Mirjami Ritzschke
- Story
Mirjami Ritzschke wurde 1964 in Helsinki geboren und studierte in Wien Soziologie, Slawistik und Germanistik. Ein Vortrag des damaligen Generalsekretärs von Amnesty International über die Behandlung von Asylwerber:innen in Österreich bewegte Mimi – wie sie auch von ihren Kolleg:innen genannt wird – dazu, sich ehrenamtlich in der Schubhaftgruppe von Amnesty International zu betätigen. Dabei lernte sie das notwendige juristische Handwerk, um Schubhaft- und Asylbescheide richtig zu lesen und verstehen und in Folge Rechtsmittel dagegen einzubringen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Katharina Ammann konnte sie drei irakische Asylwerber aus der Schubhaft befreien. Dieser Erfolg bestätigte sie in ihrem Engagement für Asylwerber:innen und dass es möglich ist, etwas zu bewirken.
Was mir in den vielen Jahren und besonders in schwierigen Zeiten Halt und Mut gegeben hat, war das großartige Team; den Kolleg:innen habe ich es zu verdanken, dass ich die Arbeit immer noch mit Freude mache!
Rechtsberatung und Sozialarbeit in Traiskirchen
1996 begann sie schließlich als Beraterin des Diakonie Flüchtlingsdienstes, der damals noch Evangelischer Flüchtlingsdienst Österreich hieß, in Traiskirchen mitzuarbeiten. Ihr Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen war klein: gemeinsam mit Gertrude Hennefeld, Katharina Ammann, Karl Helmreich und ein paar engagierten Freiwilligen setzte sie sich für die Rechte von Geflüchteten ein. Ein Büro gab es nicht, die Beratungen fanden im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche statt, der hier und da auch als Schlafstätte für Geflüchtete genutzt wurde. Mimi war neben ihrer Tätigkeit als Rechtsberaterin auch als Sozialarbeiterin im Einsatz und verbrachte viel Zeit mit der Suche nach Quartieren für obdachlose Asylwerber:innen. Die heutige „Grundversorgung“ für Asylwerber:innen gab es damals noch nicht.
Wir geben uns gegenseitig Halt, Mut und Kraft, teilen unser Wissen, unsere Erfolge, unseren Frust und können zudem wunderbar gemeinsam feiern!“
Wir geben uns gegenseitig Halt und Kraft
Seither hat sich Gott sei Dank vieles geändert. Mimi Ritzscke arbeitet als angestellte Rechtsberaterin beim Diakonie Flüchtlingsdienst in Wien und in Traiskirchen, die Grundversorgung für Asylwerber:innen wurde eingeführt und es gibt eigene Büroräumlichkeiten. Doch die Arbeit ist nach wie vor sehr herausfordernd. Gerade in schwierigen Zeiten ist das Team das wichtigste, damit man den Mut nicht verliert, erzählt Mimi: „Den Kolleg:innen habe ich es zu verdanken, dass ich die Arbeit immer noch mit Freude mache. Wir geben uns gegenseitig Halt, Mut und Kraft, teilen unser Wissen, unsere Erfolge, unseren Frust und können zudem wunderbar gemeinsam feiern!“
Mit ihrer Arbeit will Mimi den Geflüchteten, die hier keine Stimme haben, Gehör verschaffen. Es sind die kleinen und manchmal auch größeren Erfolge, die sie antreiben, weiterzumachen – und vielleicht ist das auch ihre Version von einer besseren Welt?
Die Diakonie feiert heuer ihren 150. Geburstag. Im Jubiläumsjahr erzählen wir die Geschichte der Diakonie: Anhand vieler Geschichten von Menschen, die Diakonie gelebt, erlebt und geprägt haben: Gründer:innen, Mitarbeiter:innen und Klient:innen. Wir blicken zurück und schauen in die Zukunft – unter dem Motto „aufeinander zugehen“.
Mehr zum Jubiläum der Diakonie