de La Tour Schule Seiersberg: Erfolgreiches Modell einer handylosen Schule

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25. Februar 2025
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2017 verzichtet die de La Tour Schule Seiersberg konsequent auf Mobiltelefone im Schulalltag. Während des gesamten Schultags werden die Handys in eigens dafür vorgesehenen Spinden verwahrt. Dieses Konzept hat sich als besonders erfolgreich erwiesen und bietet nun eine Blaupause für andere Schulen in der Steiermark. Angesichts des aktuellen Erlasses der steirischen Landesregierung zum Handyverbot bis zur sechsten Schulstufe zeigt die de La Tour Schule Seiersberg, dass eine handyfreie Schule nicht nur umsetzbar ist, sondern das Miteinander im Schulalltag spürbar bereichert.
Hundertprozentiger Konsens über Handy-Verzicht

"Als reformpädagogische Schule ist es uns besonders wichtig, dass die Schüler:innen fokussiert lernen können und echte soziale Beziehungen aufbauen", erklärt Schulleiterin Ruth Knox. Die Schule, die von der Diakonie de La Tour betrieben wird, setzt auf die Dalton-Pädagogik, die die Prinzipien des selbstständigen Arbeitens, der Verantwortung und der sozialen Interaktion in den Mittelpunkt stellt. "Schon von Beginn an war uns bewusst, dass Handys eine große Ablenkung darstellen und die Qualität des Lernens und Miteinanders beeinträchtigen können. Deshalb haben wir uns bewusst gegen die Nutzung von Mobiltelefonen im Schulalltag entschieden." Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg dieses Modells ist die enge Zusammenarbeit innerhalb der Schulgemeinschaft. "Ohne die Unterstützung der Eltern und Schüler:innen würde dieses Konzept nicht funktionieren. Sie müssen hinter unserer Philosophie stehen – und wenn das der Fall ist, dann funktioniert es wirklich gut", betont Knox.

Positive Auswirkungen auf Konzentration und soziales Miteinander

Die Vorteile dieses Ansatzes spiegeln sich auch in den Erfahrungen der Lehrkräfte wider. "Die Konzentrationsfähigkeit der Schüler:innen ist deutlich höher, weil sie nicht ständig durch Nachrichten oder Social Media abgelenkt werden", berichtet Deutschlehrerin Donata Trinkl. "Es gibt keine Unruhe durch eingehende Nachrichten oder Anrufe von Eltern während des Unterrichts. Dadurch können sich die Kinder voll auf den Lernstoff konzentrieren."

Diese Einschätzung wird auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauert. Der renommierte Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer warnt vor den negativen Auswirkungen digitaler Medien auf die Gehirnentwicklung. Er verweist auf internationale Pisa-Studien, die zeigen, dass der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht nicht automatisch zu besseren Lernergebnissen führt. Laut dem Experten zeigen sämtliche vorhandenen Daten, dass zu viel Bildschirmzeit insbesondere Kinder mit Lernschwierigkeiten benachteiligt und ihre Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt.

Auch Elke Gollob, die seit drei Jahren an der de La Tour Schule Seiersberg als Englisch-, Biologie- und Beratungslehrerin in Seiersberg tätig ist, sieht einen klaren Unterschied: "Da ich zuvor an Schulen war, an denen Handys im Unterricht erlaubt waren, habe ich einen direkten Vergleich und sehe ganz klar die Vorteile unseres Konzepts. In anderen Schulen habe ich oft erlebt, dass das Unterrichtsgeschehen durch die Handynutzung in den Hintergrund gerückt ist. Hier hingegen ist der Fokus viel stärker auf dem Lernen und Miteinander. Das Schulklima ist harmonischer, weil die Schüler:innen nicht in einer digitalen Parallelwelt leben, sondern sich bewusst auf das reale Geschehen einlassen."

Schüler:innen bestätigen: Handyfreier Schulalltag ist bereichernd

Die Schüler:innen selbst sehen den Handyverzicht überwiegend positiv. "Ich finde es super, dass wir keine Handys benutzen dürfen, weil wir in der Pause viel mehr miteinander reden und spielen. Dazu bin ich im Unterricht nicht abgelenkt und kann mich besser konzentrieren", sagt Erik (10), Schüler der fünften Schulstufe. Ähnlich sehen es auch die Schüler:innen in der Oberstufe, wie Marc (15), der die 10. Schulstufe besucht, betont. „Eine handyfreie Schule hat viele Vorteile – vor allem macht sie das soziale Miteinander viel lebendiger. Man kommt in den Pausen automatisch ins Gespräch und knüpft auch leichter Kontakte über Klassengrenzen hinaus.“ 

Mit den Gefahren exzessiver Handynutzung und Themen wie Cyberbullying setzt man sich natürlich trotzdem im Unterricht gezielt auseinander. „Ich kenne mehrere Leute, die TikTok oder Instagram löschen mussten, weil sie mehrere Stunden am Tag verbracht haben, es hat sich für sie aber nur angefühlt wie ein paar Minuten,“ erzählt Mitschüler Thomas (15), der im Rahmen des Deutschunterrichts auch einen Artikel über exzessive Handynutzung bei Jugendlichen und ihre Auswirkungen verfasst hatte.

Vorbildfunktion für andere Schulen

Die Erfahrungen der de La Tour Schule Seiersberg zeigen, dass eine handylose Schule nicht nur machbar ist, sondern auch erhebliche Vorteile für Konzentration, soziale Interaktion und das allgemeine Schulklima mit sich bringt. In Anbetracht des neuen steirischen Erlasses könnte dieses Modell anderen Schulen als Inspiration dienen. "Wir können nur aus unserer eigenen Erfahrung sprechen, aber bei uns funktioniert es harmonisch und bringt viele Vorteile", resümiert Schulleiterin Knox. "Die digitale Welt wird nicht aus dem Leben der Schüler:innen verschwinden – aber es ist unsere Aufgabe, sie in der Schule auf eine bewusste und reflektierte Nutzung vorzubereiten."