Chronisch krank: 190.000 Kinder brauchen dringend gute Schulen

  • Pressemitteilung
14. Februar 2025
Schulgesundheitsteams und School Nurses wären auch Hilfe für Erwerbstätigkeit & Einkommen der Eltern

Inklusive Schule wäre auch Hilfe für Erwerbstätigkeit und Einkommen der Eltern

„Ich würde mein Kind gerne länger im Kindergarten lassen, weil es dort wirklich gut aufgehoben ist und sich wohlfühlt, aber dafür wäre eine Stützkraft nötig.“ So hören wir es oft von Eltern chronisch kranker Kinder, berichtet der Sozialexperte der Diakonie Martin Schenk. Nachsatz: „Dann könnte ich auch wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen.

Eine Frau sagt: „Ich habe Verkäuferin gelernt und bin alleinerziehend. Nur mit gesicherter Betreuung kann mein Kind auch über Mittag bleiben.“ Sie wäre dann nicht länger zur Teilzeit gezwungen, sie möchte mehr Stunden erwerbstätig sein. Als alleinerziehende Mutter mit einem kranken Kind ist es finanziell sehr eng. „Wir kennen Mütter, die gerne arbeiten würden, aber keinen Arbeitsplatz finden, den sie mit den erforderlichen Hilfsleistungen für ihr Kind an der Schule verbinden könnten. Assistenz für chronisch kranke Kinder an Schulen wäre nicht nur für Kinder, sondern auch für deren Eltern eine enorme Entlastung und Unterstützung“, so Schenk.

Schmerzen, Lernrückstände, Medikamente

„Die krankheitsbedingten Veränderungen im Kindesalter stellen nicht nur das Kind und die Familie vor große Herausforderungen, sie verändern das gesamte Alltagsleben", betont Martin Schenk, selbst Psychologe. „Die Kinder erleben durch ihre Erkrankung Belastungen wie starke Schmerzen, Lernrückstände durch Fehlstunden in der Schule, Nebenwirkungen von Medikamenten wie Konzentrationsstörungen und Müdigkeit, Einschränkungen des Alltags durch Ernährungsvorschriften und Pflichtmessungen".

Bestimmte Erkrankungen lassen sich nach dem Prinzip der integrierten Versorgung nur durch den Einsatz von Gesundheitspersonal in Schulen sicher managen. Bei Diabetes z.B. müssen Kinder regelmäßig Blutzucker messen und Insulin injizieren. Kinder haben manchmal auch Probleme im Turnunterricht, weil Sport anstrengend ist und die Insulin-Dosierung dann verändert werden muss. Medizinische Indikationen, die eine zusätzliche Betreuung erfordern sind zum Beispiel: Mukoviszidose / Cystischer Fibrose, Aids, Multiple Sklerose, Inkontinenz, Diabetes Mellitus, Morbus Crohn, Asthma sowie alle Arten von Krebs.

Damit die mehr als 190.000 Kinder mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Diabetes, Rheuma oder Stoffwechselstörungen auf ihrem Bildungsweg nicht alleingelassen werden, schlägt die Diakonie die Etablierung von Schulgesundheitsteams vor.

Schulgesundheitsteams könnten in einer arbeitsteiligen und kooperativen Struktur gebündelt werden, wobei die „School Nurse“ ein Teil davon wäre. Im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist die Schulgesundheitspflege grundsätzlich verankert. Nicht jeder kleinere Schulstandort benötigt ein solches Team vor Ort, aber es könnte sinnvoll sein, ein Zentrum pro Schul-Cluster oder politischen Bezirk einzurichten, das die anderen Standorte mobil mitbetreut. Die personelle Zusammensetzung muss an die jeweiligen Erfordernisse und Ziele angepasst werden..

Betroffene Kinder brauchen Stützkräfte und Schulassistenz 

„Damit alle Kinder gute Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, müssen wir die Benachteiligung dieser Kinder in Schule und Elementarpädagogik beenden. Wir brauchen für eine gute Entwicklung gut ausgestattete Krabbelstuben und Kindergärten, Stützkräfte und Schulassistenz“, fordert die Diakonie.

Die Schulassistenz ermöglicht diesen Kindern den Besuch der Schule in ihrer Wohngemeinde. Assistent:innen und pädagogische Stützkräfte helfen bei Tätigkeiten, die Schüler:innen aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht ohne Hilfe ausführen können. Die Tätigkeiten reichen vom An- und Ausziehen, Hilfestellung beim Essen bis zu Unterstützung in der Klasse beim Lernen. Eine zentrale Qualität der Assistenz ist das Angebot einer stabilen einfühlsamen Beziehung, die dem Kind emotionale Sicherheit im schulischen Umfeld bietet und dadurch Lernen ermöglicht. Ohne Schulassistenz ist Kindern mit chronischen Erkrankungen die Teilnahme am Unterricht häufig nur eingeschränkt möglich.

Ich würde mein Kind gerne länger im Kindergarten lassen, weil es dort wirklich gut aufgehoben ist und sich wohlfühlt, aber dafür wäre eine Stützkraft nötig.

Mutter eines Kindergartenkindes mit einer chronischen Erkrankung

Ihre Ansprechperson zu dieser Pressemitteilung

Dr.in Roberta Rastl-Kircher
Pressesprecherin & Medienarbeit