir die Untersuchungen für mein Baby und für mich überhaupt leisten?“

Weitere Ansprachen kommen von Andreas Fuhrmann, Leiter der Medikamentenhilfe des Roten Kreuzes, von Evelyn Grilnberger, ehrenamtliche Internistin bei AmberMed und Besian Tahirsylaj, ehemaliger Zivildiener, dem die Arbeit bei AmberMed so gut gefallen hat, dass er jetzt als fixer Mitarbeiter übernommen wurde.

Krönender Abschluss sind die sehr klaren und offenen Worte von Martin Schenk, dem Sozialexperten der Diakonie Österreich, der über „Leben im Schatten. Prekärer Alltag ohne Krankenversicherung“ referierte. Sein mitreißender Vortrag zieht eine angeregte Podiumsdiskussion nach sich, die sich gegen Ende der Veranstaltung in Richtung Buffet verlagert.

Musikalische Begleitung kommt von Georgiana Muraru und Amarilio Ramalho mit Melodien von Mozart und Händel. Die Musikerin Georgiana war selber Patientin bei AmberMed und ist über die Hilfe dieser Einrichtung noch immer sehr dankbar.

„Was wünschen wir AmberMed für die Zukunft, für die nächsten 20 Jahre?“, fragt Moderatorin Nina Horacek nochmal zum Abschluss in die Runde. Auf jeden Fall eine große Feier, aber nicht zum 40. Jubiläum, sondern zu der Tatsache, dass es dann AmberMed hoffentlich nicht mehr braucht und jede:r in Österreich ein Recht auf kostenlose medizinische Versorgung hat!

Ambulanz AmberMed: Unverzichtbare Hilfe für Kinder, Frauen und Schwangere ohne Krankenversicherung.
Ambulanz AmberMed: Unverzichtbare Hilfe für Kinder, Frauen und Schwangere ohne Krankenversicherung. / © Nadja Meister

AmberMed

AmberMed versorgt mit einem ehrenamtlichen Team aus Ärzt:innen, Dolmetscher:innen und freiwilligen Unterstützer:innen unversicherte Menschen in Not. Gemeinsam bietet das AmberMed-Team medizinische Behandlungen, gibt Medikamente aus, nimmt Ängste und Sorgen und hilft Betroffenen dabei, wieder eine Krankenversicherung zu erlangen.

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